Prinz-Eugen-Park in Oberföhring:Lücken in der Infrastruktur

Lesezeit: 3 Min.

Weil die Tram während der Pandemie einen reduzierten Takt fährt, weichen viele Bewohner im Prinz-Eugen-Park auf das Auto aus und parken überall kreuz und quer. (Foto: Florian Peljak)

Kurz nachdem die letzten Bewohner ins neue Münchner Vorzeigequartier gezogen sind, schließt eine Poststelle. Ein Blick ins Viertel zeigt: Der Prinz-Eugen-Park ist zwar keine Schlafstadt, doch an mancher Stelle döst er noch vor sich hin.

Von Lea Kramer

Um die Weihnachtszeit standen sie an der Cosimastraße 116 noch neben vollen Rollwagen an. Einer hinter dem anderen und so fort. Briefe in der Tasche. Abholscheine in der Hand. Vor allem jene mit Paketen unter dem Arm sah man dort häufiger. Für die Bewohner des angrenzenden Prinz-Eugen-Parks war der Tabak- und Zeitschriftenladen eine beliebte Anlaufstelle, um allerlei Postgeschäfte zu erledigen. Seit Mitte Januar hat die Deutsche Post AG dem Laden allerdings "aus betrieblichen Gründen" - wie sie auf Anfrage schreibt - den Vertrag gekündigt. Es ist nicht der einzige Ort rund um das Neubaugebiet, an dem es eine Versorgungslücke gibt.

Sascha Straub ist Quartiersrat einer Baugemeinschaft im neuen Wohngebiet in Oberföhring. Er ärgert sich über den Wegfall der Postannahmestelle. "Das ist hier keine Schlafstadt. Was geht, wird von den Bewohnern auf die Beine gestellt", sagt er. Das Viertel sei so angelegt, dass es eigentlich funktionieren könnte. "Ich habe momentan aber das Gefühl, je mehr Menschen hier herziehen, desto weniger Infrastruktur gibt es", sagt er.

Sascha Straub ist Quartiersrat einer Baugemeinschaft - er ärgert sich, dass eine Postfiliale im Viertel geschlossen wurde. (Foto: Florian Peljak)

Als das Wohngebiet auf dem Areal der alten Prinz-Eugen-Kaserne in Oberföhring noch im Kies lag, sahen zumindest die Planungen vor, dass es einen dörflichen Charakter bekommen sollte: kurze Wege, viel Grün, wenig Verkehr. Schon heute gibt es einzelne Bausteine im Mobilitätskonzept, die gut funktionieren. Anwohnertiefgaragen mit Car-Sharing-Fahrzeugen oder die Möglichkeit, sich ein Lastenrad auszuleihen, werden von den Bewohnern gut angenommen. Ganz so autoarm wie erträumt, ist das Gebiet mit den 1800 Wohnungen aber nicht. "Momentan parken die Autos überall kreuz und quer, weil keine Parkplätze ausgewiesen und die Straßen einfach nicht fertig sind", sagt ein Anwohner. Oberirdische Stellplätze für Autos soll es im Prinz-Eugen-Park aber auch dann, wenn er fertig ist, nur wenige geben. Bewohner sollen in den Tiefgaragen parken oder ganz ohne Auto auskommen. Einer Auswertung des Planungsreferats zufolge würden dort aber 4000 Fahrten pro Tag stattfinden - trotz Anbindung durch öffentliche Verkehrsmittel.

Seit die Fahrgastzahlen im Zuge der Corona-Pandemie eingebrochen sind, hat die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihre Takte auf bestimmten Strecken verringert. Die Tram-Linie 37, die den Prinz-Eugen-Park direkt anfährt, ist abends ebenfalls betroffen. "Aktuell liegen wir bei der Nachfrage über alle Verkehrsmittel hinweg bei 68 Prozent verglichen mit dem Vor-Corona-Niveau, bei der Tram sogar nur bei 59 Prozent", sagt Johannes Boos, Pressesprecher der MVG. Deshalb bleibe der "Takt 10 bis 10" - auch nach 22 Uhr kommt alle zehn Minuten eine Tram - in Richtung St. Emmeram ausgesetzt. Ansonsten fahren nur zwei Buslinien die äußersten östlichen Ränder des Neubaugebiets an.

