SZ-Kolumne "Bester Dinge":Prost auf mich

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Shane MacGowan hat in einem Pub Geld für viel Bier hinterlegt. (Foto: Michael Walter/AP)

Der verstorbene "Pogues"-Sänger Shane MacGowan hatte einen letzten Willen: Die Gäste seiner Beerdigung mögen sich für 10 000 Euro betrinken.

Von Marcel Laskus

Kaum ein anderer konnte den Rausch so besingen wie Shane MacGowan. Die Euphorie, die er auslöst. Den Schaden, den er anrichtet. Die Schwierigkeit, von ihm loszukommen, wenn man einmal zu sehr an ihm klebt. MacGowan dichtete über "ten pints of beer", über "brandy and wine", über "streams of Whiskey". Was gelesen schrecklich plump wirkt, bekam gesungen von ihm, dem Punk-Poeten, so etwas wie Tiefgang. In der Realität könnten die Mengen an Fusel, die in einem halben Album der Pogues thematisiert wurden, zwar zu einer mittelschweren Alkoholvergiftung führen. Aber dieser Alkohol - da hätte auch keine "Kenn dein Limit"-Kampagne geholfen - war halt Shane MacGowans Thema.

Er kannte ihn aus den Pubs in Irland und England und von den Bühnen, auf denen er erst tanzte, dann taumelte und ab 2020 nicht mehr richtig stehen konnte. Noch vor einem Jahr sagte er dem SZ-Magazin wacker: "Wir waren eigentlich nie betrunken." Am 30. November starb er im Alter von 65 Jahren, und mit dem Tod endete die Symbiose zwischen MacGowan und dem Alkohol. Wobei. Er hatte, das weiß man jetzt, seinen Hinterbliebenen ja noch etwas hinterlassen.

Am 8. Dezember, dem Tag seiner Beerdigung, waren die Straßen Dublins gesäumt von Menschen, die Abschied nahmen. Bei der Trauerfeier in einer Kirche in Nenagh saß Nick Cave am Klavier und sang für die Trauergemeinde den großen Pogues-Song "A Rainy Night in Soho". Im Pub "The Thatched Cottage" sollte der Tag sein Ende nehmen und die Gäste noch einmal zusammenkommen. Das taten sie dann auch, mussten sie doch den "letzten Willen" von Shane MacGowan erfüllen, der gewissermaßen ein Auftrag war. Wie der britische Independent erfuhr, sei beim Wirt des Pubs ein Budget in Höhe von 10 000 Euro hinterlegt worden. Der im Namen von Shane MacGowan übermittelte Verwendungszweck: Beer, Beer, Beer.

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