Tierschutz:Gequälter Heiliger

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Elefant Muthu Raja nimmt ein Bad im Dehiwala Zoo. Jahrelang musste der Elefant, der in Thailand Sak Surin genannt wird, in Sri Lanka Schwerstarbeit leisten. (Foto: I. Uphul/dpa)

Zwischen Thailand und Sri Lanka gibt es diplomatische Verstimmungen, weil ein vom König verschenkter Elefant auf der Insel im Indischen Ozean offenbar misshandelt wurde. Über die Fallstricke der Tierdiplomatie.

Von Arne Perras

China hat allen vorgemacht, wie Tierdiplomatie geht. Peking schickte schon vor Jahrzehnten die ersten Pandas in die Welt hinaus, als flauschige Botschafter in den Zoos sollen die Bären das Image der asiatischen Großmacht weichspülen und Sympathien wecken. Der Stadtstaat Singapur wiederum setzt auf botanische Gesten, er hält sich wichtige Besucher gewogen, indem er sie mit eigens gezüchteten Orchideen beschenkt, die dann deren Namen tragen. Und Thailand? Die Königsfamilie hat eine ganze Reihe von Elefanten ins Ausland verschenkt, um zwischenstaatliche Beziehungen zu pflegen. Wobei das zuletzt mächtig schiefgegangen ist.

Statt die Freundschaft zu befördern, hat ein solcher Elefantentransfer schwere diplomatische Verstimmungen zwischen Bangkok und Colombo ausgelöst. Und das kam so: Thailand hat einst drei Elefanten in den befreundeten Staat Sri Lanka geschickt, sie waren als gütige Gabe des Monarchen deklariert. Die beschenkte Nation im Indischen Ozean bedankte sich sehr herzlich dafür und nannte einen der Elefanten dann Muthu Raja, was so viel wie "Perlenkönig" heißt. Nur dass dieses Tier, mit seinen imposanten langen Stoßzähnen, dann schlimm geknechtet wurde.

Der Elefant musste Tempeldienste leisten und offenbar zu schwere Lasten tragen. Tierschützer waren schockiert, als sie den misshandelten Muthu Raja sahen. Allerdings hat es dann noch einmal drei Jahre lang gedauert, bis Thailand das geschundene Tier zurück nach Hause holte. Im Frachtraum einer russischen Iljuschin Il-76 reiste der vier Tonnen schwere Bulle am Wochenende von Colombo nach Chiang Mai.

Elefanten gelten als heilige Tiere

Der Fall ist so gewichtig, dass der Premier von Sri Lanka dem König von Thailand schon im Mai sein tiefstes Bedauern über den Zustand des Elefanten übermittelte. Tierärzte stellten fest, dass er nicht nur unterernährt war, er soll auch wegen Schlägen ein Bein nicht mehr richtig bewegen können. Außerdem leidet Muthu Raja, den sie in Thailand Sak Surin nennen, unter Abszessen.

Sowohl in Thailand als auch in Sri Lanka gelten Elefanten als heilige Tiere. Aber wo sie Tempeldienste leisten müssen, wird ihnen das Leben oft zur Hölle gemacht - ein Befund, den Experten auch im südlichen Indien anprangern. Gerade religiöse Zeremonien, die sich in sengender Hitze stundenlang hinziehen, sind besonders qualvoll. Die Tiere können sich kaum bewegen, sind umringt von Menschenmassen, Lärm dröhnt auf sie ein, und darüber hinaus müssen sie nicht selten schweren Schmuck und Lasten tragen. Hinzu kommt, dass viele Tiere in Tempeln völlig falsch ernährt werden. Abwechslungsreiches Futter, das sie gesund hält, bekommen sie dort nur selten.

Hat die jahrelange Tortur für Muthu Raja damit ein Ende gefunden? Offiziell wurde der Elefant nur zur medizinischen Behandlung ausgeflogen, Veterinäre versuchen nun, seine Wunden zu heilen und ihn wieder fit zu bekommen. Sri Lankas Regierung erwartet das Geschenk offenbar irgendwann zurück, aber ob es jemals so weit kommt, ist unklar. Thailand jedenfalls hat seine Botschaften in aller Welt schon mal angewiesen, die Gesundheit verschenkter Elefanten zu prüfen. In Zukunft wird sich das Land wohl andere Geschenke ausdenken, denn Qualen heiliger Tiere sind der weltlichen Diplomatie kaum dienlich.

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