Event:Hoch hinaus

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Pourea Alimirzaee "Icecream hair" ist in der Galerie Nagel Draxler zu sehen. (Foto: Simon Vogel/Courtesy the artist and Galerie Nagel Draxler, Berlin/Cologne/Munich)

Mit der Initiative Various Others und der Open Art der Galerien startet die zeitgenössische Kunstszene Münchens in die neue Saison - das wird ein heißer Kunstherbst.

Von Evelyn Vogel

Mit einem vollen Programm meldet sich die zeitgenössische Kunstszene Münchens aus der Sommerpause zurück. Dabei bringen die beiden Initiativen Various Others und Open Art die meisten Galerien, stiftungs- und vereinsbasierten Institutionen, Kunsträume sowie Museen zusammen. Am Eröffnungswochenende wird es ein dichtes Begleitprogramm mit Performances, Künstlergesprächen, Lesungen, Konzerten, Partys, Kuratorenführungen und geführten Touren geben, das sich bis in den Oktober hineinzieht. Etliche Privatsammler öffnen ihre Türen (die Plätze sind bereits ausgebucht). Von Donnerstag, 8. September, bis Samstag, 15. Oktober, lädt vor dem NS-Dokumentationszentrum zudem das inklusive Pop-up-Cafè "Various Deli" zur Entspannung ein.

Die Institutionen bei Various Others

Zanele Muholi: Lynette Mokhooa, Kwa Thema Community Hall, Springs, Johannesburg, 2011-2012. Aus der Serie Faces and Phrases. (Foto: Zanele Muholi; ã Zanele Muholi Courtesy Fondation Louis Vuitton)
Andrei Hâncu: "Broken Egg", 2022 (Preis der Akademie aus den Stipendienfonds 2022.1). (Foto: AdBK / Villa Stuck)
Eine Retrospektive der New Yorker Legende der Performance- und Videokunst, Joan Jonas, ist im Haus der Kunst zu sehen. (Foto: Joan Jonas / VG Bild-Kunst, Bonn)

Das Besondere an Various Others ist, dass sich hier Galerien, Museen und Institutionen sowie Off-Spaces zusammengetan haben. Es ist also kein reines Galerienwochenende wie die Open Art. So wird das Programm der fünften Ausgabe von Various Others auch mit Eröffnungen in Institutionen beginnen und zwar am Donnerstag, 8. September: Joan Jonas im Haus der Kunst und "Exzentrische 80er" in der Lothringer 13 Halle. Es folgen am Freitag die Eröffnungen von David Goldblatt & Zanele Muholi im Espace Louis Vuitton und von Christine Sun Kim & Thomas Mader im Kunstraum in der Holzstraße. Am Samstag gibt's im Museum Brandhorst neue Arbeiten von Nora Turato, am Sonntag eröffnet die mehrfach verschobene Ausstellung von Imi Knoebel and Barbara Kasten in der Sammlung Goetz. Und es geht auch nach dem Wochenende weiter. Am 13. September präsentiert die Pinakothek der Moderne die Digitale Skulptur von Refik Anadol und einen Tag später die große "Mix & Match"-Ausstellung anlässlich des 20. Jubiläums des Museums. Am 23. September eröffnet der Kunstverein die Ausstellung "Pippa Garner - Act Like You Know Me", am 6. Oktober folgt das NS-Dokumentationszentrum mit der Ausstellung "To Be Seen", in der es um queeres Leben geht und am 7. Oktober stellt das Museum Villa Stuck "A Big Announcement: Bernd Kuchenbeiser zeigt Bücher und Schallplatten" vor. Weil sich diese Ausstellung verschoben hat, sind vom kommenden Wochenende an die Diplomarbeiten der Studierenden der Kunstakademie in der Villa Stuck zu sehen.

Die Galerien bei Various Others

Andrew Gilbert: "Kabul Democracy Burger!", 2022 bei Sperling. (Foto: Constanza Meléndez/Courtesy of the artist and Sperling)
R.I.P. Germain, Delroy (A2) II, 2018 bei Deborah Schamoni. (Foto: Courtesy the artist and Deborah Schamoni)

Alle teilnehmenden Galerien haben internationale Partner eingeladen, um München wieder auf der Reiseroute des internationalen Kunst-Zirkusses zu verorten. Nir Altman hat LC Queisser aus Tiflis und Sundy aus London zu Gast, Francoise Heitsch empfängt Zoumboulakis Galleries aus Athen. Jahn und Jahn kooperiert mit Victoria Miro, London/Venedig, Cristea Roberts Gallery, London und der Galerie dépendance, Brüssel. Bei der Galerie Klüser ist die Galerie Lelong & Co. aus Paris, bei Knust Kunz Van Horn Düsseldorf zu Gast. Jo van de Loo empfängt The Green Gallery Milwaukee, Max Goelitz kooperiert mit OMR, Mexico City. Bei Christine Mayer ist Sprüth Magers zu Gast, bei Nagel Draxler die Each Modern, Taipei. Zu Deborah Schamoni kommt O-Town House, Los Angeles, Rüdiger Schöttle hat die James Fuentes Gallery, New York als Partner, Sperling begrüßt KOW, Berlin und Walter Storms die Slewe Gallery, Amsterdam.

Die Off-Spaces bei Various Others

Kåre Frang, Attachments, 2021 bei Loggia hosting Lagune Ouest, Kopenhagen. (Foto: Courtesy the artists and Lagune Ouest)

Auch die kleinen privat organisierten Kunsträume, die sogenannten Off-Spaces, sind wieder mit dabei. Neu in der Runde sind Beacon und GiG Munich, ersterer kooperiert mit Société Berlin, letzterer mit der Temporary Gallery Köln. Weiter dabei ist Loggia, die Lagune Ouest aus Kopenhagen empfangen. Als Specials gibt es wieder den Akademiepreis mit Ausstellung, den das Auktionshaus Karl & Faber ausrichtet. Neu ist, dass Various Others selbst die Galerie The Naked Room aus Kiew eingeladen hat, um in Zeiten des Krieges ein Zeichen zu setzen. Außerdem wurde ein neues Format aus der Taufe gehoben, der Various Others Social Club.

Open Art

Simon Schubert Ohne Titel (Brennendes Haus), 2017 in der Galerie Thomas. (Foto: Simon Schubert)

Am Freitag, 9. September, beginnt dann die 34. Open Art, das Galerienwochenende der Initiative für zeitgenössische Kunst in München. Sie wird um 16 Uhr von Münchens Kulturreferent Anton Biebl in der Galerie Thomas eröffnet. Danach sowie am Samstag und Sonntag laden alle teilnehmenden Galerien zum Rundgang ein. Die Ausstellungen selbst sind in der Regel weitere sechs bis acht Wochen zu sehen. Zum Abschluss des Wochenendes mit Open Art und Various Others findet am Sonntagabend im Museum Villa Stuck eine gemeinsame Farewell-Party statt.

Durchs Kunstareal

Raphael Adjetey Adjei Mayne: Untitled, 2022 (Shirt, afrikanischer Waxprint auf Leinwand genäht) bei Heldenreizer Contemporary. (Foto: Heldenreizer Contemporary)

Das Herzstück der Open Art sind die geführten Rundgänge, die am Samstag und Sonntag stattfinden, zumeist zwei Stunden dauern, kosten- sowie anmeldungspflichtig sind. Rundgang 1 geht durchs Kunstareal und startet am Samstag um 11 Uhr in der Galerie Renate Bender, wo "Papierwelten 4.0" im Mittelpunkt stehen. Weiter geht's zur Galerie an der Pinakothek der Moderne - Barbara Ruetz , wo Malerei von Susanne Zuehlke und Skulpturen von Roberto Almagno zu sehen sind. Die Galerie Wittenbrink zeigt unter dem Titel "Electric Paradise" Gemälde von Jan Holthoff, die Galerie Thomas neue Arbeiten von Simon Schubert und von Günther Förg. Bei Heldenreizer Contemporary sind multimediale Arbeiten des ghanaischen Künstlers Raphael 'Afutumix' Adjetey Adjei Mayne zu sehen.

