SZ-Kolumne "Bester Dinge":Schnarchen und schuften

(Foto: DOC-Photo)

Ein Leipziger Stadtrat fordert, den Mittagsschlaf im Büro als Arbeitszeit zu erfassen. Warum das absolut ernst zu nehmen ist.

Von Elisa Britzelmeier

Achtung, bitte nicht einschlafen jetzt. Sie sind vermutlich müde, kein Wunder, Wochenstart und so, aber aus Leipzig erreicht uns eine Nachricht, die aufmerken lässt. Dort hat der aufgeweckte Stadtrat Thomas Kumbernuß beantragt, den Büro-Mittagsschlaf als Arbeitszeit der Stadtverwaltung zu erfassen.

Kumbernuß fordert ein strenges Regelwerk, wir zitieren hier mit Dank an die Kolleginnen und Kollegen vom MDR: Der Mittagsschlaf "ist innerhalb der Arbeitszeit durchzuführen und soll frühestens eine Stunde nach Arbeitsaufnahme beginnen und spätestens eine Stunde vor dem Feierabend enden". Keinesfalls solle die Zeit für Einkäufe in der Mittagspause genutzt werden. Die Länge des Ruhens soll ausdrücklich flexibel gehalten werden. Dass Kumbernuß Mitglied der Partei "Die Partei" und diese für ihre satirischen Vorschläge bekannt ist, kann an dieser Stelle ignoriert werden. Ebenso wenig ist das der richtige Anlass für Witze über schnarchende Beamte.

Im Gegenteil: Der Vorstoß ist absolut ernst zu nehmen und dringend auf andere Branchen auszuweiten. Dass die Menschen heute anders arbeiten als vor 20 Jahren, wie Kumbernuß sagt, dass mehr Schlaf und weniger Stress nötig wären, das gilt ja nicht nur für die Leipziger Stadtverwaltung. Kumbernuß hat zudem vorgeschlafen, äh, vorgeschlagen, Ruheräume mit Liegen und Hängematten einzuführen. Auch das Abspielen von Hörbüchern kann er sich vorstellen. Von Spieluhren war nicht die Rede, darauf musste ihn wohl erst noch jemand bringen. Gern geschehen, Herr Kumbernuß. Das war jetzt aber auch genug Anstrengung für heute. Wir legen uns erst mal hin.

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