Es war einer der ersten Termine der neuen Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer. Und dann gleich einer, bei der ein - wie sie sagt - "Leuchtturm" gebaut wird. Das Leuchtturmprojekt ist der erste kleine Abschnitt des neuen Radschnellwegs in Richtung Garching, für dessen Bau die Stadt am Freitag offiziell den Startschuss gegeben hat, obwohl die Bauarbeiten eigentlich bereits laufen. Es ist der erste Radschnellweg in Bayern überhaupt. Auf 500 Metern entsteht hier zwischen Lenbachplatz und dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus je Richtung ein jeweils 2,80 Meter breiter Radweg, der auch ein Abschnitt des Altstadt-Radlrings ist. Insgesamt fallen dafür im Bereich des Maximiliansplatzes 93 Parkplätze weg. Für die Autos bleiben jeweils zwei Fahrspuren erhalten.
Zunächst wird die Straße in Richtung Platz der Opfer des Nationalsozialismus umgebaut. Dies dauert nach Angaben des Baureferats bis 2024. Dann beginnen die Arbeiten für den Abschnitt in Richtung Lenbachplatz. Auf der Altstadt-Seite entsteht anstelle der Autoparkplätze eine Parkbucht für Busse. Auf der gegenüberliegenden, der Maxvorstadt zugewandten Seite sieht der Plan Taxistellplätze vor. Die direkt an den Maximiliansplatz angrenzenden früheren Parkplätze werden auf beiden Seiten des Parks entsiegelt und mit Bäumen bepflanzt. Die Kreuzung Maximiliansplatz/Oskar-von-Miller-Ring und Brienner Straße wird 2023 zu einem vierarmigen Knoten umgebaut. So entsteht eine kleine geschlossene Grünfläche, die wegen der dort vorhandenen Bäume aktuell "Platanenplatz" genannt wird.
Insgesamt wird der Radschnellweg im Münchner Stadtgebiet 9,1 Kilometer lang. Er führt über die Ludwig- und Leopoldstraße und weiter über die Ingolstädter Straße bis zur Stadtgrenze. Wo es möglich ist, sollen die Radspuren die Regelbreite von drei Metern bekommen. Die komplette Route nach Garching soll dann 23 Kilometer lang sein. Die Kosten alleine für den Umbau des nun begonnenen Teilstücks liegen bei 13,4 Millionen Euro. 2,4 Millionen übernimmt der Bund.
Zum Baustart haben sich vor dem Maxtor Vertreter des Baureferats, des Mobilitätsreferats und des bayerischen Ministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr sowie aus der Münchner Stadtpolitik versammelt. Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne) erklärte, Radschnellwege seien das beste Instrument, Pendler zum Radfahren zu bewegen. "Schnellwege sind die Schlagadern jedes Radwegenetzes", so Habenschaden. Der neue Radschnellweg werde so etwas wie eine Autobahn, aber eben für Radler. Sie sei optimistisch, sagte Habenschaden, dass es dort aber nicht so "rowdymäßig" zugehe wie auf den wirklichen Autobahnen.
Wann Radler wirklich schnell und zügig zwischen Garching und dem Münchner Stadtzentrum pendeln können, ist noch völlig offen. Denn der Prozess zieht sich. So wird im Landkreis München schon seit sechs Jahren an der Trassenführung getüftelt. Dort soll der Radschnellweg von der Stadtgrenze in die Städte Unterschleißheim und Garching führen. Gebaut aber ist noch kein einziger Meter des Radl-Highways, dessen Baukosten allein im Landkreis auf mehr als 35 Millionen Euro geschätzt werden.
Vor allem die Planungen für den Abschnitt in der Universitätsstadt Garching bereiteten lange Zeit Probleme. Das Vorhaben, den Radschnellweg entlang der Bundesstraße 471 zu führen, eine der meistbefahrenen Straßen im Norden der Landeshauptstadt, stieß in Garching immer wieder auf Widerstand - mittlerweile haben sich Stadt und Landkreis auf eine Trasse geeinigt, die etwas weiter südlich am Schleißheimer Kanal entlang verläuft und von dort aus nach Norden führt, um auch den dortigen Campus mit den TU-Einrichtungen zu erschließen.
Wann mit den Bauarbeiten des Radschnellwegs im Landkreis begonnen wird, ist noch nicht abzusehen. Eigentlich war geplant, mit den ersten Vorarbeiten noch in diesem Jahr zu beginnen, aber der Zeitplan wird wohl nicht zu halten sein. Und auch die Frage der Finanzierung wird der Kreispolitik wohl noch weiter Kopfzerbrechen bereiten. Geht es nach den Grünen im Kreistag, sollten Radschnellwege in den Rang von Bundesstraßen erhoben werden, dann wäre auch tatsächlich der Bund für den Bau und Unterhalt der Verbindungen verantwortlich.