Coronavirus:Caritas fordert mehr Schutz für Flüchtlinge in Unterkünften

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Georg Falterbaum fordert mehr Unterstützung der Regierung. (Foto: Stephan Rumpf)

Innerhalb einer Woche sind zwei Asylbewerber am Coronavirus gestorben. Die Regierung weist Vorwürfe über Versäumnisse zurück.

Von Stefan Simon

Nach dem Tod eines Asylbewerbers, der in einer staatlichen Unterkunft in Giesing an Covid-19 erkrankt war, ist zwischen der Caritas und der Regierung von Oberbayern eine Auseinandersetzung entbrannt. Der Wohlfahrtsverband kümmert sich in der Einrichtung in der Aschauer Straße eigentlich um die Betreuung der Geflüchteten, hatte seine Mitarbeiter jedoch wegen der Corona-Krise abgezogen. Eine Mitarbeiterin hatte telefonischen Kontakt mit dem 35 Jahre alten Afghanen, der ihr erstmals am 3. April von Symptomen einer Coronavirus-Infektion berichtete. Ins Krankenhaus gebracht wurde der Mann allerdings erst Tage später, und am 26. April starb er. Seither steht die Frage im Raum, ob sein Leben womöglich durch entschlosseneres Handeln hätte gerettet werden können.

"Die Regierung von Oberbayern muss endlich angemessene Schutzmaßnahmen einleiten, um Asylbewerber in staatlichen Unterkünften besser zu schützen", fordert Georg Falterbaum, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbands der Erzdiözese München und Freising. Innerhalb einer Woche seien zwei junge Asylbewerber in Kliniken am Coronavirus verstorben, die in staatlichen Gemeinschaftsunterkünften der Regierung gelebt hätten. Der Caritas-Direktor übt scharfe Kritik an den "räumlichen, sicherheitstechnischen und hygienischen Bedingungen" dort.

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In den städtischen Unterkünften läuft die persönliche Beratung der Geflüchteten weiter, in staatlichen Unterkünften ist das mit einer Ausnahmegenehmigung ebenfalls möglich. Doch Falterbaum knüpft eine Rückkehr an "die unter betriebsärztlichen Gesichtspunkten notwendigen Hygieneschutzmaßnahmen sowie Sicherheitsschutzmaßnahmen", an denen es fehle. Hierzu zähle neben der Möglichkeit, Sicherheitsabstände einzuhalten, der Zugang zu infektionsschutzgerechten sanitären Anlagen für Mitarbeitende.

Die Regierung von Oberbayern reagierte "verwundert" auf die Vorwürfe, wie es eine Sprecherin formulierte, und wies diese zurück. Es sei "eine Fülle von Maßnahmen zur Sicherstellung des Infektionsschutzes in den Asylunterkünften getroffen" worden. Regierungspräsidentin Maria Els werde "umgehend" Kontakt mit Caritasdirektor Falterbaum suchen. In der aktuellen Situation komme der Betreuung der Asylbewerber "hohe Bedeutung" zu.

© SZ vom 07.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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