Protestaktion:Ärzteverband droht mit längeren Praxisschließungen im Januar

Lesezeit: 1 min

Besonders Hausärzte fühlen sich im Gesundheitssystem ungerecht behandelt. (Foto: Maurizio Gambarini/dpa)

Mit einer Protestaktion machen niedergelassene Ärzte diese Woche auf Missstände aufmerksam. Wenn der Gesundheitsminister keine Zugeständnisse macht, könnte das im nächsten Jahr noch einmal länger anstehen.

Der Virchowbund der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte droht für das neue Jahr längere Praxisschließungen an, falls Gesundheitsminister Karl Lauterbach nicht auf die Forderungen eingeht. Nach der dreitägigen Protestaktion in dieser Woche sind die Ärzte ab dem 2. Januar wieder "wie gewohnt für ihre Patienten da", sagte der Vorsitzende Dirk Heinrich der Rheinischen Post. "Sollte sich bei dem Gipfel mit dem Minister am 9. Januar allerdings keine Bewegung abzeichnen, werden die Praxen danach für eine ganze Woche schließen. Das behalten wir uns vor."

Ärzteverbände hatten für die Zeit zwischen den Jahren dazu aufgerufen, Praxen bundesweit geschlossen zu halten. Die noch bis diesen Freitag geplante Aktion ist Teil der Kampagne "Praxis in Not". Beklagt wird, dass viele Leistungen zu niedrig honoriert werden. Außerdem solle eine aufgehobene Regelung mit Extra-Honorierungen für neue Patienten in Praxen wieder eingeführt werden. Die Ärzte sehen außerdem eine Überlastung und zu viel Bürokratie in ihren Praxen.

SZ PlusMeinungGesundheit
:Warum viele Arztpraxen gerade dicht sind

Viele Hausärztinnen und -ärzte beklagen Bürokratie und Zeitmangel. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hilft ihnen wenig. Leidtragende sind die Kranken.

Kommentar von Rainer Stadler

Der Virchowbund rechnete mit mehreren Zehntausend geschlossenen Praxen. Sie waren dazu aufgerufen, für Vertretung für Notfälle zu sorgen. Verbandschef Heinrich warf Lauterbach vor, lieber "Neiddebatten" anzuzetteln, "als die Ungerechtigkeiten im aktuellen Vergütungssystem zu beheben". "Niedergelassene Ärzte verdienen nicht so viel, wie der Minister suggeriert", sagte er.

Der Gesundheitsminister hatte angesichts der Proteste bessere Arbeitsbedingungen in Aussicht gestellt, Forderungen nach mehr Geld aber abgewiesen. "Außer in der Schweiz wird natürlich in Europa in den Praxen nirgendwo so gut verdient wie in Deutschland", sagte der SPD-Politiker im ZDF. "Die Spielräume für Honorarzuwächse, die sehe ich nicht." Praxen bräuchten weniger Bürokratie und das Geld müsse gerechter verteilt werden. Im Fokus des "Krisengipfels" im Januar stehen bessere Bedingungen für Hausärzte.

© SZ/dpa/nadl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusExklusivArzneimittel
:Wenn Medikamente knapp werden

Im vergangenen Winter waren Hustensäfte knapp, nun will die Branche eine erneute Panik vermeiden. Engpässe könnte es trotzdem geben, warnt der Großhandelsexperte Marcus Freitag.

Von Elisabeth Dostert

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: