Unternehmen in der Region:Tarifbindung als Standortvorteil

Lesezeit: 2 Min.

Gemeinsames Werben für die den Flächentarifvertrag: Udo Schulz (Betriebsbetreuer IG-Metall Weilheim), Karl Musiol (stellvertretender Geschäftsstellenleiter IG-Metall Weilheim) und Elring-Klinger-Gesamtbetriebsrat Markus Siegers (v. li. n. re.) vor dem Geltinger Standort. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Für den Standort der Elring-Klinger AG in Geretsried-Gelting gilt bisher kein Tarifvertrag. Das will die IG Metall ändern.

Von Benjamin Engel, Geretsried

Am Standort der Elring-Klinger AG im Geretsrieder Gewerbegebiet Gelting ist am Mittwoch eine mögliche Eskalation ausgeblieben. Derzeit ringt die Industriegewerkschaft (IG) Metall mit der Arbeitsgeberseite, für das Werk den Flächentarifvertrag einzuführen. Daher hatte der Betriebsrat eine Betriebsversammlung organisiert und Vertreter der regionalen Weilheimer IG Metall eingeladen. Laut dem stellvertretenden Geschäftsstellenleiter Karl Musiol kündigte die Arbeitgeberseite zunächst schriftlich an, die Gewerkschaftsvertreter nicht auf das Werksgelände zu lassen. Noch am Mittwochvormittag habe das Unternehmen das Hausverbot aufgehoben, so der Gewerkschaftsvertreter.

Entsprechend entspannt steht Musiol daher gegen Mittag mit dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden und stellvertretenden Aufsichtsrat der Elring-Klinger AG, Markus Siegers, sowie IG Metall-Betriebsbetreuer Udo Schulz vor dem Werkstor. Laut Musiol ist der Geltinger Standort bislang innerhalb der Elring-Klinger AG einer von wenigen ohne Tarifbindung. "Wir sind etwa ein halbes Jahr in der Tarifbewegung", so der stellvertretende Weilheimer IG Metall-Geschäftsstellenleiter. Im Februar dieses Jahres sei eine Tarifkommission gewählt worden, um in Tarifverhandlungen einzusteigen.

Ziel der Gewerkschaft ist Arbeitszeitreduktion

Laut Elring-Klinger-Sprecher Peter Renz sind die Mitarbeiter in Gelting derzeit 37 Stunden in der Woche tätig. Ziel der Gewerkschaft ist es, eine Arbeitszeitreduktion zu erreichen. Die im Flächentarifvertrag für die bayerische Metall- und Elektroindustrie 35-Stunden-Woche soll gelten. Musiol spricht zwar von damit verbundenen Produktivitätseinbußen von um die 6,5 Prozent. Gleichzeitig könne ein Unternehmen mit einem Tarifvertrag für sich werben. "Ein Tarifvertrag kann eine Lösung für die wirtschaftliche Entwicklung sein", sagt Musiol. Obendrein würde ein Einführungstarifvertrag erst schrittweise in einem Betrieb eingeführt. "Keine Gewerkschaft der Welt hat ein Interesse, dass ein Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät", so Musiol.

Die Elring-Klinger AG hat den Standort in Gelting im Jahr 2010 von der Freudenberg-Gruppe übernommen. Von derzeit 97 Mitarbeitern spricht der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Siegers. Knapp 10 000 Beschäftigte habe die Elring-Klinger AG weltweit, etwas weniger als 3000 davon am Hauptwerk im Baden-Württembergischen Dettingen an der Erms. "Dass ein Arbeitgeber sich wehrt, kennen wir aus jeder Tarifverhandlung", sagt Siegers. "Für den Standort ist es ein Aushängeschild, tarifgebunden zu sein", sagt er. Ein wichtiger Vorteil, um im "Run for Talents" überhaupt noch Mitarbeiter finden und einstellen zu können.

Das Unternehmen betont, offen für Gespräche zu sein

Zur Darstellung der Gewerkschaft, ein Hausverbot gegen IG-Metall-Vertreter ausgesprochen zu haben, antwortet Elring-Klinger-Sprecher Renz nicht. Es heißt lediglich, dass der Geltinger Betriebsleiter zum Zeitpunkt der Betriebsversammlung in Urlaub gewesen sei. Das Unternehmen habe den Wunsch geäußert, die Versammlung zu verschieben. "Grundsätzlich sind wir als Arbeitgeber zu jeder Zeit offen für Gespräche mit den Arbeitnehmervertreter:innen", so Renz. In Gelting gelte zwar nicht der Flächentarifvertrag. Das Arbeitsentgelt sei jedoch an die tariflichen Regeln angelehnt.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: