Coronavirus im Fünfseenland:Ostern ohne Eier

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Jedes Jahr versteckt Peter Kaun bunt gefärbte Eier im Schacky-Park in Dießen, doch diesmal fällt die große Ostersuche aus. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Pandemie fallen einige Traditionen zum Opfer. So ist die Suchaktion im Dießener Shacky-Park abgesagt, zu der sonst mehr als 1000 Besucher kommen. Die Burschen in Seeshaupt müssen auf das spektakuläre Feuer verzichten.

Von Sabine Bader, Starnberg

Osterfeuer, Osterbasteln, gemeinsames Eiersuchen in den Parkanlagen: Alles gestrichen. Kein Wunder, dass in desem Jahr die Osterstimmung im Fünfseenland nicht recht aufkommen will. Wer das Fest feiert, der tut dies vornehmlich in der Familie. Zum zweiten Mal in Folge seit Beginn der Corona-Pandemie befindet sich der Landkreis Starnberg an den Feiertagen im Lockdown. Das bedeutet, pro Haushalt darf man derzeit nur eine weitere Person treffen.

Folgen hat das auch für ohnehin gebeutelte Gastronomie. Für Ausflugsgaststätten etwa sieht es düster aus. Einen Aperol Spritz im Biergarten oder an einem Steg am See zu genießen, ist nicht erlaubt. Ausflügler müssen sich mit Fischsemmel und Kaffee zum Mitnehmen begnügen.

Gitti Staehler-Greif betreibt mit ihrer Familie seit 1984 das Nordbad in Tutzing. "Zu schade, dass wir nicht aufsperren können", sagt sie. Der breite Steg, auf dem sich sonst im Frühjahr an schönen Tagen gut 200 Ausflügler tummeln, ist leer. Abgesperrt. Essen und Getränke zum Mitnehmen verkauft die Familie seit Februar wieder über ein Seitenfenster: Würstl mit Kartoffelsalat zum Beispiel, Lachsforellenfilet mit Sahnemeerrettich oder Herings- und Couscous-Salat. "Bei schönem Wetter ist es sonst an Ostern bei uns rappelvoll", sagt die Wirtin. Jetzt hofft sie, dass das Nordbad im April oder Mai wieder aufsperren kann. Auch dann werden aber gemäß der Hygieneregeln nicht 200 Gäste auf dem Steg die Sonne genießen dürfen, sondern nur 70. Die Familie betreibt nicht nur ihr Lokal, in den Sommermonaten bietet sie auch Surf- und Katamaran-Kurse an und verleiht Surf- und Stand-up-Boards sowie Katamarane. Wenn die Einschränkungen noch lange dauern, sagt Staehler-Greif, "dann wird es auch bei uns eng".

"Schade, dass wir nicht aufsperren können", bedauert Gitti Staehler-Greif, die das Nordbad in Tutzing betreibt. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Burschenschaft in Seeshaupt musste wegen der Corona-Krise ihr Osterfeuer absagen, zu dem sonst am Sonntag mehr als 1000 Besucher erwartet werden. Vereinsvorsitzende Hannes Knossalla hat das Spektakel auf dem Gemeindebadeplatz bisher immer mit seinen Leuten organisiert. Das Event hatte fast Volksfestcharakter - mit einem Festzelt, Fassbier, Grillfleisch, einer Liveband und einer Bar. Und der aufgeschichtete Holzhaufen maß alljährlich an die acht Meter. "Heuer geht natürlich nichts", sagt Hannes Knossalla. Der Verein mit seinen etwa 50 Mitgliedern hat seine Aktivitäten seit mehr als einem Jahr heruntergefahren. Den Burschen geht durch die Absage des Feuers Einnahmen verloren. "Aber anderen geht es natürlich viel schlechter als uns", tröstet sich der Vorsitzende.

In Seeshaupt schichtet die Burschenschaft sonst immer einen mächtigen Holzstapel auf, doch wegen Corona gibt es heuer kein Osterfeuer. (Foto: Michael Faht/oh)

Peter Kaun ist ein tatkräftiger Mann. Das merkt man gleich am Telefon. Er wirkt, als gäbe es für fast alles eine Lösung. Seit Jahren organisiert er die Ostereiersuche im Dießener Schacky-Park. Mehr als 1000 Besucher werden normalerweise pünktlich um 14 Uhr am Ostersonntag in der Parkanlage am Ammersees erwartet, darunter viele ganz junge Besucher, die darauf brennen, eines der mehr als 1000 bunt gefärbten Ostereier zu finden. Ihre Eltern und Großeltern dürfen zwar mitsuchen, aber keine Eier einsammeln. Das ist den Kindern vorbehalten. Versteckt haben die Eier "natürlich die Osterhasen", sagt Kaun. "Ich selbst habe die Hasen zwar noch nicht gesehen", aber sie seien in all den Jahren vor der Corona-Pandemie verlässlich da gewesen. "Es war immer ein großes Ostertreffen für Dießener Familien", sagt er. Mehrmals haben Kaun, seine Frau und die drei Kinder der Eheleute die mehr als 1000 Eier sogar daheim gemeinsam gefärbt. Um die Unkosten zu decken, zahlen die Erwachsenen normalerweise einen kleinen Eintritt.

Auch wenn heuer wegen der Corona-Krise keine Eiersuche stattfinden kann: Kostenlos sparzierengehen im Schacky-Park dürfen die Bürger natürlich schon. Und für Kauns erwachsene Kinder hat das ausgefallene Event vielleicht auch etwas Gutes: Denn möglicherweise hat ja einer der Hasen Zeit, im heimischen Garten der Kauns einige Eier für sie zu verstecken. Ihr Vater könnte sich das jedenfalls gut vorstellen.

© SZ vom 03.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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