Promi-Tipps für München und Region:Die Woche von Sophie Pacini

Lesezeit: 4 min

Die deutsch-italienische Pianistin tritt seit ihrem Konzertdebüt mit acht Jahren in allen bedeutenden Konzertsälen der Welt auf. Ein besonderes Anliegen ist ihr auch die Vermittlung von klassischer Musik an die nächste Generation. (Foto: Luca Ferrari)

Die Münchner Pianistin freut sich in der Woche vom 21. bis zum 27. November besonders auf das Konzert in ihrer Heimatgemeinde Aying. Neben den Proben verbringt sie ihre Zeit gerne in Ausstellungen, der Natur - und mit ihrem Kater.

Ein kraftvoller Klang, starke Betonungen und ihre emotionale Interpretation zeichnen sie aus. Die preisgekrönte Pianistin ist außerdem eine wortgewandte und charmante Vermittlerin von klassischer Musik in Hörfunksendungen, Podcasts und Blogs, speziell was die jüngere Generation angeht. Eine innige persönliche und künstlerische Freundschaft verbindet sie mit Martha Argerich, mit der sie regelmäßig ausgewählte Duo-Konzerte spielt. Anfang nächsten Jahres kommt Sophie Pacinis neues Album "Puzzle" heraus, live kann man sie am 26. November in ihrem Heimatort Aying erleben.

Montag: Bach beim Sport

Joggen mit klassischer Musik: Die Pianistin läuft gerne mit Bachs Violinkonzerten im Kopfhörer. (Foto: privat)

Ein kleines Ritual von mir ist es, wenn ich zu Hause bin wie in dieser Woche, den Montag, den so vielseitig schräg beäugten ersten Tag der Woche, mit einem besonderen Rezept zu beschenken. Für heute habe ich mir vorgenommen, ein Curryhühnchen mit Honig zu machen. Den Vormittag beginne ich mit einem kräftigen Kaffee, mittags gehe ich eine Runde laufen, um Energien für meine Übe- Session und ganz generell die anstehende Woche zu tanken, stöpsle mir - ja, das meine ich ganz ernst - die Violinkonzerte von Johann Sebastian Bach ein und los geht's. Für mich persönlich sind diese Werke von einer erdenden Zeitlosigkeit und einer tief ehrlichen, natürlichen Bewegtheit, dass die Natur, die in wippender Zeitlupe an mir vorbeizieht, sich mir in ihrer ganzen Harmonie einprägt, die Luft befreiender und die Anstrengung ablenkender ist. Ich kann Ihnen nur empfehlen: Bach beim Sport und Ihr Lieblings-Rezept gleich am Montag!

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Dienstag: Malerisch

Alexej von Jawlenskys "Mädchen von St. Prex" ist neben vielen anderen Gemälden aus Privatbesitz im Gulbransson-Museum am Tegernsee zu sehen. (Foto: Linda Inconi/Gulbransson Museum Tegernsee)

Ich plane einen Ausflug in den tieferen Süden. Von meinem Heimatort Aying ist meistens München die erste Anlaufstelle für kulturelles Bereicherungs-Programm. Gewohnheit. Möchte ich ändern. Und als ich bei der Post neulich in der Schlange stand, durchstöberte ich eine kleine Broschüre über unsere prächtige Seen-Landschaft rund um den Tegernsee. Einmal mehr inspiriert von der malerischen Umgebung, habe ich mich im Internet schlau gemacht, welches Kunst-Programm sich denn mit einem Rundgang um den See vereinen könnte. Und ich bin auf ein richtiges Juwel gestoßen: Das "Olaf Gulbransson Museum Tegernsee". Ein Museum des norwegischen Zeichners der Münchener Satire-Zeitschrift "Simplicissimus", und in der aktuellen Ausstellung sind dort Gemälde aus Privatbesitz zu sehen von Renoir, Gauguin, Jawlensky, Münter und Macke bis hin zu Emil Nolde. Nichts wie hin! Große Vorfreude.

Mittwoch: Künstlerschicksale

"Kunst und Leben 1918 bis 1955" heißt eine aktuelle Ausstellung im Lenbachhaus, in deren Zentrum Lebensläufe und Schicksale von Künstlerinnen und Künstlern während der Weimarer Republik, im Nationalsozialismus und in der noch jungen Bundesre­publik stehen (Bild: Selbstbildnis von Käte Hoch, 1929). (Foto: Städtische Galerie im Lenbachhaus und Kunstbau München)

Auf meinem neuen Album "Puzzle", das am 13. Januar erscheinen wird, habe ich Werke kombiniert, die mir Rückhalt, Mut, Visionen, Erkenntnis und Zuversicht gegeben haben und bei der Entstehung und Vertiefung meiner eigenen zu erzählenden Geschichte auf diesem Album, habe ich auch neue Entdeckungen meiner verschütteten jüdischen Familiengeschichte gemacht und somit weitere kulturelle Wurzeln in mir gefunden. Das Lenbachhaus München zeigt derzeit eine Ausstellung, die ich mir auch ohne diese neue Facette meiner Herkunft gerne anschauen möchte - mit dieser neuen Erkenntnis allerdings spüre ich nun eine andere Verankerung bei diesem Thema in mir. In der Ausstellung " Kunst und Leben" geht es um Widerständler, Verfolgte und Verfemte, aber auch Angepasste, Profiteure und Mitläufer des NS-Regimes von 1918-1955. Vor allem auch über Frauen, von Frauen kuratiert. Am Abend werde ich Chopin an meinem Klavier brauchen, denn das wird ein emotional intensiver Tag. Das spüre ich. Und das will ich.

