Corona-Fall am Gilchinger Gymnasium:Ein ganzer Abi-Jahrgang im Lockdown

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Nach der Infektion eines Mitschülers müssen alle 150 Zwölftklässler in Quarantäne. Auch neun Lehrer warten zu Hause auf ihre Testergebnisse. Doch die Schule hat aus der Schließung im Frühjahr gelernt und kann nun auf digitalen Unterricht umschalten.

Von Carolin Fries, Gilching

Peter Meyer bezeichnet sich selbst als "Realist". "Es war eine Frage der Zeit, bis sich einer von 1400 Schülern infiziert", sagt der Direktor des Gilchinger Christoph-Probst-Gymnasiums, der größten Schule im Landkreis. Am Sonntag war es soweit: Über das Elternportal meldete ein Vater der Schulleitung, dass sein Sohn positiv auf Sars-CoV-2 getestet wurde. Kurz darauf rief das Starnberger Gesundheitsamt an. Seit Montag sind nun alle Zwölftklässler in Quarantäne und werden digital beschult. Zudem warten aktuell neun Lehrer in häuslicher Isolation auf ihr Testergebnis.

Der betroffene Schüler wohnt im Landkreis Fürstenfeldbruck und besucht die Q12, für die im Frühjahr das Abitur ansteht. Laut Meyer zeigt der Junge bislang keine Symptome, "es geht ihm gut". Deshalb sei er auch in der vergangenen Woche in der Schule gewesen und habe sämtliche Kurse besucht, in denen die Schüler der Kollegstufe in ständig wechselnder Besetzung auf die Prüfungen vorbereitet werden.

Entsprechend hoch ist die Zahl der Kontaktpersonen: Knapp 120 Schüler hat das Gesundheitsamt ermittelt, welche bis 16. Oktober daheim bleiben müssen. Vorsorglich aber habe man alle 150 Schüler in Quarantäne geschickt, die zusammen mit dem Erkrankten am vergangenen Donnerstag und Freitag insgesamt sechs Kurse besucht haben, berichtet Meyer. Auch die sechs Lehrkräfte warten nun zu Hause auf ihr Testergebnis. "Wir rechnen am Mittwoch, spätestens Donnerstag mit den Ergebnissen", so Meyer. Unabhängig von dem erkrankten Schüler hätten sich weitere drei Lehrkräfte mit Symptomen testen lassen.

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Coronabedingt fallen damit neun von 129 Lehrkräften aus, hinzu kommen in diesen Tagen täglich sechs bis acht "normal Kranke", wie Meyer sagt. "Das können wir gerade noch ausgleichen, mehr dürfen es aber nicht werden." Die symptomfreien Lehrer in Quarantäne würden derzeit ihre Schüler von zu Hause aus mit Unterrichtsmaterial versorgen. "Wir haben eine eigene Schulcloud", so der Direktor. Während des Lockdowns im Frühjahr habe man die Nutzungsmöglichkeiten ausgebaut und verbessert, "wir können jetzt schnell vom Präsenzunterricht auf den digitalen Unterricht umschalten". Sämtliche Klausuren für die Q12 seien verschoben. "Das ist schade, weil wir gerade den angehenden Abiturienten nach dem Unterrichtsausfall durch Corona noch im Oktober eine Rückmeldung über ihren Leistungsstand geben wollten."

Peter Meyer hat am Sonntag alle Lehrer und Eltern über den Corona-Fall an der Schule informiert, auch, "um Gerüchten vorzubeugen". Zum Wochenstart seien dann nur noch wenige telefonische Rückfragen eingegangen. "Es läuft gut, wir können das wiederholen. Ich hoffe aber, das nicht machen zu müssen", sagt der Direktor. Er rechnet zwar noch mit einigen positiven Diagnosen im engsten Freundeskreis des betroffenen Schülers - doch Auswirkungen auf den Schulalltag hätten mögliche weitere Befunde keine. Um Ansteckungen in der Schule vorzubeugen, hat er die Lüftungsanlage, die vor einigen Jahren in zwei von drei Gebäudetrakten installiert wurde, auf die höchste Stufe stellen lassen. Die Luft in den Klassenzimmern würde damit jede Stunde mehr als zwei Mal ausgetauscht. Zudem würde über die Fenster gelüftet, besonders in dem Gebäude ohne Anlage. Schülern, die frieren, empfiehlt er Kleidung nach dem Zwiebelprinzip und warmen Tee.

Am Dienstag ist die Zahl der infizierten Personen im Landkreis um fünf Fälle auf 833 gestiegen, wovon 779 als genesen gelten. Das Landratsamt meldet zwei neue Infektionen in Gauting, dabei handelt es sich um eine enge Kontaktperson eines Infizierten, im anderen Fall ist die Übertragung unklar. Ein Weßlinger hat sich im Landkreis angesteckt, ein Starnberger vermutlich in München. Ein weiterer Starnberger wurde nach seiner Rückkehr aus Mazedonien positiv getestet. In Quarantäne sind 352 Personen, die Sieben-Tage-Inzidenz liegt bei 13,17.

© SZ vom 07.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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