Lieferdienste:Knuspr expandiert ins Münchner Umland

Lesezeit: 3 Min.

Nun knuspert es auch im Münchner Umland. Der Lebensmittelbringdienst Knuspr übernimmt die Postleitzahlgebiete, in denen bisher Bringmeister unterwegs war. (Foto: Knuspr)

Der Münchner Lebensmittelbringdienst erweitert sein Einzugsgebiet und liefert nun auch aufs Land. Aber ist das überhaupt ökologisch möglich?

Von Mascha Plücker, Starnberg

Ob Flink, Gorillas oder Volt: Lebensmittellieferdienste haben in den vergangenen Jahren stark an Beliebtheit gewonnen, besonders in der Corona-Pandemie. In fast allen Großstädten gibt es inzwischen solche Angebote, rund um München versorgt der Online-Supermarkt Knuspr seit 2021 seine Kundschaft. Unter anderem durch die Übernahme seines Konkurrenten Bringmeister hat Knuspr sein Einzugsgebiet erweitert und liefert seit Mitte Oktober nun auch ins Fünfseenland, aber auch in Teile der Landkreise Fürstenfeldbruck, Wolfratshausen und Ebersberg.

Lebensmittellieferungen hinaus aufs Land werfen allerdings viele Fragen auf, vor allem nach der Nachhaltigkeit so langer Lieferwege. Denn Knuspr selbst wirbt gerne damit, bei der Lebensmittelversorgung eine grüne Alternative zum Einkauf beim nächstgelegenen Supermarkt zu sein. Wie gestaltet sich diese Expansion also in der Praxis und wie nachhaltig ist sie wirklich?

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"Das Beste aus Hofladen und Supermarkt in drei Stunden geliefert", das ist der hauseigene Werbeslogan von Knuspr. Das Tochterunternehmen der tschechischen Rohlik-Group, das neben München auch im Rhein-Main-Gebiet und bald auch in Berlin vertreten ist, umfasst in München ein Sortiment von 13 000 Produkten. Ein besonderes Aushängeschild sind regionale Frischwaren. Nach eigenen Angaben bezieht das Unternehmen über drei Viertel seiner Produkte direkt von regionalen Herstellern und Landwirten. Der Anteil an Bio-Produkten im Sortiment sei zudem dreimal höher als bei anderen Lieferanten.

"Was die Bauern morgens ernten, kann am Nachmittag bereits geliefert werden", so die Devise. Die regionalen Kooperationspartner würden ihre Waren direkt an das Lager in Garching im Münchner Norden liefern, von wo aus diese dann ihren Weg zu den Kunden finden - in versprochenermaßen drei Stunden. Und das auch noch möglichst nachhaltig: Laut hauseigener Webseite würde bei der Lieferung stark darauf geachtet, Plastik und Lebensmittelverschwendung zu vermeiden.

Seit der Expansion beliefert Knuspr nun insgesamt 34 weitere Postleitzahlgebiete. Diese Gebiete wurden vorher zum Teil durch den Konkurrenten Bringmeister versorgt. Das eigene Lager in Garching hat laut Knuspr-Sprecher Manuel Kalleder aber genug Kapazitäten, um die neuen Bereiche ebenfalls abzudecken. Das Lager von Bringmeister in Olching wird nicht mehr in Betrieb genommen, obwohl es näher dran ist an den neuen Verteilregionen. Dort würde der Bestellvorgang aber händisch abgewickelt, nicht vollautomatisiert wie in Garching. "Also arbeiten wir in Garching schneller und effizienter", so Kalleder.

Knuspr-Sprecher Manuel Kalleder erklärt die Hintergründe der Expansion. (Foto: privat)

Nun wird der Bestellprozess schneller abgewickelt, dafür wird mehr Zeit im Auto verbracht. Wie nachhaltig ist dies? Und wie kann die Qualität der bestellten Lebensmittel dennoch erhalten bleiben? Manuel Kalleder versteht die Skepsis, verweist aber darauf, dass Knuspr mit einer hybriden Fahrzeugenflotte unterwegs sei, halb gas-, halb elektrobetrieben. Der CO₂-Ausstoß der Fahrzeuge sei also reduziert. "Natürlich ist auch hier noch Optimierungsbedarf", räumt Kalleder ein. Ein Ziel des Unternehmens sei es, in der Lieferkette CO₂-neutral zu werden. Doch auch jetzt zieht er schon eine positive Bilanz: "Mit einem Auto decken wir den Wocheneinkauf von ungefähr 14 Haushalten ab", sagt er. "Klar legen wir einen weiten Weg zurück, aber es ist trotzdem ein großer Unterschied dazu, wenn jede Familie in ein eigenes Auto steigt, um einzukaufen."

Dass die regionalen Produkte beim Kunden frisch ankommen, könne man durch die Erfahrung beim Bestellaufkommen garantieren, so Kalleder. "Wenn die regionalen Betriebe morgens ernten, können wir gut den Bedarf vorhersagen, der bei unseren Kunden entsteht", erklärt er. Es werde nur so viel angenommen, wie benötigt. "Und wenn ein Produkt ausverkauft ist, dann ist es ausverkauft." Da die Waren außerdem direkt zum Kunden gingen, gäbe es keine langen Lagerungszeiten und insofern wenig Lebensmittelverschwendung. Eines möchte der Unternehmenssprecher aber abschließend betonen: Kein Unternehmen habe einen ökologischen Fußabdruck von null. "Auch wir können das derzeit nicht leisten, aber wir sind so nachhaltig, wie es uns möglich ist."

Neben der Expansion im Großraum München hat das Unternehmen noch weitere Pläne: Zum Beispiel soll das Geschäftsmodell auch in Hamburg angeboten werden. Knuspr setzt dabei darauf, dass Kosten eingespart werden können, wenn regionale Betriebe direkt anliefern. So könne auf Verteilungszentren und weitere Zwischenzulieferer verzichtet werden. Und trotzdem: Richtig profitabel sei dies derzeit noch nicht. "Knuspr in München ist ja noch ein relativ junges Unternehmen", erklärt Kalleder. Bei der Mutterfirma in Tschechien sei man schon viel weiter, "da wirft das Geschäft massive Gewinne ab". In München hoffe man, Ende des Jahres profitabel zu sein.

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