Verkehr in München:Die U-Bahn nach Pasing kann kommen

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  • Mit der aufwendigen Umbettung eines Starkstromkabels haben die Vorbereitungen für die Verlängerung der U-Bahn-Linie 5 nach Pasing begonnen.
  • Die Stadt plant bereits einen weiteren Ausbau des Münchner U-Bahn-Netzes.
  • Nötig sei dafür jedoch eine größere Förderung durch den Bund, sagte Oberbürgermeister Reiter (SPD). Die bisher diskutierten Summen seien "lächerlich".

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Die ganz großen Baumaschinen sind noch nicht aufgefahren, aber der Anfang für ein wichtiges neues Verkehrsprojekt ist gemacht. Das 2,4 Kilometer lange Starkstromkabel, das unter der Gotthardstraße im Bereich des geplanten U-Bahn-Tunnels liegt, wird in parallel laufende Straßen umgeleitet. Dieser erste Schritt ist eine wichtige Voraussetzung für die Verlängerung der U-Bahn-Linie U 5 vom Laimer Platz nach Pasing. Die technisch aufwendige Umbettung der Leitung dauert ein Jahr und kostet 5,5 Millionen Euro. 2021 wäre dann der Start für die Errichtung der Untergrundstrecke. Die Bauzeit liegt zwischen sechs und acht Jahren.

Die Signale für die Linie nach Pasing stehen jedenfalls auf Grün. Die städtische Baureferentin Rosemarie Hingerl wedelte am Freitag vor dem aufgegrabenen Kabelschacht an der Vosslerstraße beim Laimer Platz erfreut mit einem 124 Seiten starken Dokument. In der Hand hielt sie den Planfeststellungsbeschluss der Regierung von Oberbayern, also die Baugenehmigung, für den ersten Abschnitt der U 5-Verlängerung bis zum Willibaldplatz. Der Genehmigungsprozess kann sich bei Großprojekten lange hinziehen, aber hier ging es relativ flott. Durch viel Einsatz eines großen Teams sei es gelungen, die Planfeststellung innerhalb von nur zwei Jahren zu erreichen: "Wir haben so gut es ging auf die Tube gedrückt."

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Zackzack soll es auch in den anderen Streckenabschnitten gehen. Um das Baufeld Am Knie freizumachen, werden dort ebenfalls eine Starkstromleitung und ein Abwasserkanal umgeleitet. Die neue Streckenführung der Tramlinie 19 Am Knie sei bereits in der Planung, sagte Hingerl. Außerdem seien mit der Deutschen Bahn Vereinbarungen für deren Leitungsverlegungen im Bereich des künftigen U-Bahnhofs Pasing getroffen worden.

Während das Planfeststellungsverfahren für die Abschnitte Am Knie und Bahnhof Pasing noch laufen, bereitet das Baureferat schon alles für den Rohbau des Bahnhofs Willibaldstraße vor. Zunächst will man sich Preisangebote von Firmen einholen. Erst wenn diese vorlägen, könne man seriöse Aussagen über die Projektkosten machen, sagte Hingerl. Vor 2021 werde man keine Bäume an der Gotthardstraße fällen, ergänzte sie. Über 700 Bäume müssen weichen, neue sollen nach Abschluss der Bauarbeiten gepflanzt werden.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der ebenfalls nach Laim gekommen war, sprach von einem "richtig guten Tag für den Öffentlichen Nahverkehr". Es sei schon viele Jahre her, dass in München eine neue U-Bahn-Linie geplant und gebaut worden sei: "Heute können wir auch den Skeptikern beweisen, das es uns ernst mit neuen Linien ist. München baut wieder U-Bahnen!" Gerade die Verlängerung der U 5 nach Pasing - und dann über Pasing hinaus auch in das Neubaugebiet Freiham - sei ein Meilenstein für eine "zukunftsfähige Mobilität in München". Der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs habe für ihn einen zentralen Stellenwert. "Das muss schnell gehen", sagte Reiter, "und zwar schneller als bisher".

"Die bisher diskutierten Summen sind lächerlich"

Seine gute Laune trübte sich sichtbar ein, als es um Finanzierungsfragen ging. Aus Berlin müsse mehr Geld kommen - und zwar für alle Kommunen, die zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs beitragen. "Die bisher diskutierten Summen sind lächerlich und würden nicht mal für München allein reichen", kritisierte der OB. Bekenntnisse der Bundespolitik zu einer Verkehrswende seien nichts wert, wenn den Worten nicht auch Taten folgten.

Die U 5-West vom Laimer Platz nach Pasing ist die Verlängerung der bestehenden Linie U 4/5, die die Stadt zwischen Laimer Platz und Max-Weber-Platz quert. In Haidhausen spaltet sich die Linie auf: zum Arabellapark und nach Neuperlach. Die U 4/5 war abschnittsweise zwischen 1984 und 1988 in Betrieb genommen worden. Drei Bahnhöfe wird es auf dem neuen Westast der U 5 mit einer Länge von 3,8 Kilometern geben: Willibaldstraße, Am Knie und am Pasinger Bahnhof. Der Stadtrat sei sich einig, dass möglichst schnell nach Freiham weitergebaut werden sollte, sagte Reiter. Vier neue Bahnhöfe könnten auf der 4,5 Kilometer langen Strecke entstehen. Erstmals fahren würden die Züge auf der Strecke in das neue Stadtquartier voraussichtlich zwischen den Jahren 2035 und 2040.

Oben auf der Bauliste für neue U-Bahnen steht auch die U 9 von der Implerstraße über den Hauptbahnhof bis zur Münchner Freiheit. Für die 10,5 Kilometer lange Trasse ist eine Bauzeit von zehn Jahren veranschlagt. Fertig wird die Strecke wohl nicht vor dem Ende der 2030er-Jahre sein. In der längerfristigen Planung ist noch die Verlängerung der U 4 vom Arabellapark bis Englschalking, mit zwei Bahnhöfen auf der zwei Kilometer langen Strecke. Außerdem geplant: eine neue Querverbindung zwischen den Stationen Kieferngarten und Am Hart (U 26).

Investiert werden müssten enorme Summen. Das könnte die Stadt auf keinen Fall alleine stemmen, das hatte Reiter auch schon vor seinem Besuch am Freitag in Laim immer wieder betont. Aber jetzt will das Baureferat erst einmal rasch mit der U 5 West vorankommen. Die lange erwartete Strecke werde nicht von heute auf morgen fertig, sagte Rosemarie Hingerl. Aber mit Beschleunigungsmaßnahmen, versprach sie, werde man den Prozess bis zur Inbetriebnahme "maßgeblich verkürzen".

© SZ vom 23.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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