Durchs Glockenbachviertel

Marcia Hafif: TGGT: 33 NY 06 (Green, Red-Gold), 2006 bei Rupert Walser. (Foto: Rupert Walser)

Der zweite Rundgang führt durchs Glockenbachviertel und beginnt am Samstag um 14 Uhr in der Galerie Wolfgang Jahn. Dort sind unter dem Titel "Mirroring Naturalism" Gemälde des österreichischen Realisten Martin Schnur zu sehen. Die Galerie Jörg Heitsch zeigt die wild-bunte Op-Art-Variation "Tik Tok ist Therapie" von Antonio Marra. Etwas weniger schrill geht es bei Rupert Walser unter dem Motto "In The Year 45 - Looking Back 2" zu. Und die Galerie Tanit zeigt "verfremdete Landschaften oder verlandschaftetes Fremdes", Gemälde von Szilard Huszank.

Rund um die Maximilianstraße

Heinrich Salzmann: Sonnenblume, 2020 in der Galerie Rieder. (Foto: Galerie Rieder)

Einst war die Maximilianstraße das Herz der zeitgenössischen Galerieszene Münchens. Heute gibt es dort und in den angrenzenden Straßen nur noch einige Player. Einer dieser langjährigen Player ist die Galeristin Edith Rieder, die, wie gerade bekannt wurde, kürzlich gestorben ist. Doch wäre es wohl im Sinne der einst in der Vorstandschaft der Galerieninitiative engagierten Kunstexpertin gewesen, die Teilnahme an der Open Art nicht abzusagen. Und so beginnt der Rundgang 3 am Samstag um 15 Uhr in der von ihr 41 Jahre lang geführten Galerie Rieder in der Maximilianstraße. Dort zu sehen: Arbeiten in Stein von Thomas Reifferscheids sowie Heinrich Salzmanns intensiv leuchtende Gemälde. Weiter geht's zur American Contemporary Art Gallery, wo Werke von Sam Francis, Adolph Gottlieb, Hans Hofmann, Charles Pollock and Jackson Pollock zu sehen sind. Der junge Galerist Max Goelitz präsentiert eine Einzelausstellung des mexikanischen Künstlers Gabriel Rico, der sich in seinen Objektarbeiten mit dem zukünftigen Erbe der Zivilisation beschäftigt. Bei der Galeristin Gudrun Spielvogel sind unter dem Titel "Augenblicke des Lichts" konstruktive und systematische Bildobjekte und Stelen von Klaus Staudt zu sehen. Mit den Einflüssen der medialen Welt beschäftigt sich der Schweizer Künstler Hadrien Dussoix in seinen Schriftarbeiten, die die Galerie Andreas Binder zeigt. Und in der Artoxin Galerie ist ein Auszug aus dem "Fundus" von Konrad Loder zu sehen.

Rund um den Hofgarten

Lawrence Schiller: Marilyn Monroe at the pool, 1962, in der Galerie Stephen Hoffman (C-type print, signiert, nummeriert). (Foto: Lawrence Schiller, Galerie Stephen Hoffman)

In der Galerie Filser & Gräf in der Galeriestraße startet am Samstag um 16 Uhr der vierte Rundgang. Dort begegnen sich die Gemälde von Rainer Gross und die Skulpturen von Thomas Kühnapfel. Florian Sundheimer ist nun auch schon 20 Jahre bei der Open Art dabei und zeigt anlässlich dieses Jubiläums in seiner Galerie am Odeonsplatz Werke von Jean-Charles Blais, Uli Zwerenz, Uli Hakel, Katharina Daxenberger, Liane Birnberg. In der Galerie Maulberger sind Arbeiten von Zero-Künstlern wie Otto Piene zu sehen. Und auch der Galerist Stephen Hoffman hat ein Jubiläum zu feiern, widmet er sich doch seit inzwischen 20 Jahren der Fotokunst. Bei der Open Art zeigt er unter dem Titel "Marilyn Monroe & America in the 1960s" signierte und limitierte Original-Fotografien des US-Fotojournalisten Lawrence Schiller.

Bei der Amalienstraße

Steven Aalders, Four Halves (Aix 3), 2022, kommt von der Slewe Gallery, Amsterdam, die bei Walter Storms zu Gast ist. (Foto: Peter Cox / Courtesy of the artist)

Der Sonntag beginnt mit dem Rundgang Nummer 5 und startet um 11 Uhr bei einem Galeristen, ohne den die Galerieninitiative und die Open Art irgendwie nicht denkbar wären: bei Walter Storms in der Schellingstraße. Storms ist einer der Galeristen, der sowohl der Open Art die Treue hält als auch bei Various Others seit einiger Zeit dabei ist. Und so ist hier mit "Written in an Image" des Fotografen Roland Fischer einerseits die Ausstellung eines Künstlers der Galerie zu sehen. Zudem zeigt die eingeladene Partnergalerie Slewe Gallery aus Amsterdam in der Ausstellung "Elemente" abstrakt-geometrische Malerei von Steven Aalders. Danach geht es in die Amalienstraße, wo die Galerie Max Weber Six Friedrich die Ausstellung "Bet" von Andreas Schulze zeigt. Ein Stück die Straße rauf in der Galerie von Francoise Heitsch sind die Werke von Esra Ersen: "Heritage" und Evanthia Tsantila: "Suburbia" zu sehen. Nicht weit entfernt zeigt die Galerie Fenna Wehlau mit "Landsyn" Arbeiten auf Papier und Leinwand von Peter Lang.

Kunstareal, die Zweite

Susanne Thiemann: Colours in Motion, 2022 (Detail), (geflochtene Kunststoffschläuche) bei Boutwell Schabrowksy Gallery. (Foto: Achim Schäfer)

Um 13 Uhr am Sonntag beginnt der sechste Rundgang in der Galerie Biedermann in der Barer Straße, wo Bildhauerzeichnungen und Skulpturen zu sehen sind. Die Quittenbaum Galerie präsentiert erstmals Arbeiten auf Papier sowie Bronzen des in Südkorea geborenen, in München ausgebildeten Jonghoon Im unter dem Titel "Plastikfragmente unter dem Weidenbaum". Bei All you can art, einer Online-Galerie, die seit Frühjahr einen analogen Ableger im Kunstareal hat, sind derzeit noch "Female Artists" zu sehen. In der Boutwell Schabrowsky Gallery scheinen die geflochtenen Materialarbeiten von Susanne Thiemann unter dem Titel "Colours in Motion" gleichsam zu schweben und unterliegen den Gesetzen der Gravitation, um sich ihrer Formvollendung zu nähern.

Mit dem Rad westlich des Kunstareals

Florian Lechner: Digital erstellte Collage des Werks 21120802 (CGI), 2022, Smudajescheck Galerie. (Foto: Florian Lechner / VG Bild-Kunst, Bonn 2022)

Für die letzte Tour, den Rundgang 7 westlich des Kunstareals, steigt man aufs Fahrrad. Los geht's am Sonntag um 14 Uhr in der Nymphenburgerstraße bei der Braun-Falco Galerie. Hier ist unter dem Titel "Fragile Intensity" die farbintensive Malerei von Ingrid Floss zu sehen. Die Smudajescheck Galerie zeigt Florian Lechners Werk: sogenannte CGIs (Computer Generated Images ) Fotoprints, die direkt auf Aluminium gedruckt werden, sowie seine Clippings, an kosmisches Gestein erinnernde Plastiken aus dem 3D-Drucker. Dem aktuellen Münchner Erinnerungsthema - den Olympischen Spielen 1972 - widmen sich die Malerin Michaela Wühr und der Fotograf Helmut Giersiefen mit ihren Arbeiten in der Galerie Michael Heufelder. Die Kombination dieser fotorealistischen Malerei von Athletinnen und Athleten mit der malerisch wirkenden Fotografie von Spielstätten - beide arbeiten auf sehr spezielle Art und Weise - hat einen ganz eigenen Charakter. Der Rundgang endet in der Galerie Karin Sachs, wo sich Marzena Nowak mit ihren Zeichnungen und Gemälden Erinnerungen, Fantasien und Träumen widmet.

Am Eröffnungswochenende sind die Galerien und viele Institutionen zu folgenden Zeiten geöffnet: Fr., 9. Sep., 18-21 Uhr, Sa./So., 10./11. Sep., 11-18 Uhr. Anmeldung für die Rundgänge der Open Art: info@muenchner-galerien.de oder Tel: 089/28808509. Alle Infos unter variousothers.com und openart.biz

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