Die Grundschule ist zu klein, das ist schon lange klar

Dieses Jahr ist der 16. März ein wichtiger Zeitpunkt für Eltern angehender Erstklässlerinnen und Erstklässler. An diesem Tag müssen sie ihr Kind an einer Münchner Grundschule anmelden. Kinder aus dem Prinz-Eugen-Park sind der Grundschule an der Ruth-Drexel-Straße zugeordnet, eine neu für das Wohngebiet errichtete Außenstelle der Grundschule an der Knappertsbuschstraße. Das Problem: Die Schule war schon im Herbst, als die letzten verbliebenen Wohnungen im Neubaugebiet noch gar nicht bezogen waren, zu klein. Nur mit viel Improvisationstalent ist für die 505 Schülerinnen und Schüler im laufenden Schuljahr eine Lösung gefunden worden.

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Für das kommende Schuljahr rechnet das Referat für Bildung und Sport (RBS) mit einem weiteren Anstieg der Schülerzahlen, nämlich um gut 50 Schülerinnen und Schüler. "Die Schulleitung geht davon aus, dass die Klassenzahl daher um mindestens drei Klassen steigen wird", sagt Andreas Haas, Sprecher des Referats. Deshalb werde auf dem Schulgelände eine Pavillonanlage installiert, die im September in Betrieb genommen werden soll. Somit stünden "ausreichend Räume sowohl zur Beschulung als auch für die ganztägige Betreuung zur Verfügung", sagt Haas.

Fehlende Kultur- und Sozialeinrichtung

Das Wohngebiet Prinz-Eugen-Park ist soziodemografisch gesehen ein sehr junges Stadtviertel. Hier leben viele Familien mit kleinen Kindern. Diese hat das Sozialreferat gerade verstärkt im Blick, denn eigentlich hätte der "13er Bürger- und Kulturtreff" am Maria-Nindl-Platz schon längst fertig sein sollen. Die Inbetriebnahme der Einrichtung, die neben Veranstaltungsräumen auch Platz für ein Familienzentrum, Nachbarschaftstreff und Alten- und Service-Zentrum haben soll und für ganz Bogenhausen als Anlaufstelle gedacht ist, ist frühestens für das Jahr 2025 vorgesehen. Momentan übernehmen die Bewohner des Viertels, die sich als Genossenschaften zur Mitgestaltung des Zusammenlebens verpflichtet und in ihren Häusern Gemeinschaftsräume für diese Zwecke eingerichtet haben, viele solcher kulturellen und sozialpädagogischen Angebote selbst. "Es gibt Lesungen, Filmvorführungen, und wir hatten zum Beispiel ein Sommerausklangsfest", sagt Christine Kalkhof vom Trägerverein des Kulturtreffs. Die Bewohnerschaft sei sehr engagiert, viele Netzwerke würden sich gerade aufbauen.

Dass Bewohner und Kulturschaffende sozialpädagogische Fachkräfte aber nicht ersetzen können, sieht auch das Sozialreferat so. "Aufgrund der belasteten Lebenssituation von Familien und Kindern wird ein Vorläuferprojekt aufgebaut werden", sagt Sprecherin Edith Petry. Ein möglicher Träger sowie das Konzept des Interimstreffs werde dem Stadtrat voraussichtlich im Mai vorgelegt. Vorgesehen seien vor allem Hilfsangebote "wie Patenschaften und Orientierungshilfen im Migrations-, Bildungs- und Verwaltungsbereich", so Petry.

Einiges bewegt sich, anderes stockt, manches döst noch vor sich hin. Die Post jedenfalls hat bislang nicht vor, in den Prinz-Eugen-Park zurückzukommen. "Im Zwei-Kilometer-Umkreis der ehemaligen Filiale in der Cosimastraße 116 befinden sich fünf Partner-Filialen, drei Paketshops sowie acht Packstationen", sagt ein Konzernsprecher.

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