Klimenti's:Schlemmen im Schatten des Gasteig

Lesezeit: 3 min

Die extravagante Form der Lampen erinnert etwas an Umspannwerke. (Foto: Robert Haas)

Modern mediterran geht es zu auf der Karte des Klimenti's Restaurant, als Gast fühlt man sich umhegt und kundig bekocht. Doch der Genuss hat seinen Preis.

Von Alois Gudmund

Die Tatsache, dass sich mit einem guten Namen gute Geschäfte machen lassen, ernährt dieser Tage eine ganze Industrie, die teuer an glatten Kunstnamen für frisch fusionierte Großkonzerne poliert. Und doch stehen Geschäftsfrau und -mann immer noch meist mit dem eigenen Namen fürs eigene Geschäft. Da hilft es, wenn der etwas hermacht. Gut, es lassen sich auch Müller oder Scholz recht erfolgreich branden, sogar wenn einer Magermilchjoghurt oder sozialdemokratische Politik verkauft. Andererseits: Ein Name wie etwa Klimenti hat da schon einen satteren Klang.

Klimenti's also hat der mit seinem wohlklingenden Namen gesegnete Gastronom Mete Klimenti sein Restaurant gleich hinter dem Gasteig genannt. Es ließe sich nun wieder mal am falschen Apostroph mäkeln, ohne den, wie der geschätzte Mitvorkoster Carolus Hecht einst richtig bemerkte, Münchens Schickeria in sich zusammenfallen würde. Und es ließe sich auf dieser Spur weitergehen, wenn man weiß, dass sich der Wirt seinen Namen in der Szene gemacht hat, als er einst "New York Brunches" in Lokalen wie dem H'ugo's organisierte, das sich mit seinen gar zwei Apostrophen als doppelt schick auszeichnet und als Habitat von FC-Bayern-Spielern, artverwandten Very-Wichtigkeiten und deren Putzervögeln münchenweit weltbekannt ist.

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Doch dann näherte sich Gudmund dem Lokal, und das, was ihm als erstes auffiel, bevor er überhaupt das Innere betreten hatte, war nicht einmal die strahlend gelb in der Abendsonne leuchtende Fassade des frisch renovierten Eckhauses. Es war vielmehr der überaus freundliche Empfang. Schnell saßen die Gäste an einem der kleinen, ohne Tischtuch eingedeckten Tische unter den Bäumen der Preysingstraße. Decken gegen die Abendkühle lagen schon bereit, und das Menü war gleich gebracht.

In Zeiten der Pandemie sitzt man hier draußen, solange das Wetter es zulässt. Dabei wird es drinnen erst richtig stilvoll. Schwarz sind die Wände, schummrig ist es trotzdem nicht, da jeden Tisch eine Lampe beleuchtet, deren extravagante Form ein bisschen an Umspannwerke erinnert.

An einer Wand blinkt die Kontrollleuchte eines Weinkühlschranks von eindrucksvoller Größe, in dem ausweislich der Karte unter anderem wohl auch eine Bouteille Dom Perignon Rosé Vintage 2006 darauf wartet, für 690 Euro geköpft zu werden. Um unangenehmen Gesprächen mit seinen Etatverantwortlichen aus dem Weg zu gehen, hat Gudmund davon Abstand genommen.

Rosig kommt das Lamm daher. (Foto: Robert Haas)

In der hellen, vom Gastraum einsehbaren Küche hantierten derweil schwarz gekleidete Köche mit ihren Töpfen, und zwar, um es vorweg zu sagen, mit Können und Geschick. Modern mediterran geht es zu auf der Karte, der Grill ist öfter im Einsatz, ansonsten setzt sie eher auf Ingredienzen als auf überbordende Kreativität. So schwammen in der cremigen Sellerie-Creme-Suppe nicht nur die süßsauren Würfelchen der Apfel-Brunoise, nein auch zwei kleine, fein glasige Scheiben einer Jakobsmuschel, eine erstaunlich ausgewogene Geschmacksmischung.

Vom Oktopus hingen zwei lange, schön zart gegrillte Tentakel bis über den Tellerrand. Vom delikaten Platterbsenpüree dazu, einer Art Hummus, nur eben nicht aus Kicher-, sondern aus den auf griechischen Inseln beliebten Platterbsen, hätte Gudmund gerne etwas mehr gehabt als die paar Tupfen auf dem Teller, auch von der mit ihrem Ringelmuster sehr dekorativen Chioggia-Bete gab es nur ein millimeterdünnes Scheibchen. Tadellos auf den Punkt gegrillt waren auch die drei in Kräutern marinierten und von allem Strunkigen befreiten Artischockenherzen, serviert mit Rucola und hauchdünn geschnittenem Parmesan.

Die ebenfalls sorgfältig gegrillten Garnelen auf den Tagliatelle stammten Auskunft aus der Küche aus Wildfang aus dem Mittelmeer und schmeckten tatsächlich knackig, prall, wie sie sein sollen. Allerdings ertranken die Nudeln fast in ihrer kleckerträchtig flüssigen Tomaten-Dill-Meeresfrüchtesoße.

Die Lammnüsschen hingegen waren schlicht perfekt: rosig, butterweich zu schneiden, saftig auf der Zunge zergehend, bestens begleitet durch zwei mithilfe Süßkartoffeln aufgepimpte Kartoffelrösti. Süßkartoffelpüree - die Karte nannte es Kruste - bedeckte auch die Rinderlende, die allerdings für Gudmunds Geschmack etwas zu fettmarmoriert und zu durchgebraten war, aber trotzdem zart und fleischig. Bestens zur Lende passten die lauwarmen und wunderbar bissfesten Böhnchen.

Zum Nachtisch gab es Klassiker, allesamt auf hohem Niveau bereitet: Creme brulée mit frischen Beeren, ein Schokoladensoufflée in einer Vanillesoße zum Hineinlegen, ein weißes Schokoladen-Joghurt-Mousse, nicht zu fest, nicht zu fluffig, nicht zu süß. Und eine Melonen-Panna-Cotta mit Mangogelée. "Das Schlemmen am Schluss ist für mich das Schönste", sagte die Serviererin - von der und ihren Kollegen und Chefs Gudmund sich nicht nur bedient, sondern aufmerksam, ja wirklich herzlich umhegt und umpflegt fühlte.

Die Weinkarte ist umfangreich, hilft aber mit Empfehlungen. Ein offener Spätburgunder Rosé vom Bodensee war ebenso charaktervoll wie der Grauburgunder aus derselben Gegend, beide für 8,50 Euros das Glas. Ja, einen Preis haben die angenehmen Abende, die man hier verbringen kann. Mit 70 Euro für drei Gänge, Wasser, Wein muss rechnen, auch wer in der Karte nicht auf die höherpreisigen Gerichte zeigt. Im dem renovierten Altbau darüber würde man dafür keine drei Quadratmeter zur monatlichen Miete bekommen. Wir sind in München.

Adresse: Preysingstraße 2, 81667 München, Telefon: 089/ 958666050, www.klimentis.de, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 17 bis 1 Uhr, Sonntag 17 bis 23 Uhr.

© SZ vom 09.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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