Sanierungspläne:Kompromiss im Gaststätten-Streit bei Sportanlagen

Lesezeit: 2 min

Einige von Münchens Sportanlagen sollen saniert werden. (Foto: Stephan Rumpf)

Etablierte Wirtshäuser sollen nun bleiben können. Zunächst wollte die Stadt bei der Sanierung ihrer Sportplätze nur noch Kioske einrichten.

Von Heiner Effern

Im Streit um die grundsätzliche Streichung aller Gaststätten bei der Sanierung städtischer Sportanlagen zeichnet sich ein Kompromiss ab. Die Fachsprecher der drei großen Fraktionen im Stadtrat, Grüne, SPD und CSU, plädieren für eine Prüfung jedes Einzelfalls. Der Tenor: Wo eine funktionierende Gaststätte vorhanden ist und die Vereine den Weiterbetrieb wünschen, soll die Verwaltung das ermöglichen. Kritik muss das zuständige Referat für Bildung und Sport (RBS) für seine Informationspolitik einstecken. "Die war nicht so gut. Das hat viel Unsicherheit ausgelöst", sagte zum Beispiel Beppo Brem, sportpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion.

Bereits am 29. November 2023 hatte der Stadtrat ein Sanierungskonzept für städtische Sportanlagen beschlossen. Die Funktionsgebäude stammen teilweise noch aus den 1960er-Jahren. Dazu fehlen oft Umkleiden für Frauen. Weiter sind auch zusätzliche Sport- oder Gymnastikräume gefragt. Um die Flächen dafür zu schaffen, hat das RBS vorgeschlagen und der Stadtrat beschlossen, dass dafür die Gaststätten gestrichen werden und die Anlagen einen Kiosk mit Verkaufsfenster bekommen, den Ehrenamtliche betreiben sollen. Die Vereinsvorsitzenden des TSV Trudering und SV Helios Daglfing, die beide eine zur Sanierung anstehende Bezirkssportanlage nutzen, zeigten sich bestürzt über den Wegfall. Beide ärgerten sich zudem über die mangelnde Kommunikation der Verwaltung.

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Diese hatte den Wirten bereits am 4. Dezember 2023 eine E-Mail geschickt, in der sie auf den Beschluss verwies und über die bevorstehende Kündigung informierte. Das bestätigte ein Sprecher des Referats. Mit den Vereinen der aktuell drei betroffenen Bezirkssportanlagen an der Westpreußenstraße, Feldbergstraße und Demleitner Straße hatte zu diesem Zeitpunkt noch niemand konkret gesprochen. Termine seien für Januar und Februar vereinbart, heißt es aus dem RBS. Mitte Januar hatte das Referat in einer Mitteilung aber noch erklärt: "Ein grundsätzlicher Wegfall der gastronomischen Versorgung wurde nicht vorgeschlagen." Im weiteren Verlauf verwies es auf andere Gastromodelle für die Sportanlagen und eine Ausnahmeregelung für die Gaststätten-Streichung.

Für den CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper verdreht das RBS und sein Chef Florian Kraus (Grüne) damit die Tatsachen. "Es handelt sich um eine glatte Irreführung und Täuschung der Öffentlichkeit", sagte Brannekämper. "Man muss sich wirklich fragen, ob der berufsmäßige Stadtrat der Grünen so in Zukunft noch tragbar ist!" Der angesprochene Referent Kraus wies die harsche Kritik zurück. "Sämtliche Schritte bis zum Stadtratsbeschluss waren transparent. Ich kann nicht erkennen, wo hier eine Täuschung vorliegen soll."

Tatsächlich haben der Sportbeirat als Vertreter der Vereine und der Bayerische Landessportverband (BLSV) dem Sanierungskonzept zugestimmt. Sie begrüßen die Ertüchtigung der Anlagen. Das tun auch die Vereine, die sie nutzen, nur wollen sie keinesfalls ihre Gaststätten als soziale Treffpunkte und Zentren des Vereinslebens verlieren. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat ihnen dabei Unterstützung signalisiert, dem folgen nun die Sportexperten der großen Stadtratsfraktionen.

Die im Sanierungsbeschluss angelegte Ausnahme wird nun als Auftrag an das RBS ausgelegt, jeden Einzelfall zu prüfen. "Wo es die Vereine wünschen, müssen die Gaststätten erhalten bleiben", sagte SPD-Stadtrat Nikolaus Gradl. Den Wirten soll nach Möglichkeit eine Übergangslösung für die Sanierungszeit angeboten werden. Manche Vereine wollten lieber einen eigenen Kiosk, manche Gaststätten, das müsse man "differenziert im Einzelfall entscheiden", sagte CSU-Kollegin Ulrike Grimm. Eine mögliche Übergabe der Gaststätte in Erbpacht an die Vereine brachte Grünen-Stadtrat Brem ins Spiel. Auch die vom OB intern vorgeschlagene massivere Ausreizung des Baurechts, um Gaststätten zu erhalten und trotzdem Flächen für neue Kabinen oder Sporträume zu schaffen, findet er gut. Doch sieht er da ein Problem: Dafür gibt es bisher bei angespannter Haushaltslage keine Finanzierung.

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