Wohnen und Corona:"Weniger stylishes Apartment in Schwabing, sondern raus aufs Land"

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Auch in der Corona-Krise steigen die Preise am Starnberger See und noch stärker im weiteren Münchner Umland - hier ein Blick auf Tutzing. (Foto: imageBROKER/Martin Siepmann via www.imago-images.de/imago images/imagebroker)

Die Immobilienpreise steigen, auch weil die Menschen immer weiter pendeln und Häuser mit Garten und Hobbyraum suchen. Das macht den Landkreis Starnberg noch teurer.

Von David Costanzo, Starnberg

War da was in den vergangenen Monaten? Die Mieten steigen, Wohnungen werden teurer und Häuser immer begehrter, als sei nicht gewesen. Nicht einmal eine weltweite Pandemie kann den Preisen im Münchner Umland etwas anhaben. Vor einem Jahr noch, da haben die Makler und Finanzierer mal einen Moment lang die Luft angehalten, ob das Coronavirus auch die Immobilienwelt befällt. Es habe die Befürchtung bestanden, dass die Preise nicht weiter steigen könnten, berichtet Erwin Bumberger, Chef der Bausparkasse LBS in Bayern - so etwa zwei Wochen lang.

Dann ging zahlenmäßig alles weiter wie gewohnt, also nach oben. Die Kundschaft allerdings kam mit Wünschen, die Makler zwar schon kannten, aber nie so oft gehört hatten wie in der Zeit von Ausgangsbeschränkungen und Home-Office. Ein kleiner Garten, nah an der Natur sein, wenigstens ein Balkon, fasst Dominik Winter, Leiter der Immobilienabteilung bei der Kreissparkasse, das Suchprofil zusammen: "Weniger stylishes Apartment in Schwabing, sondern eher raus aufs Land." Ach, und ein Hobbyraum wäre dann schon schön und ein zusätzliches Zimmer fürs Arbeiten daheim - dafür braucht es natürlich noch schnelles Internet.

Münchens Einzugsbereich vergrößert sich von 70 auf 120 Kilometer

Das zeigt sich im neuen Wohnmarktbericht der Kreissparkasse für den Landkreis Starnberg. Alle Preise in allen Gemeinden steigen in allen Bereichen - im Würmtal mehr, an den Seen weniger. Berg führt die Preise am Starnberger See an mit 1,7 Millionen Euro, die für ein durchschnittliches Einfamilienhaus fällig werden. In der Umlandstudie des Immobilienverbands IVD im Januar war dagegen das im Ballungsraum notorisch teuerste Pflaster Pöcking von Tutzing mit 1,9 Millionen abgelöst worden. Das könne mit der statistischen Verarbeitung zusammenhängen, erklärt Winter von der Kreissparkasse, und mit dem jeweils aktuellen Angebot, das die Analysten des IIB-Instituts für den Bericht durchforsteten. Baufällige, kleinere Villen können dann wie in der Tabelle günstiger als spitzenmäßige Reihenhäuser ausfallen.

(Foto: N/A)

Noch stärker zeigt sich Corona-Effekt nach Ansicht der Experten im weiteren und bislang günstigeren Umland, etwa Richtung Weilheim oder gar Kaufbeuren. Während die Teuerung im Landkreis Starnberg meist im mittleren einstelligen Prozentbereich liegt, verbuchen LBS und Sparkassen bei ihren Vermittlungen ein mehr als doppelt so großes Plus von 11,2 Prozent für Häuser und Eigentumswohnungen in Bayern. Denn wer künftig nur noch ein oder zwei Mal pro Woche ins Büro fährt, nimmt auch weitere Strecken in Kauf, sagt LBS-Chef Bumberger. Mehr als eine Stunde Fahrtzeit sei nichts Außerordentliches mehr. Die Münchner Strahlkraft habe sich von einem Radius von 60 bis 70 Kilometer auf 100 bis 120 Kilometer vergrößert. Und auch das noch: "Der Wunsch nach einer Zweitwohnung in der Stadt lässt ein Stück weit nach." Münchner Probleme eben.

Trotz Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit hat die Kreissparkassen kaum mit Kunden in Zahlungsschwierigkeiten zu tun. Die Raten seien weit weniger als erwartet ausgesetzt worden, echte Kreditausfälle seien im 0,01-Prozent-Bereich gelegen. Aber das hat traditionell weniger mit Geldproblemen zu tun, erklärt Kreissparkassen-Chef Andreas Frühschütz, sondern eher damit, dass nach einer Scheidung keiner der Partner die Rate übernehmen wolle.

© SZ vom 12.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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