Kommunale Wohnungsgesellschaften in München:Der städtische Plan für die Wärmewende ist vage

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Etwa die Hälfte der Wohnungen von Gewofag und GWG werden derzeit noch mit fossiler Energie beheizt. Das Bild zeigt die Ausbildung zur Wartung eines Ölheizungskessels bei der Spengler-Innung. (Foto: Robert Haas)

Gewofag und GWG beheizen etwa die Hälfte ihrer Wohnungen mit fossiler Energie. Bis 2030 sollen sie klimaneutral werden. Die Linke fordert "mehr Tempo" und ein konkretes Konzept.

Von Bernd Kastner

Bis 2030 sollen die städtischen Wohnungen klimaneutral beheizt werden, das hat der Stadtrat 2019 beschlossen. Ob dieses Ziel erreicht wird, ist allerdings fraglich. Derzeit wird noch etwa die Hälfte der Wohnungen von Gewofag und GWG mit fossiler Energie beheizt, also mit Gas, Öl und Kohle. Die Pläne für die Wärmewende der städtischen Unternehmen klingen unkonkret und voller Unwägbarkeiten. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Antwort des Planungsreferats auf eine Stadtratsanfrage der Fraktion Die Linke/Die Partei hervor. Fraktionschef Stefan Jagel fordert "mehr Tempo".

Von den gut 37 000 Wohnungen der Gewofag werden demnach noch 39 Prozent fossil beheizt, bei der GWG mit gut 30 000 Einheiten gilt dies für 62 Prozent. Dabei wird Fernwärme nicht den fossilen Energieträgern zugerechnet, obwohl die Stadtwerke (SWM) sie bislang zu einem großen Teil mit Gas und Kohle erzeugen.

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Auch ihren Fortschritt im zurückliegenden Jahrzehnt hin zu erneuerbaren Energien beziffern die beiden Unternehmen. Bei der Gewofag werden Bestandshäuser kontinuierlich zu rund 40 Prozent fossil beheizt. Die Stagnation erklärt man mit den Zukäufen auf Basis des städtischen Vorkaufsrechts: Dabei kämen meist Häuser mit fossil betriebener Heizung in den Bestand. Bei Neubauten sank der Anteil fossiler Energieträger hingegen von rund 50 auf 24 Prozent. Die GWG bemisst ihren Fortschritt nicht an der Zahl der Wohnungen, sondern an der Wohnfläche: Wurden 2012 noch 63 Prozent fossil beheizt, sind es zehn Jahre später 36 Prozent.

Auf die Frage der Linken nach geplanten Maßnahmen, um die Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen, bleiben Gewofag und GWG vage. Die Gewofag teilt zwar mit, dass Neubauten "zukünftig nur noch durch Fernwärme oder Wärmepumpen" beheizt würden. Doch gleich im nächsten Satz schränkt die städtische Gesellschaft diese Ankündigung ein: "Ob dies gelingt", hänge von den SWM ab, nämlich dem Ausbau des Fernwärmenetzes und der Bereitschaft der SWM, Häuser ans Netz anzuschließen. Und ob der Einsatz von Wärmepumpen funktioniere, sei "noch nicht abschließend" zu sagen. "Erste Erfahrungen" zufolge seien Luft-Wärmepumpen angesichts der großen Gebäude nicht machbar; ob Wasser-Wärmepumpen wirtschaftlich zu betreiben sind, sei noch ungeklärt. Es müsse also "weiter nach machbaren technischen Antworten für Neubauten gesucht werden. Den wichtigsten Hebel sieht die Gewofag im Bestand: Man arbeite an einem "Sanierungsfahrplan", um die Klimaneutralität "langfristig zu erreichen".

Noch unkonkreter äußert sich die GWG: Man sei "bestrebt", durch Modernisierung den Energieverbrauch "nachhaltig zu senken". Mit den SWM arbeite man zusammen, um "große Gebiete" mit GWG-Häusern ans Fernwärmenetz anzuschließen. Wo dies nicht möglich sei, wolle man Quartiere "mittelfristig" mit Solarstrom und Grundwasser-Wärmepumpen versorgen.

Linken-Fraktionschef Jagel fordert, die Wärmewende mit gezielten Maßnahmen sozial zu gestalten, um die Mieten bezahlbar zu halten. Mit einem Stadtratsantrag will die Linksfraktion die städtischen Wohnbaugesellschaften verpflichten, einen konkreten Plan für Modernisierung und Dekarbonisierung ihrer Häuser samt Finanzbedarf vorzulegen. Nötig sei auch eine Info-Kampagne für Mieter.

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