Rea Garvey in der Olympiahalle:Beim Konzert lüftet er das Geheimnis ums neue Album

Lesezeit: 3 min

Es darf glitzern: Rea Garvey ist offen für Modevorschläge seiner Berliner Nachbarin Kathi Glas. Die Inhaberin des Labels Georgie & Timmy hat auch diese Jacke aus einer Rettungsdecke für ihn geschneidert. (Foto: Universal Music)

Zum Auftakt seiner "Halo"-Tour kommt Rea Garvey in die Stadt, in der er einst seine Profi-Karriere besiegelte. Dabei spielt der Pop-Liebling viele Songs, die das Publikum noch nicht kennt.

Von Michael Zirnstein

Die Sache mit dem Heiligenschein ist heikel, ganz besonders für einen Kneipenkerl wie Rea Garvey. Selbst wenn jemand beim Titel des kommenden Albums "Halo" gar nicht an eine Gloriole denkt, sondern an das Computerspiel oder an den Song von Beyoncé (beides Legenden ihrer jeweiligen Genres), hat das Projekt durchaus eine Fallhöhe. Garvey weiß das. Er war zuletzt auf Artwork-Fotos viel in grellem Gegenlicht und vor blendenden Sonnenstrahlen zu sehen, dazu meist in glitzernde Jacken gekleidet.

Also möchte er "Halo" gleich einordnen beim Interview im Backstage-Raum der Alten Kongresshalle München. Er habe da recherchiert, sagt der bärtige Hipster: Halo, das seien in der uralten Bedeutung all die guten Dinge, die jeder im Leben sammelt, es seien die Kraft und die Talente eines Einzelnen, die man weitergeben kann - eine Ausstrahlung im praktisch-positiven Sinn.

Und was gibt dieser Rea Garvey weiter, der Ire, der vor 25 Jahren nach Deutschland kam? "Ich würde nicht behaupten von mir, dass ich in irgendeiner Form allmächtig bin", sagt er, sein Pop-Licht unter den Scheffel stellend, "aber ich weiß, was ich kann: Und das ist, eine gute Energie in den Raum zu bringen. Positivity verbreiten. Die Aufgabe eines Musikers ist es, Hoffnung zu geben, Zusammenhalt zu schaffen."

Eben deswegen war er vor Weihnachten schon einmal in München, auf einer kleinen "Roots" betitelten Tour durch "die geilen Clubs" des Landes, die mit Bier und Band-Schweiß getränkten Bühnen, "die sind mein Zuhause". Man darf dem Mann das ruhig abkaufen: Er lernte das Musikerhandwerk in den Pubs seiner Heimat, schob Rollkisten und verkaufte T-Shirts auf Festivals in Deutschland.

Er erinnert sich noch an Konzerte mit seiner ersten Band im Strom-Club in München ("Was, den gibt's echt noch?") und daran, wie er in der Umkleide des Münchner Rockladens Backstage seinen allerersten Plattenvertrag für seine Durchbruch-Band Reamon unterschrieb. Später feierten sie dann die Gold- und Platin-Partys in München zu Superhits wie "Supergirl" ... Aber was er eigentlich sagen wollte vor dem Konzert in der Kongresshalle: "Ich will nicht sofort in den großen Arenen starten, ohne das Club-Gefühl zu haben. Du musst deine Roots spüren. Bodenständigkeit entsteht nicht dadurch, dass man abhebt."

Die Hälfte der Lieder wird das Münchner Publikum beim Konzert noch nicht kennen

Als er in München während der Pandemie ein Riesenrad-Konzert spielte, blieb er als Sänger am Boden und ließ die Fans in den Gondeln aufsteigen. Deutsch-Pop-Land liebt solche spaßigen Kumpeltypen: Mark Forster, Wincent Weiß, Max Giesinger, Johannes Oerding ... - wer will nicht mit ihnen beim gemeinsamen Scherzen und Musizieren in TV-Shows und Konzerten abhängen? Und er, der Juror in sieben Staffeln "The Voice of Germany" mit dem lustigen Akzent, drückt der Labor-Marke "Pop aus Deutschland" das Gütesiegel "Aus irischer Freilandhaltung" auf.

"Somewhere Close To Heaven" ist nun seine muckelige Hymne dazu, eine Liebeserklärung an handgemachte Musik und an seine irische Heimat im Herzen - aufgenommen (das Video zwischen Tischfußball und Kondomautomat in einem Hamburger Club) mit der irischen Band Picture This. Die hat er 2017 als Vorband auf Tour mitgenommen, inzwischen füllt sie in Irland die Arenen - und geht wieder mit ihm auf Tour.

Zusammen mit der irischen Band "Picture This" hat Rea Garvey den neuen Song "Somewhere Close To Heaven" aufgenommen. (Foto: Sonja Müller)

Das Album "Halo" erscheint erst im Herbst. Man kennt bereits die Singles "Free Like The Ozean" und "Perfect in My Eyes", das er beim "Voice Of Germany"-Finale präsentierte. Diesmal als Gast-Star, als Juror ist er schon eine Weile raus. So wie er auch bei "The Masked Singer", das er zusammen mit Ruth Moschner durch die Pandemie gerockt hat, ausgestiegen ist. Irgendwann sei so seine Rolle auserzählt, sagt er. Er sei eher "ein Naturtalent", kein Profi: "Ich komme unvorbereitet ins Studio, dafür enthusiastisch."

Also, halbernste Frage: Ist er ausgestiegen, um endlich selbst hinter einer Maske am Show-Contest teilnehmen zu können? "Ja, absolut", sagt er, um gleich abzuwiegeln: "Wenn ich da singe, wissen die doch sofort, dass ich das bin." Er kann sich nicht verstellen.

Nun ist er erst einmal eine Weile Vollzeitmusiker. Er beginnt die "Halo"-Tour kurz nach seinem Geburtstag (die 51 Jahre sieht man ihm und seinem nagelneuen Vokuhila nicht an) in der Münchner Olympiahalle. Das werde verrückt, sagt er, eben weil er eine völlig neue Setlist spielen werde, die Hälfte der Lieder kennt das Publikum noch nicht. "Die Platte ist ja noch ein Geheimnis, und das lüften wir erst auf den Konzerten." Eigentlich sollte ihn das nervös machen, sagt er, aber er freut sich gerade auf das Ungewisse. "Weil das ist wie bei deinem Lieblingsfilm. Den willst du ja auch nicht schon kennen, bevor du ihn das erste Mal gesehen hast."

Rea Garvey, Support: Picture This, Sonntag, 21. April, 20 Uhr, München, Olympiahalle, weitere Tourstädte: 24. April Köln, 25. April Frankfurt, 27. April Berlin, 29. April Hamburg, 1. Mai Zürich, 2. Mai Stuttgart, 4. Mai Wien

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