Im Deutschen Theater München:Tribute an die Ahnen

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Heavy: "Maidenhead" widmen sich dem Schaffen der britischen Rocker "Iron Maiden". (Foto: Chris Gilcher)

Beim Festival "Rock Memories" verneigen sich drei Tage lang Bands vor dem Schaffen von "Led Zeppelin", "The Who", Bob Dylan, "Deep Purple", "Iron Maiden" und den "Rolling Stones".

Von Michael Zirnstein

Zunächst ist es wichtig, den Unterschied zwischen einer Cover-Band und einer Tribute-Band zu erklären. Dafür ist Schorsch Kleesattel genau der Richtige, denn er war nicht nur lange Rock-Reporter, ist nicht nur Pressesprecher des Deutschen Theaters, das nun mit dem ersten dreitägigen Festival "Rock Memories" genau dieses Feld beackert. Er ist auch selbst Musiker, ein leidenschaftlicher. Und da steckt schon die Erklärung für ihn drin, warum er sein Projekt "Tommy Who!" nicht als Coverband begreift, welche jeden Ton eines Songs vielleicht sogar aus rein kommerziellen, entertainenden Gründen eins zu eins sich nachzuspielen bemühe. "Ich versuche gar nicht, Roger Daltrey zu kopieren", sagt der Sänger, "ich bin schon der Schorsch Kleesattel. Und es steht immer der Song im Mittelpunkt, als Meisterwerk, vor dem ich mich verneige." Das haben alle sechs Bands des zweitägigen Hommage-Spektakel gemein, ob sie nun am ersten sehr harten Abend, Freitag, 29. Juli, wie Black Purple ihren Idolen Deep Purple huldigen und wie The Maidendeads der Heavy-Metal-Urgewalt Iron Maiden. Ob sie nun am Samstag wie The Stars das Werk der Rolling Stones hochleben lassen oder wie eben Tommy Who! der Rock-Oper "Tommy" und deren Schöpfern The Who. Oder ob sie am Samstag wie Dylan On The Rocks den Songpoeten Bob Dylan feiern und wie Z E P den Blues, Rock und Folk von Led Zeppelin.

Will keine Kopie von "The Who"-Sänger Roger Daltrey sein: Schorsch Kleesattel, Sänger von "Tommy Who!". (Foto: Susanne Brill)

Die Vorbilder haben sich ihren Legendenstatus über viele Jahrzehnte erspielt, die Tributzoller sich auch schon über viele Jahre hinweg ihnen verschrieben. Kleesattel zum Beispiel, damals eher Metal-Fan, bekam vor 20 Jahren eine VHS-Kassette mit einer Aufzeichnung der Show "30 Jahre Tommy" in die Hand, bei der The Who Gäste wie Elton John und Phil Collins mitspielen ließen, "Das hat mich weggehauen, ich habe das zwanzigmal am Stück gesehen, die Energie gerade von Schlagzeuger Simon Phillips hat mich weggeföhnt." Das weckte den Traum, selbst diese frühe Rock-Oper aufzuführen. Als er Jahre später bei den Münchner Progrockern Prognostic aushalf, hatte er endlich eine Band gefunden, mit der er das stemmen konnte. Erst musste er noch den Beginn einer Pandemie überstehen, aber als er im Mai 2021 das Ganze endlich auf die Bühne brachte, auch noch am eigen Arbeitsplatz an der Schwanthalerstraße, standen ihm Tränen in den Augen - die Kritiken hängen laminiert über seinem Bett.

Wie ihre Vorbilder "The Rolling Stones" spielen auch "The Stars" und Frontmann Fritz Wimmer schon seit vielen Jahrzehnten zusammen. (Foto: Deutsches Theater)

Diese Hingabe versucht er zu vermitteln. So wie die anderen Bands, die alle eint, dass sie bereits im Münchner Rockmuseum auf dem Olympiaturm aufgetreten sind. Das gibt es derzeit nur noch virtuell, in Ausstellungen und eben bei solchen Events - und hört doch nicht auf, die Wurzeln aller Rockmusik zu wässern und erklären.

Originalgetreu ist diese Kopie Leonardos "Das Letzte Abendmahl", die im Silbersaal des Deutschen Museums zu sehen sein wird. (Foto: together Promotion)

Das passt prima zu einem weiteren aktuellen Projekt im Deutschen Theater, das den Besuchern auch ein Meisterwerk näherbringen will, wenn auch ein viel älteres der bildenden Kunst: Leonardo da Vincis Monumentalgemälde "Das Letzte Abendmahl". Das Original kann jeder in Mailand aus konservatorischen Gründen nur 15 Minuten lang besichtigen; die originalgetreue Reproduktion auf 9 mal 4,2 Meter im Silbersaal des Deutsches Theaters können Kunstinteressierte von 28. Juli bis 23. August, jeweils 12 bis 20 Uhr, hingegen in aller Ruhe betrachten und genießen. Auch diese Schau ist mehr als eine Kopie. Denn daneben hängen vergrößerte Detailaufnahmen und Vorläuferstudien, die den Besuchern dieses Schlüsselwerk eines Rockstars der Kunstgeschichte näherbringen.

Rock Memories, Fr.-So., 29.-31. Juli, 19.30 Uhr, Deutsches Theater

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