Donnerstag: Plötzlich Gänsehaut

Sophie Pacini ist Fan des Autors Ferdinand von Schirach. Momentan liest sie sein Buch "Nachmittage". (Foto: Penguin Random House)

Ein Interview zu meinen kommenden Konzerten mit dem Staatsorchester Braunschweig steht an, mit dem ich Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 488 aufführen werde. Am Morgen beginne ich mit dem Üben eben dieses Konzertes, abends werde ich mir eine heiße Schokolade machen und den Tag ausklingen lassen mit einem meiner Lieblingsautoren, Ferdinand von Schirach. Gerade lese ich sein Buch " Nachmittage". Seine an Heinrich Heine erinnernde Pointen-Technik und der kurze, aber nicht trockene, intensive, aber nicht verzweifelte und plötzlich Gänsehaut hervorrufende Schreibstil und die Themenwahl haben mich zu einem großen Fan gemacht. Jedes seiner Bücher kann ich wärmstens empfehlen. Jederzeit, allerorten.

Freitag: Familienausflug

Bayerisches Postkarten-Idyll: Besonders schätzt Sophie Pacini den Fentberg im Umland von Holzkirchen mit dem Blick auf die Bergkette. (Foto: privat)

Ein Tag, den ich mit einem ausgedehnten Spaziergang in der Natur beginnen werde. Dankenswerterweise leben meine Eltern bei mir in der Nähe und so werde ich die beiden abholen, wir machen einen richtig freudvollen Familienausflug auf den Fentberg und mittags gibt es Pasta, die mein Papa kocht. Wir sind ganz bei uns, erzählen uns die neusten Erlebnisse, und ich tauche ein in einen Tag Kindsein. Sie werden mir beim Üben zuhören. Das sind die Momente, die mich ankommen lassen. Glück.

Samstag: Konzert in der Heimat

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Heute ist mein Konzert in Aying, im Ortsteil Großhelfendorf. Dieser Zusatz ist wichtig, da wir in diesem Jahr 1250 Jahre Großhelfendorf feiern und so steuere ich mit meinem bereits Benefizkonzert zur kulturellen und selbstbewussten Entfaltung meiner Gemeinde bei ( Das Konzert ist ausverkauft, Anmerkung der Redaktion). Eine Gemeinde, die mich immer unterstützt hat, in der ich mein erstes treues Publikum am Anfang meiner Laufbahn fand und mit der ich nun ein neuartiges, wunderschönes Projekt starten werde: Mein eigenes Festival "Nuancen". Am Abend spiele ich Werke von Chopin, Skrjabin, Liszt und Wagner. Ich werde auch moderieren und einmal mehr betonen, weshalb Klassische Musik relevant ist im Alltag. Für unseren Selbstdialog und das Pflegen des Selbstwertes. Für einen essentiellen Moment der Auszeit.

Sonntag: Katerfrühstück

Sophie Pacini frühstückt sonntags gerne mit ihrem Kater auf dem Balkon. (Foto: privat)

Frühstück mit meinem Kater Alfredo auf dem Balkon. Abends geht's ins Ottobrunner Kino. Was ich mir anschauen werde, wird mir die Woche zuflüstern. Und damit hoffe ich, auch Sie anzustecken, sich mal wieder in den Samtsesseln zu versenken, vielleicht Popcorn zu krümeln und in die Leinwand-Welten einzutauchen.

Sophie Pacini wurde am 12. Dezember 1991 in München geboren. Die Deutsch-Italienerin gab im Alter von acht Jahren ihr erstes Konzert und zählt heute zu den herausragenden Künstlerinnen unserer Zeit. Die mehrfach ausgezeichnete Pianistin spielte mit vielen renommierten Orchestern. Kammermusikalisch besonders verbunden ist sie mit der Star-Pianistin Martha Argerich, mit der sie regelmäßig Duo-Konzerte spielt. Sie ist Beethoven-Botschafterin des BR, war Jury-Mitglied und Patin beim SZ-Tassilo-Preis 2021 und ist Stipendiatin des Deutschen Musikrats. Für den Deutschlandfunk konzipiert und moderiert sie das Sendeformat "Das geheime Leben der Klänge", in dem sie sich mit der atmosphärischen Bedeutung von Tonarten befasst. Im Januar 2023 erscheint ihr neues Album "Puzzle" mit Werken von Chopin bis Morricone.

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