Stilkritik Buchstabendreher:Tor von Schotterbleck!

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Beim DFB arbeiten wahre Sprachakrobaten. (Foto: Sebastian Gollnow/dpa)

Der Slogan "Die Mannschaft" ist Geschichte, kommt jetzt ein neuer? Der DFB jedenfalls schickt den Neologismus "Deutschalnd" ins Rennen.

Glosse von Moritz Geier

Am Dienstagabend trifft Deutschalnd auf Belgien, und weil man die Marken-Kreativität des Deutschen Fußball-Bundes nie unterschätzen sollte, darf man auch den Schriftzug "Deutschalnd - Belgien", wie er auf einem großen Banner steht, den der DFB über den VIP-Aufzügen im Kölner Stadion angebracht hat ( Bild berich tete), keinesfalls sofort als bloßen Rechtschreibfehler abtun.

Vielmehr könnte sich dahinter der Versuch verstecken, den Verlust des von Ex-Teammanager Oliver Bierhoff erfundenen und in allerlei Beliebtheitsumfragen gescheiterten Slogans "Die Mannschaft" mit einem neuen Spitznamen aufzufangen, einer Art missglücktem Anagramm. Deutschalnd, das passt vom Sound her natürlich hervorragend zu einer Mannschaft, die schon seit geraumer Zeit auf der Suche nach sich selbst ist, aber noch immer nicht so ganz zusammengefunden hat. Zwar hätten die Deutschland-Anagramme Lande duscht oder Land duschte besser zur WM-Performance gepasst, aber so etwas empfinden sie beim DFB vermutlich eher als Tadelschund. Der Verband wünscht sich natürlich, dass die Fans alle Marketing-Spielereien einfach nur sacht dulden.

Gegen die Annahme, es könnte sich beim Neologismus Deutschalnd bloß um einen simplen Buchstabendreher handeln, spricht außerdem das hohe Sprachbewusstsein, das beim DFB spätestens mit der Berufung von Rudi Völler zum neuen Sportdirektor eingezogen ist. In einem Interview hat Völler gerade kundgetan, er werde "übrigens auch nicht gendern". Was das bedeutet für die etwaige Suche nach einem neuen Slogan für die deutsche Nationalmannschaft, ist zum jetzigen Zeitpunkt leider noch völlig unklar. Für den aktuellen Stand der DFB-Wortschöpferei gilt jedenfalls, was Sprachexperte Völler einst als Teamchef bei der Weltmeisterschaft 2002 feststellte: "Zu 50 Prozent stehen wir im Viertelfinale, aber die halbe Miete ist das noch lange nicht!"

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