Luxus-Gastronomie im Luxushotel:Fast wie daheim bei Königs

Lesezeit: 3 min

Allerlei Feines in drei Gängen: Im "Rosewood" wird angerichtet. (Foto: Philipp Maier)

Münchens teuerstes Hotel, das "Rosewood" im Kreuzviertel, zeigt beim "Four Hands Dinner", was es alles kann.

Von Franz Kotteder

Man fühlt sich hier wie zu Hause bei Königs, und dieses Gefühl ist durchaus beabsichtigt. Die Richtungspfeile weisen nicht etwa ganz banal zu den Zimmern 506-507 oder 501-519, sondern zusätzlich noch zum "König Maximilian I. House" und zum "Prinzessin Augusta House" respektive dem "König Ludwig I. House". Jetzt wäre man natürlich noch neugierig, wie es denn im "König Ludwig II. House" so aussieht, aber das steht - zumindest heute Abend - nicht auf dem Programm. Oder aber der Wiggerl ist selbst daheim und will, menschenscheu wie er nun einmal ist, keine Gäste empfangen.

Das Rosewood-Hotel an der Kardinal-Faulhaber-Straße im Münchner Kreuzviertel hat vergangenen Herbst eröffnet, im gründerzeitlichen Bankenpalast der ehemaligen bayerischen Staatsbank, die später zur Bayerischen Vereinsbank und schließlich zur HypoVereinsbank wurde. Sieben Jahre lang war das Gebäude komplett entkernt und innen völlig neu gebaut worden. So wie es der internationale Luxushotel-Konzern Rosewood für sein erstes und bislang einziges Haus in Deutschland gewünscht hatte. Erklärtes Ziel der Hotelkette ist es, an jedem Ort die teuerste und beste Unterkunft zu bieten. Dürfte in München gelungen sein. Die Suiten, benannt nach historischen Persönlichkeiten aus dem bayerischen Königshaus, kosten bis zu 20 000 Euro. Nicht im Monat, was auch für Münchner Mieten schon recht ordentlich wäre, sondern pro Nacht (für die einfacheren Zimmer zahlt man so um die 770 Euro).

Man kann aber auch nur ein Abo für den Spa-Bereich abschließen. Das fängt bei 4900 Euro im Jahr an. Dafür sitzt man dann nicht nur in der Sauna oder lässt sich die Zehennägel feilen. Nein, man darf auch schon mal übernachten, wenn es zu spät wird für die Heimfahrt in die Villa am Tegernsee. Oder man am nächsten Tag vielleicht doch noch gerne in der Maximilianstraße um die Ecke shoppen gehen möchte.

An diesem Abend aber hat Rosewoods General Manager Roland Dürr zusammen mit dem Restaurant Tantris zum "Four Hands Dinner" geladen, um zu zeigen, wo man sich auch gastronomisch verortet. Da ist dann die geballte kulinarische Kompetenz zweier Küchenchefs vereint. Benjamin Chmura vom Tantris hat von Anfang an zwei Sterne im Michelin in seinem Gourmettempel erkocht; das Restaurant Tantris-DNA im selben Gebäude, das sich der ruhmreichen kulinarischen Geschichte des Hauses widmet (und für das Chmura inzwischen auch verantwortlich ist), hat ebenfalls einen Stern. Man kann das nicht zu drei Sternen aufsummieren. Aber dass man sich im Tantris verstohlene Hoffnungen auf den dritten Stern macht, wenn nächsten Dienstag der neue Michelinführer für Deutschland vorgestellt wird, lässt sich auch nicht ganz verleugnen.

Matthias Brenner steuert die anderen beiden Hände bei zum "Four Hands Dinner". Er leitet die Küche des Restaurants im Rosewood-Hotel. "Cuvilliés" heißt es und bezeichnet sich im Untertitel bescheiden als "Brasserie", was man angesichts der Pracht im leicht tiefergelegten Souterrain im Nordteil des Gebäudes nur als Understatement werten kann. Brenner hat zuvor bei Edip Sigl im Les Deux gearbeitet, der dort und jetzt im Golf-Resort Achental am Chiemsee ebenfalls zwei Sterne hatte und hat. Aus dieser Zeit kennen sich die beiden Küchenchefs flüchtig.

Hand in Hand für ein Dinner: Benjamin Chmura vom Tantris und Matthias Brenner, der Rosewood-Koch. (Foto: Philipp Maier)

Brenner hat allerdings nicht den Ehrgeiz, sich im Cuvilliés selbst einen Stern zu erarbeiten. Regionale Küche auf hohem bis sehr hohem Niveau genügt ihm schon, und das ist ja auch schon allerhand. Zum dreigängigen Dinner steuert er eine Lachsforelle von der Aumühle im Isartal bei, mit Kartoffeln, Brunnenkresse und Streuobst. Was sehr simpel klingt, aber sich dann beispielsweise bei der Brunnenkresse als gelierter Spiegel entpuppt. Chmura hat seine Tauben-Plithiviers mitgebracht, das sind kleine Küchlein aus Blätterteig, gefüllt mit Hühnermousse, Entenleber und Taube sowie schwarzem Trüffel. Patissier Maxime Rebmann (Tantris) steuert beste Schokolade bei und sein Kollege Shinas Shahida (Cuvilliés) verblüffende Dessertkreationen wie weiße Mäuse aus Pannacotta oder rosa Trüffelpralinen, die sich als luftige Cremebomben mit Karamellkern erweisen.

Leider werden an diesem Abend nicht alle Geheimnisse enthüllt, zum Beispiel das Codewort. Es gibt im Rosewood nämlich auch noch eine versteckte "Speakeasy Bar", in die man nur eingelassen wird, wenn man das aktuelle Codewort kennt. Das ist eine kleine, leicht frivole Spielerei. Denn diese Art von Bar wurde während der amerikanischen Prohibition erfunden, als der Genuss von Alkohol verboten war. Das Codewort sollte Polizeispitzel fernhalten, aber wenn man mit einem Bündel Geldscheine gewedelt hätte, wäre man sicher auch eingelassen worden. Die Rosewood-Klientel hätte bestimmt kein Problem mit dem Geldscheinwedeln. Man verspürt als superreicher Mensch aber wohl doch einen wohligen Kitzel, wenn man sich nicht alles kaufen kann, sondern auch mal nicht eingelassen wird, bloß weil man so ein bescheuertes Codewort nicht kennt.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version war der Preis für das Spa-Abo als monatlich und nicht jährlich ausgewiesen und der Preis für die teuerste Suite zu niedrig. Das wurde korrigiert. Zudem hieß es über das Rosewood, es befinde sich "im gründerzeitlichen Bankenpalast der ehemaligen bayerischen Staatsbank, die später zur Hypobank wurde". Die Staatsbank wurde nicht zur Hypobank: Sie fusionierte 1971 mit der Bayerischen Vereinsbank. Diese wiederum fusionierte 1998 mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank und nannte sich dann HypoVereinsbank. Wir haben das im Text korrigiert.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusVegetarische Feinkost
:Feuer, Wasser, Luft und Liebe: Das neue Konzept von Michael Käfers Green Beetle

Ein frisches Team um Chefkoch Patric Geier hat die Gemüseküche übernommen. Das vegetarische Restaurant des Feinkosthauses bietet viele kleine Kunstwerke auf dem Teller.

Von Franz Kotteder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: