Botschaft aus Israel:"Ein unermesslicher Wert für uns"

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Eine Videobotschaft des Bürgermeisters von Be'er Sheva, Ruvik Danilovich, wird in die Vollversammlung im Münchner Rathaus übertragen. (Foto: Robert Haas)

Der Bürgermeister von Münchens Partnerstadt in Israel bedankt sich für die Unterstützung seit dem Terrorangriff der Hamas. In Be'er Sheva spüre er "die menschliche Wärme an unserer Seite".

Von Sebastian Krass

Die Videobotschaft ist nicht lang, nur wenige Minuten. Aber Ruvik Danilovich findet eindrückliche Worte. Und er versucht, sie mit Gesten zu unterstreichen. Als der Bürgermeister der israelischen Stadt Be'er Sheva sich für die Unterstützung bedankt, die seit dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober aus der Partnerstadt München angekommen ist, legt er seine Hand aufs Herz. Man spüre "die menschliche Wärme an unserer Seite", sagt Danilovich. Die Solidarität aus München sei "ein unermesslicher Wert für uns".

Danilovichs Ansprache, gefolgt von einer Rede der israelischen Generalkonsulin Talya Lador-Fresher, steht am Mittwoch bewusst am Beginn des Tages, also bevor die Vollversammlung beginnt, sich durch die eigentliche Tagesordnung zu arbeiten. Auch damit sendet die Stadtpolitik in ihrer letzten Sitzung des Jahres 2023 ein Signal der Solidarität nach Be'er Sheva. Ganz ähnlich wie im März 2022, als der Bürgermeister einer anderen von Krieg betroffenen Partnerstadt per Video zum Münchner Stadtrat sprach: Vitali Klitschko aus Kiew.

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Danilovich beendet seine Ansprache mit einem Appell: "Wenn wir zusammenstehen, werden wir auch wieder erfreulichere und bessere Zeiten erleben." Auch Talya Lador-Fresher, die persönlich ins Rathaus gekommen ist, bedankt sich im Namen des Staates Israel für die Unterstützung aus München, darunter eine Million Euro, die der Stadtrat vor einem Monat für Be'er Sheva zur Verfügung gestellt hat und die dort in einen Notfallfonds fließen soll. "Das Geld wird viel bewegen", betont die Generalkonsulin.

Aber Lador-Fresher würdigt auch die im Stadtbild sichtbare Solidarität. "Immer wenn ich auf dem Marienplatz die israelische Fahne sehe, fühle ich mich umarmt." Und sie erwähnt das Benefizkonzert am 17. Januar in der Isarphilharmonie, bei dem die Münchner Philharmoniker mit ihrem Ehrendirigenten Zubin Mehta Werke von Johannes Brahms spielen werden. Das, so sagt die israelische Diplomatin, empfinde sie auch deshalb als wertvoll, weil ihr Land "aus dem Kulturbereich bisher sehr wenige Freundschaftszeichen bekommen" habe. Beide Ansprachen bedenkt die Vollversammlung mit langem Beifall.

In seiner Antwort bedankt Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) sich nicht nur für die Wertschätzung aus Israel, er nennt die Zeichen, die München sendet, auch "eine pure Selbstverständlichkeit". Und er verspricht, nicht nur weiter "an der Seite Israels" zu stehen, sondern stellt auch weitere finanzielle Unterstützung in Aussicht: "Das wird wahrscheinlich nicht der letzte Unterstützungsakt gewesen sein, den wir für unsere israelischen Freunde leisten müssen."

Reiter und nach ihm auch der neu vereidigte Stadtrat Marian Offman gehen auch auf den Antisemitismus ein, der nicht erst seit dem Ausbruch des Krieges in Nahost wieder deutlich sichtbarer geworden ist. "Eine Vervierfachung antisemitischer Straftaten ist nicht akzeptabel", sagt Reiter. "Wir wollen, dass unser ,Nie wieder' tatsächlich ,Nie wieder' heißt."

Der erste reguläre Punkt auf der Tagesordnung ist dann die Vereidigung des SPD-Politikers Offman (Nachrücker für Christian Müller, der in die Geschäftsführung der städtischen Wohnungsgesellschaft Gewofag gewechselt ist) und der Grünen Gunda Krauss (für Julia Post, die in den Landtag gewählt worden ist). Offman, der dem Stadtrat bereits von 2002 bis 2020 angehört hat, gibt in seiner Antrittsrede einen Einblick in seine Gefühlswelt: "Ich habe in Israel viele Verwandte", sagt er, mit ihnen bange er. Zudem sei das Land für ihn als Juden immer ein möglicher Rückzugsort gewesen, diese Gewissheit sei nun erschüttert. Die Solidarität des OB und des Stadtrats mit Israel sei "ein kleiner Trost. Aber das wird meine Befindlichkeit nur schwer ändern können".

Dann aber wird Offman, der sich über die Jahre in vielen Debatten über Vergangenheitsbewältigung und Diskriminierung öffentlich zu Wort gemeldet hat, kämpferisch. "Ich werde weiter Gesicht zeigen gegen Antisemitismus, Rechtsextremismus und Rechtspopulismus. Das ist auch meine Verpflichtung als Mitglied des Münchner Stadtrats."

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