Wie gehen Menschen mit der traumatischen Erfahrung von Gewalt um? Wie setzt sich die Erinnerung beispielsweise an massenhafte Vergewaltigungen im Krieg nicht nur in den Körpern, sondern auch in der Psyche fest? Ulrike Draesner hat das in ihrem beeindruckenden Roman "Die Verwandelten" in Literatur verwandelt, anhand sehr unterschiedlicher Beispiele für Gewalt gegen Frauen, insbesondere im Zweiten Weltkrieg.
Zweimal wird die in Berlin und Leipzig lebende Schriftstellerin in den nächsten Wochen darüber in München sprechen. Zunächst wird sie an diesem Freitag, 26. Januar, beim Auftakt der neuen Reihe "Andererseits. Literatur trifft Wissenschaft" der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Ludwig-Maximilians-Universität auf dem Podium sitzen. Mit der Psychotherapeutin Heide Glaesmer, die den Forschungsbereich "Psychotraumatologie und Migrationsforschung" an der Universitätsmedizin Leipzig leitet, spricht sie über die enge Verbindung von Trauma und Sprachlosigkeit.
In der Ausstellung "Ungehört" behandelt das Haus des Deutschen Ostens noch bis zum 12. April die "Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung und Integration". Im Begleitprogramm ist nicht nur am 8. März ein Vortrag der Germanistin und Slawistin Anna Knechtel über die weibliche Perspektive auf Flucht und Vertreibung in der Literatur angesetzt. Am 12. März wird auch abermals Ulrike Draesner aus ihrem Roman lesen - und deutlich machen: Die durch sexualisierte Gewalt für immer verwandelten Frauen tragen zwar schwer an ihren Traumata, doch sie finden auch Mittel und Wege, damit weiterzuleben. Einer der zentralen Sätze des Buches ist schließlich der letzte, wie Draesner in einem SZ-Interview betonte: "Wenn jemand spricht, wird es hell."
Andererseits. Literatur trifft Wissenschaft, Freitag, 26. Januar, 19 Uhr, LMU, Schellingstraße 3, Raum S005, Anmeldung unter eveeno.com/andererseits-01-2024 ; Lesung Ulrike Draesner, 12. März, 19 Uhr, Haus des Deutschen Ostens , Am Lilienberg 5