Sommer in der Stadt:Alles dreht sich ganz gemütlich

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Die drei Münchner Riesenräder ermöglichen schöne Aussichten auf die Stadt - und das ganz ohne Schleudertrauma.

Aus der Not geboren, bietet der "Sommer in der Stadt" derzeit allerlei reizvolle Ausblicke von oben. Ob nun im Olympiapark, wo sich ein 55 Meter hohes Riesenrad dreht, am Königsplatz, wo die Gondeln 45 Meter in die Höhe steigen, oder im Werksviertel, wo das "Umadum" aus 78 Metern Höhe weite Blicke möglich macht: Dass heute Riesenräder immer noch beliebt sind, mag auch an der Nostalgie liegen, die sie verbreiten, selbst wenn sie modern designt sind. Hier wird niemand mit Karacho in die Höhe geschossen, niemand steht auf dem Kopf und man holt sich auch kein Schleudertrauma. Alles dreht sich ganz gemütlich. Und abends ist der Blick auf die Lichter der Stadt besonders attraktiv.

Als George Washington Gale Ferris junior, ein junger Brückenbauer aus Illinois, 1893 das erste moderne Riesenrad der Welt baute, stieß er bei den Machern der Weltausstellung in Chicago, für die er sein aufrecht stehendes Karussell entworfen hatte, zunächst auf Skepsis. Als es dann tatsächlich stand, war es eine gefeierte und beliebte Attraktion.

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(Foto: Sebastian Gabriel)

Über die grünen Hügel den Blick in die Stadt haben Passagiere des Riesenrads im Olympiapark.

Vom Umadum im Werksviertel...

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(Foto: Sebastian Gabriel)

...kann man bei gutem Wetter über den Ostbahnhof hinaus weit in den Norden blicken.

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(Foto: Sebastian Gabriel)

Wer am Königsplatz luftige Runden dreht, ist der City am nächsten...

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(Foto: Sebastian Gabriel)

...und auch den Blick auf die Propyläen hatte man vorher so noch nicht gehabt.

Der Eiffelturm, der bei der Weltausstellung vier Jahre zuvor gebaut wurde, war zwar nicht an Höhe übertroffen, wohl aber an Originalität und Spaßpotenzial für das Publikum. Immerhin 80 Meter hoch war das mit Dampf betriebene "Ferris Wheel" (seither das englische Wort für Riesenrad) und der Erfinder hoffte, damit reich zu werden. Allerdings durfte er nach der Weltausstellung in den USA nie wieder ein großes Riesenrad aufbauen - während in Europa immer neue entstanden, zum Beispiel das Riesenrad auf dem Wiener Prater 1897, das zwar "nur" knapp 65 Meter hoch ist, aber heute ein Wahrzeichen der Stadt. Ferris starb 1896 mit gerade einmal 38 Jahren an Typhus, verschuldet und allein, nachdem seine Frau ihn verlassen hatte.

Zurück nach München: Von wo aus der Blick am interessantesten ist, lässt sich schwer sagen. Am Königsplatz immerhin ist man den Türmen der Frauenkirche am nächsten, und auch der Blick auf die Propyläen ist einer, mit dem man noch vor Kurzem niemals gerechnet hätte. Wer etwa mehr Action sucht, ist im Olympiapark besser aufgehoben. Dort dreht sich unter anderem der "Bayern Tower", ein 90 Meter hohes Kettenkarussell. Eine Fahrt damit erfordert freilich etwas mehr Traute als mit einem gemütlichen Riesenrad.

© SZ vom 22.08.2020 / schub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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