Noch ist es nicht mehr als ein Wunsch des Jugendzentrums Schwabing-West - wenn auch ein sehr konkreter: Der Karstadt am Nordbad, seit wenigen Tagen leer geräumt nach der Insolvenz des Warenhauskonzerns Galeria Karstadt Kaufhof, soll bis zum Abriss des Gebäudes jungen Leuten aus dem Viertel zur Verfügung stehen. "Wir würden die ehemalige Verkaufsfläche und möglicherweise auch die Tiefgarage in den kommenden Monaten gerne bespielen", sagt Jannis Pagel. Im Oktober hat der Juze-Mitarbeiter deshalb einen Brief an den Westschwabinger Bezirksausschuss geschrieben. In Schwabing, erklärt er darin den Lokalpolitikern, gebe es nur "wenig Räume, die Jugendliche sich aneignen und selbst gestalten" könnten.
Das Jugendzentrum selbst sei zwar groß. "Aber mit den aktuellen Corona-Abstandsregeln kommen wir schnell an unsere Kapazitätsgrenzen." Das Areal des Kaufhauses hingegen könnte einen zusätzlichen, attraktiven, niederschwelligen Ort für die Jugendlichen darstellen. Kooperationen mit anderen Jugendeinrichtungen im Viertel schließt Pagel dabei ausdrücklich als "denkbar" mit ein.
Was der Juze-Mitarbeiter damals noch nicht wusste: Der Abriss des Gebäudes ist bereits für Anfang 2021 geplant, die Fläche wäre also lediglich maximal drei Monate lang nutzbar. Und das auch nur, sofern die Ariston Grundbesitz GmbH & Co. 8. Beteiligungs KG als Erbpachtnehmerin des Grundstücks damit einverstanden ist. Ariston-Mitgesellschafter Stefan Pfender hat zwar schon signalisiert, "gerne für Gespräche zur Verfügung" zu stehen. Aber Pfender weist zugleich auch "auf die nicht unerheblichen Heiz- und Betriebskosten hin, die durch eine Weiternutzung entstehen" würden.
Zu klären seien darüber hinaus bauliche und brandschutztechnische Auflagen, finanzielle Bedingungen des Investors und auch die Frage, ob für eine mögliche Nutzung erst Umbauten nötig würden, die die Lokalbaukommission genehmigen müsste, gibt Edith Petry, Sprecherin im Sozialreferat, zu bedenken. "Grundsätzlich würden wir es aber sehr begrüßen, wenn man dort Jugendarbeit einrichten könnte." Ähnlich äußert man sich im Bezirksausschuss.
Prüfen muss das Sozialreferat außerdem, inwieweit die derzeit gültigen coronabedingten Allgemeinverfügungen auch für Jugendeinrichtungen gelten.
Pagel und seine Kollegen jedenfalls lassen sich vom momentanen Fast-Lockdown nicht abschrecken: "Klar, Sportangebote wie eine Soccer-Box gehen jetzt nicht mehr, aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten, aktiv zu werden, ohne aufeinander zu hocken." Die Jugendlichen könnten etwa eine Indoor-Skate-Anlage planen, bauen und befahren. Wände könnten mit Graffiti besprüht werden. "Außerdem haben wir eine sehr große Carrera-Bahn, die problemlos aufzubauen wäre." Das Team hat auch überlegt, im Parkhaus Bobbycar- oder Seifenkistenrennen zu veranstalten. Einen Parcours für ferngesteuerte Autos wäre eine weitere Idee, "allerdings müssten wir da noch das Material dafür beschaffen". Angedacht ist eine Kooperation mit dem Alpenverein, um den Jugendlichen zu ermöglichen, sich "irgendwo abzuseilen".
Dass viele dieser Angebote sehr actionlastig sind und hohe Sicherheitsanforderungen stellen, ist den Jugendzentrums-Mitarbeitern dabei bewusst. "Deshalb haben wir uns überlegt, nicht alles auf einmal umzusetzen, sondern Aktionstage mit einzelnen Events anzubieten", sagt Pagel. "Um uns nicht zu überheben."