Menüs zum Abholen:Wie Münchner Restaurants mit der Corona-Krise umgehen

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Ein Restaurant nahe der Münchner Frauenkirche: Die gedeckten Tische bleiben leer. (Foto: dpa)
  • Das Tantris schließt bis zum 21. April, die meisten anderen Restaurants, Wirtshäuser, Gaststätten und Bars hoffen am Sonntagvormittag noch, dass ihnen die komplette Schließung erspart bleibt.
  • Die Staatsregierung will Montagvormittag in einer Pressekonferenz verkünden, welche Betriebs-Einschränkungen für Restaurants gelten sollen.
  • Viele Wirte in Bayern verzeichnen schon jetzt erhebliche Umsatzeinbrüche durch die Corona-Krise.
  • Ein Beispiel aus Neuhausen zeigt, wie ein Küchenchef mit kreativen Lösungen für Umsatz sorgt.

Von Franz Kotteder

Das Tantris war am schnellsten, schneller noch als die Bayerische Staatsregierung: Schon am Samstagmittag verkündete das Zwei-Sterne-Haus seine vorläufige Schließung bis einschließlich 21. April. "Für uns als Restaurant Tantris steht die Gesundheit aller an erster Stelle", so Geschäftsführer Felix Eichbauer, "daher diese drastische Entscheidung, die wir als unsere gesellschaftliche Verantwortung in dieser Lage sehen." Wegen der aktuellen Entwicklung um das Coronavirus habe man sich entschlossen, "unsere Gäste, Mitarbeiter, Familien und Freunde zu schützen". Alle bestehenden Reservierungen seien damit annulliert, jeder Gast werde darüber persönlich informiert.

Damit war ausgerechnet ein Restaurant aus der Oberliga der Münchner Gastronomie vorgeprescht. Der bayerische Krisenstab hingegen hatte offenbar weniger drastische Maßnahmen vorgeschlagen, wie der Bayerische Rundfunk unter Berufung auf Regierungskreise am Sonntagnachmittag meldete. Die Staatsregierung will sie am Montagvormittag in einer Pressekonferenz verkünden. Demnach sollen Bars, Clubs, Kinos und Schwimmbäder komplett schließen, für Restaurants wird es Einschränkungen geben.

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Die meisten Restaurants, Wirtshäuser, Gaststätten und Bars hofften am Wochenende noch, dass ihnen eine völlige Schließung wie zum Beispiel in Belgien und Österreich oder nach Berliner Muster - dort muss in Speiserestaurants ein Mindestabstand von eineinhalb Metern zwischen den Tischen eingehalten werden - erspart bleiben.

Der Münchner Kreisverband des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga hatte bereits recht nervös auf die Falschmeldung einer Münchner Boulevardzeitung reagiert, die bereits am Freitag die totale Schließung aller Lokale in der Stadt angekündigt hatte. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte das in seiner morgendlichen Pressekonferenz am Freitag bereits ausdrücklich dementiert und als "unverantwortlich" bezeichnet. Gregor Lemke vom Augustiner Klosterwirt, Sprecher der Münchner Innenstadtwirte, sprach von Verunsicherung der Bevölkerung, die zusätzlich Panik schüre und nicht nur das Gastgewerbe schädige.

Das allerdings klagte bereits in Gestalt der bayerischen Dehoga-Präsidentin Angela Inselkammer vom Ayinger Brauereigasthof über erhebliche Umsatzeinbrüche durch die Corona-Krise. 78 Prozent aller Betriebe hätten bereits Anfang März einen Umsatzrückgang von fast einem Drittel zu verzeichnen, so Inselkammer. Am Wochenende legte sie noch einmal nach und forderte ein "sofortiges Nothilfeprogramm" für ihre Branche: "Die Umsatzeinbrüche kommen nicht schleichend wie in anderen Wirtschaftskrisen, sondern von heute auf morgen und das fast zu 100 Prozent. Unsere Betriebe kämpfen unverschuldet ums nackte Überleben." Nötig seien Liquiditätshilfen, Steuerstundungen und Notkredite. Besonders betroffen sind wegen der Reisebeschränkungen und Stornierungen Hotels und Gaststätten, die viel von Touristen frequentiert werden.

So hat man in der Innenstadt derzeit kein Problem, in der Schwemme des Hofbräuhauses einen Platz zu finden, auch die Mindestabstände lassen sich locker einhalten. Michael Sperger, einer der beiden Wirte sagt: "Wir haben inzwischen den Festsaal und das Bräustüberl im ersten Stock geschlossen. Wir warten jetzt ab, wie es weitergeht." Andere Restaurants suchen jetzt nach kreativen Lösungen, wie man mit der Krise umgehen kann. Das Broeding in der Neuhauser Schulstraße bietet zum Beispiel jetzt "Broeding für daheim" an, sagt Chefkoch und Mitinhaber Manuel Reheis: "Ab Montag bieten wir jeden Abend ab 18 Uhr vier Gerichte zur Selbstabholung an."

Wie es in dem gehobenen Restaurant der Brauch ist, soll es jeden Abend andere Gerichte geben, schon ab der ersten mitbestellten Flasche Wein gibt es zehn Prozent Rabatt auf den Mitnahmepreis. Am Montag steht zum Beispiel Bresaola-Rolle, Fischsuppe, Hirschragout und Schoko-Olivenöl-Mousse auf der Karte. Das Tagesangebot findet man im Internet unter der Adresse www.broeding.de. Reheis: "Natürlich haben wir solange wie möglich auch regulär geöffnet."

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