Absage des Zentral-Landwirtschaftsfests:"Uns allen blutet das Herz"

Lesezeit: 3 min

Oktoberfestbesucher vor dem Festzelt Tradition auf der Oidn Wiesn. (Foto: Stephan Rumpf)

Der Bayerische Bauernverband verzichtet überraschend in diesem Jahr auf sein Zentral-Landwirtschaftsfest, stattdessen wird es eine Oide Wiesn geben. Was hinter der Absage steckt - und welche Folgen diese nun hat.

Von Franz Kotteder

Alle vier Jahre gibt es keine Oide Wiesn, weil dann das Zentral-Landwirtschaftsfest (ZLF) im Südteil der Theresienwiese stattfindet. So hat es der Stadtrat 2010 beschlossen. In diesem Jahr sieht das nun aber anders aus: Auch 2024 wird die Leistungsschau des Bayerischen Bauernverbands ausfallen - wie schon 2020, damals wegen der Oktoberfestabsage aufgrund der Corona-Pandemie. Grund ist diesmal, dass sich nicht genügend Aussteller gemeldet haben. Wirtschaftsreferent und Wiesnchef Clemens Baumgärtner (CSU) bedauerte die Absage und kündigte bereits an, dass stattdessen auch heuer wieder eine Oide Wiesn stattfinden wird.

"Das wird sportlich für mein Referat", sagt Baumgärtner zur SZ, "wir haben da ja auch noch das Fanfestival zur Fußball-EM vorzubereiten. Andererseits freut es mich natürlich für die Fans der Oidn Wiesn." In seiner Behörde, so viel ist ihm klar, stünden jetzt eine Menge Überstunden an.

Den Generalsekretär des Bayerischen Bauernverbands, Georg Wimmer, erreicht man derzeit bei der Grünen Woche in Berlin. "Uns allen blutet das Herz", sagt er am Telefon, "aber wenn mehr als 50 Prozent der Aussteller fehlen, dann ist das kein Zentral-Landwirtschaftsfest mehr." Für die Zelte hätten sich zwar genügend gefunden, für das Freigelände, das sonst vor allem von den Landmaschinenherstellern gebucht werde, habe es aber viel zu wenig Anmeldungen gegeben. So habe man "die ganz bittere Entscheidung" treffen müssen, das ZLF abzusagen. Offenbar sei den potenziellen Ausstellern das Fest in München zu teuer geworden. Dort schlagen vor allem der hohe Sicherheitsaufwand und die Übernachtungskosten zu Buche.

Neuer Kanal
:Gute Nachrichten aus München - jetzt auf Whatsapp

Es ist Zeit für mehr positive Neuigkeiten im Alltag. Die Süddeutsche Zeitung hat deshalb einen neuen Kanal mit ausschließlich schönen und heiteren Nachrichten aus München und der Region gestartet. So können Sie ihn abonnieren.

So wird es also aller Voraussicht nach statt einer "kleinen Wiesn" auf 26 Hektar wieder eine "große Wiesn" auf gut 34 Hektar geben. Zumindest sprechen sich Baumgärtner und alle großen Rathausfraktionen dafür aus. Sowohl die grüne Wiesn-Stadträtin Anja Berger als auch SPD-Stadtrat Klaus-Peter Rupp und der CSU-Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl bedauerten die Absage und plädierten zugleich für die Oide Wiesn als "wunderbares Alternativprogramm" (Rupp). Pretzl sprach von einer guten Nachricht vor allem für die Schausteller, die bislang nicht zum Zug gekommen seien. Die Stadt müsse jetzt "den Wiesn-Turbo einschalten und umplanen". Und Anja Berger blickte auch schon in die Zukunft: "Für das nächste Zentral-Landwirtschaftsfest im Jahr 2028", so die Wiesn-Stadträtin, "wünsche ich mir einen Dialog des Bauernverbands mit dem Festring als Initiator der Oidn Wiesn und der Stadt mit dem Ziel eines gemeinsamen Konzeptes. Das könnte dann ein tolles, gemeinsames historisches Fest werden, bei dem den Menschen auch die Landwirtschaft nähergebracht wird."

Wiesn-Wirte bleiben erstmal entspannt

Vergleichsweise entspannt nehmen die Wirte der Festzelte auf der Oidn Wiesn die Absage zur Kenntnis. "Es sollte ja ohnehin eine abgespeckte Version der Oidn Wiesn am Rand des ZLF geben, mit drei Zelten und ein paar Fahrgeschäften", sagt Beppi Bachmaier vom Herzkasperlzelt, "nächste Woche hätten da die abschließenden Gespräche stattgefunden." "Insofern", sagt sein Programmchef Martin Jonas, "haben wir ohnehin schon ein Programm geplant, wenn auch nicht im normalen Umfang". Dann fügt er noch hinzu: "Aber es ist jetzt schon gach!"

Christian Winklhofer vom Festzelt Tradition meint ebenfalls: "Klar machen wir das, wir warten jetzt aber erst einmal die neue Ausschreibung ab." Und Lorenz Stiftl von der Schützenlisl sagt: "Wir haben sowieso immer einen Plan B, man weiß ja nicht, was alles passieren kann." Von der Absage scheint er weniger überrascht zu sein, der allgemeine Wandel gehe aber auch nicht an der Bauernschaft vorbei: "Die jungen Bauern informieren sich längst im Internet über neue Maschinen, und die Aussteller gehen auf günstigere Flächen wie beim Karpfhamer Fest und auf die Rottalschau, wo jedes Jahr 400 000 Besucher kommen." Beim letzten ZLF 2016 waren es 280 000 Besucher. Darunter sehr viele aus München, die keine Mähdrescher brauchen.

Zuversichtlich zeigt sich auch Florian Oberndorfer vom kleinen Wiesnzelt Münchner Knödelei auf der normalen Wiesn, der normalerweise immer pausieren muss, wenn das Zentral-Landwirtschaftsfest stattfindet. "Wir sind gut vorbereitet und haben alle Checklisten auf dem neuesten Stand, denn wir bewerben uns ohnehin jedes Jahr", sagt er: "Aber ich freue mich erst, wenn ich im April tatsächlich die Zusage habe."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMehrwertsteuerhöhung
:So teuer ist es nun in Münchner Restaurants

Käsespätzle, die plötzlich 17 Euro kosten. Schnitzel, die fünf Euro teurer sind als noch vor wenigen Tagen. Viele Lokale in München haben die Preise angehoben. Aber welche und wie stark? Ein Speisekarten-Vergleich.

Von Lisa Sonnabend und Sead Mujić

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: