Das Feuer hat sich zunächst nach Süden und dann über die Küstenstraße nach Westen gefressen, wo es bei La Salie am Sonntag das Meer erreichte. Und es wird schlimmer. Der Höhepunkt der Hitzewelle traf Frankreich, von der Iberischen Halbinsel kommend, erst am Montag, die Temperaturen überschritten vielerorts 40 Grad. Der Wetterdienst Météo France verhängte bis Montagnachmittag für fast die komplette französische Atlantikküste und weitere westliche Gebiete die höchste Warnstufe Rot.
Im Département Gironde, wo die Brände lodern, sprechen Experten von einem "Pulverfass". Fast 4000 Feuerwehrleute sind quasi rund um die Uhr im Einsatz. Priorität hat der Versuch, die Brände einzudämmen, die durch stetig wechselnde Winde immer wieder angefacht werden. Dazu werden taktische Feuer gelegt. Waldarbeiter schlagen Lichtungen, um den Flammen die Nahrung zu nehmen. Es sei schmerzhaft, all die Bäume fallen zu sehen, sagte ein Feuerwehrmann. Aber man habe keine andere Wahl.
Wer im Hotel eincheckt, sollte fragen: Was ist im Brandfall zu tun?
Wer keinen Feuerwehrhelm trägt und sich in einer von Waldbränden betroffenen Region befindet, fühlt sich schnell hilflos beim Anblick solcher Zerstörung. Dabei lassen sich angesichts der Gefahren Vorkehrungen treffen, zumindest was einen individuell angeht. Der Waldbrandexperte Lindon Pronto vom European Forest Institute in Bonn rät Urlaubern dazu, sich bereits vor ihrer Reise über die Lage am Ferienort zu informieren. Wer in ein besonders von Hitze und Trockenheit betroffenes Gebiet reist, sollte beim Check-in am Empfang des Hotels oder Campingplatzes direkt erfragen, was im Brandfall zu tun ist. In einigen Ländern erhalte man außerdem beim Grenzübertritt eine SMS mit wichtigen Informationen zum richtigen Verhalten bei Bränden, an gefährdeten Orten seien oft Schilder mit Notrufnummern aufgestellt, die man sich am besten direkt einspeichern sollte.
Mit aller Vorsicht kann man sich auch selbst nützlich machen: "Wer einen Brand entdeckt, sollte so schnell wie möglich Hilfe anfordern", sagt Pronto. "Die ersten Minuten sind oft entscheidend, um das Feuer in seiner Entstehungsphase einzudämmen." Wer sich in einem Wald befinde, solle den Einsatzkräften durch die Standorterkennung des Smartphones oder eine entsprechende App die genauen Koordinaten mitteilen, damit diese nicht lange suchen müssen - am besten in einer SMS-Nachricht, damit keine Zahlen verwechselt werden. Wichtig sei außerdem, am Telefon zu erwähnen, wie schnell sich das Feuer ausbreitet, ob Wind die Brandfläche vergrößert und ob sich gefährliche Substanzen wie Chemikalien oder leicht brennbares Material in der Nähe des Feuers befinden.
Bei großen Bränden mag das albern erscheinen. Wer aber bei einem überschaubaren Feuer die Möglichkeit habe, könne einen Brand mit geeigneten Mitteln selbst bekämpfen. Etwa mit einem Feuerlöscher, einem Gartenschlauch oder einer Löschdecke. Und nur so lange, bis die Feuerwehr eingetroffen ist. "Die Verletzungsgefahr sollte dabei aber nicht unterschätzt werden", betont Pronto. "Es kann sehr schnell passieren, dass man nicht mehr richtig sehen oder atmen kann."
Hilflos sehen die Bauern dabei zu, wie Obst und Gemüse auf den Feldern verbrennen
Die aktuellen Bilder aus Frankreich gehören zu den besonders alarmierenden, aber auch in anderen Teilen Europas stehen Wälder in Flammen. In Italien hofften die Menschen in Anbetracht immer wieder aufflammender Waldbrände zuletzt auf Regen, der dann aber wieder einmal ausblieb. Hilflos müssen die Bauern dabei zusehen, wie Obst und Gemüse auf den Feldern verbrennen. Auf Sizilien und Sardinien hoben die Behörden die Waldbrand-Warnstufen erneut an. Ähnlich ist es in Griechenland, wo die Feuerwehr das Risiko für Waldbrände in vielen Landesteilen weiterhin als "sehr hoch" einschätzt. Am Montag waren vor allem die Region um Athen sowie die Inseln Euböa, Kreta, Lesbos und Samos betroffen. Im für völlig andere klimatische Verhältnisse bekannten Großbritannien galt erstmals überhaupt eine rote Wetterwarnung wegen Hitze für Montag und Dienstag, erwartet wurden bis zu 40 Grad. In Spanien und Portugal gaben derweil sinkende Temperaturen Grund zur Hoffnung.
In Deutschland steht der vorläufige Höhepunkt der Hitzewelle hingegen noch bevor. Örtlich sollen die Temperaturen auf bis zu 40 Grad steigen, wie der Deutsche Wetterdienst mitteilte. Allerdings bleibe die extreme Hitze nur einen Tag: Am heißesten wird es wohl im Westen und Südwesten am Dienstag. Am Mittwoch verlagert sich die Hitze in den Osten und Nordosten, wo die Böden schon jetzt trocken sind und die Gefahr für Waldbrände schon lange nicht mehr abstrakt ist. In Brandenburg nahmen die Feuer jüngst eine Fläche von 400 Hektar ein. In der Nacht auf Montag brach im Nationalpark Sächsische Schweiz ein Brand aus. Unweit der berühmten Basteibrücke waren die Einsatzkräfte noch am Montagnachmittag mit den Löscharbeiten in den Wäldern beschäftigt.
Leicht entzündliche Holzstapel sollten nur in geschützten Bereichen stehen
In der Sächsischen Schweiz ist die Brandursache bislang ungeklärt. Unabhängig davon haben die Ursachen der Feuer in der Natur oft mit dem Menschen zu tun: Waldbrandexperte Pronto appelliert, an heißen Tagen auf Grillfeste zu verzichten. Und er listet die vermeidbaren Nachlässigkeiten auf, deretwegen es immer wieder zu Bränden kommt: keine Zigarettenstummel aus dem Autofenster werfen. Keine kleinen Kinder mit Lupen oder Vergrößerungsgläsern draußen spielen lassen. Holzstapel sollten nur in geschützten Bereichen stehen, Regenrinnen regelmäßig von Laub befreit und hohes Gras abgemäht werden. Wer am Wald wohnt, könne sich außerdem bei der örtlichen Feuerwehr erkundigen, ob eine Schneise durch einen kontrollierten Brand um das Haus sinnvoll ist, damit einem möglichen Feuer der Nährboden entzogen wird.
Für manche dieser Ratschläge ist es an der französischen Atlantikküste vorerst zu spät. Insbesondere der Brand bei La Teste-de-Buch ist es, den die Franzosen gerade nervös beobachten. Denn er liegt unmittelbar an der spektakulären Dune du Pilat, der größten Wanderdüne Europas. Hierhin und an die weiter südlich gelegenen breiten Sandstrände zieht es jährlich Massen an Urlaubern, gerade auch aus Deutschland. Jetzt, mitten in der Hochsaison, ist die Gegend Sperrzone. Die Campingplätze am Fuß der Düne sind leer, 24 000 Menschen mussten ihre Bleibe zur Sicherheit verlassen.