SZ-Serie "Ein Anruf bei ...":"Wenn dir die Luft ausgeht, lässt du dich auswechseln"

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Die Heavy Kickers aus Bork messen sich unter anderem mit den Pfundskerlen Menden. (Foto: privat)

In NRW ist kürzlich die 1. Übergewichtige Fußballliga an den Start gegangen. Mike Kraus, Initiator der "Heavy Kickers" aus Bork, erklärt, wer mitspielen darf.

Interview von Hanna Fath

Die "Big Boys" aus Buschhausen werden antreten, die "Heavy Kickers" aus Bork oder die "Pfundskerle" aus Menden: Sechs Fußballmannschaften haben die 1. Übergewichtigen Fußballliga NRW gegründet, kürzlich war Saisonauftakt. Mike Kraus, 50, hat den Ball ins Rollen gebracht. 2019 gründete er die "Heavy Kickers", denen sich mittlerweile 27 Spieler angeschlossen haben.

SZ: Herr Kraus, in Ihrer Mannschaft kann jeder ab einem BMI von 31 mitmachen. Müssen Sie Ihre Mitspieler also regelmäßig auf der Waage kontrollieren?

Mike Kraus: Nein, wir haben da nur mal einen Richtwert festgelegt. Wir nehmen keine Normalgewichtigen, aber wir sagen jetzt nicht, dass man 100 Kilo wiegen muss, um mitmachen zu können. Wenn einer kommt, der 95 Kilo wiegt, aber 1,55 Meter groß ist, dann hat der auch ein Gewichtsproblem.

Verstehe. Und wenn jemand abnimmt, fliegt er dann aus der Mannschaft?

Wenn sich jemand bei uns engagiert hat und sich wohlfühlt und es dann schafft, 20 oder 30 Kilo abzunehmen, dann darf er auch in der Mannschaft bleiben, wenn er möchte. Wir sind ja eine Gemeinschaft!

Aber wenn das Mode macht in Ihrem Team, Herr Kraus, dann könnte das doch ein bisschen unfair werden, für die Pfundskerle aus Menden zum Beispiel.

In der neu gegründeten Liga gibt es die Regel, dass zwei Normalgewichtige auf dem Platz stehen dürfen - wenn sie aus der Mannschaft kommen und dort abgenommen haben. Es darf nur nicht aus dem Gleichgewicht geraten, dass wir dann nachher fünf Normalgewichtige auf dem Platz haben, die den anderen weglaufen.

Für das Gleichgewicht ist ja der obligatorische Kasten Bier nach dem Training da.

Bei uns ist das nicht so extrem wie in der Kreisliga. Nach dem Training gibt es selten mal noch ein Bier, ein Gemischtes oder auch ein Wasser, dann unterhalten wir uns noch kurz, gehen aber auch alle fix nach Hause.

Mike Kraus, 50, Business Development Manager und Hobbyfußballer, würde sich freuen, wenn noch mehr Vereine gegründet werden, die seiner Liga beitreten können. (Foto: privat)

Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, ein solches Team zu gründen?

Ich hatte früher wegen einer Verletzung aufgehört mit Fußball. Irgendwann habe ich die Lust verspürt, wieder in einem Team Sport zu treiben, nicht allein zu sein. In einer normalen Fußballmannschaft oder auch in einer Freizeitmannschaft hätte ich wahrscheinlich wenig Chancen und wenig Spaß gehabt.

Abnehmen war keine Option?

Mich hat die Corona-Zeit mit Home-Office ziemlich zurückgeworfen, das hat mich noch mal 15 Kilo gekostet. Wir haben einige bei uns, die früher Fußball gespielt haben und dann lange nicht. Die sind - wie wir so schön sagen - auf der Couch versackt.

Gibt es eigentlich auch eine Gewichtsobergrenze?

Wir passen schon auf, dass es gesundheitlich passt, also dass keiner mitspielt, der so schwer übergewichtig ist, dass ihn kaum die Beine tragen, der konditionelle oder Herz-Kreislauf-Probleme bekommen könnte. Wichtig ist vor allem, dass jeder so mitmacht, wie er kann. Wenn dir die Luft ausgeht, dann machst du erst mal eine Pause im Training und im Spiel lässt du dich auswechseln.

Hört sich vernünftig an. Aber wie lässt sich das Ganze denn mit dem Leistungsgedanken vereinbaren?

Wir sind motiviert, achten aber darauf, dass es keinen falschen Ehrgeiz gibt. Wir wollen hier keine Kreisliga-Atmosphäre, sondern dass es beim Spaß bleibt, dass wir aufeinander aufpassen.

Werden die "Heavy Kickers" den ersten Meistertitel nach Bork holen?

Es wird nicht leicht. Unabhängig vom Gewicht gibt es Mannschaften, die wirklich sehr gute Fußballer haben. Aber machbar ist es für uns!

Weitere Folgen der SZ-Serie "Ein Anruf bei ..." finden Sie hier .

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