Luftfahrt:Schlange an Bord

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Da ging die Reise hin: Touristen am Mai-Khao-Strand auf der thailändischen Insel Phuket (Bild aus dem November 2023). (Foto: Lillian Suwanrumpha/AFP)

Warum sich die Passagiere eines Fluges von Bangkok nach Phuket wie in einem B-Movie fühlten.

Von David Pfeifer, Bangkok

Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die Angst vor dem Fliegen haben. Sich klarzumachen, dass man Tausende Meter über dem Erdboden in einer Röhre aus Metall und Kunststoff sitzt, ohne jederzeit aussteigen zu können, kann furchterregend sein - auch, ohne dass gleichzeitig eine Schlange an Bord ist. Mit Schlange aber ist es Material für einen Horrorfilm.

So wie in "Snakes on a Plane", einem B-Movie der seine komplette Inhaltsangabe schon im Titel trägt. Die Reaktion der Kritiker war im Jahr 2006 eher verhalten, doch Hauptdarsteller Samuel L. Jackson und ein paar digital animierte Schlangen, die die Passagiere vorwiegend ins Gesicht bissen, machten den Film zu einem beachtlichen Erfolg. Vermutlich, weil eine Urangst angesprochen wurde.

Eine Filmschlange aus "Snakes on a Plane" von 2006. (Foto: James Dittiger/New Line Cinema Photo/imago/Cinema Publishers Collection)

Und auch wenn man das Kino nicht mit dem Leben verwechseln sollte, werden sich einige Passagiere des "Air Asia"-Fluges FD3015 von Bangkok auf die thailändische Insel Phuket Anfang dieser Woche vom Bordprogramm nicht optimal unterhalten gefühlt haben, als sie tatsächlich eine Schlange in einem der Gepäckfächer in der Kabine entdeckten.

Die betroffenen Passagiere teilten sich, wie heutzutage üblich, sofort in zwei Gruppen: Die einen verließen blitzartig ihre Sitze, die anderen holten ihre Smartphones heraus, um die Angelegenheit für den Rest der Welt zu filmen. Ein Tiktok-Video des Vorfalls wurde in kurzer Zeit 3,4 Millionen Mal aufgerufen. Darin ist zu sehen, wie ein Flugbegleiter versucht, die kleine Schlange in einer leeren Wasserflasche zu fangen und wie er sie später in einen Abfallsack treibt. Phol Poompuang, Sicherheitschef der Air Asia sagte, "das ist ein sehr seltener Vorfall". Das Flugzeug wurde nach der Landung durchsucht, aber es wurde keine weitere Schlange gefunden. Es gab keine Auskunft darüber, um welche Art es sich handelte, giftig oder ungiftig, und wie sie an Bord gelangt war.

War sie ein blinder Passagier?

Denkbar sind zwei Varianten: Zum einen ist der Reptilienschmuggel ein Problem in Südostasien. Im vergangenen Jahr fanden Sicherheitsbeamte in München einen lebendig in Frischhaltefolie eingewickelten Albino-Alligator im Gepäck eines US-Amerikaners auf dem Weg nach Singapur. Solche Alligatoren erzielen auf dem Schwarzmarkt Preise bis zu zwei Millionen US-Dollar; je seltener und geschützter die Art, desto höher der Preis. Die indischen Flughafenbehörden fanden im April vergangenen Jahres sogar 22 Schlangen und ein Chamäleon im Gepäck einer Frau, die aus Kuala Lumpur in Chennai landete. Wenige Wochen zuvor waren 45 Kugelpythons, drei Seidenäffchen, drei Sternschildkröten und acht Kornnattern bei einem Passagier aus Thailand beschlagnahmt worden.

Das Reptil könnte sich aber auch als blinder Passagier an Bord geschlängelt haben. Im von Klimaanlagen gekühlten Alltag vergisst man schnell, dass Bangkok in einer Region liegt, die sehr heiß und feucht ist, weswegen es seit Jahren eine Reptilienplage gibt. Neu Zugezogene bekommen die Warnung zu hören, dass Schlangen auch im 28. Stock eines Hochhauses aus der Toilette kommen können. Und das ist keine urbane Legende, es passiert nicht häufig, aber es kommt vor. Gute Idee für ein B-Movie mit Samuel L. Jackson eigentlich.

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