Bogenhausen:Tram-Takt halbieren, Gleise verdoppeln

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Die Tram fährt abends nur noch alle 20 Minuten zum Prinz-Eugen-Park. Die Bürgerversammlung fordert nun den Zehn-Minuten-Takt. (Foto: Florian Peljak)

Anwohner beklagen in der Bürgerversammlung den unzureichenden öffentlichen Nahverkehr und fordern den Bahntunnel von Johanneskirchen ein. Den Zuzug ins Neubaugebiet im Westen wollen sie begrenzen.

Von Lea Kramer

Vom Cosimabad mitten in Bogenhausen zum Heinrich-Heine-Gymnasium in Neuperlach dauert es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut 40 Minuten. Somit ist es fast schon bezeichnend, dass die Verkehrssituation im Stadtbezirk ein besonderer Schwerpunkt bei der Bürgerversammlung bildete, die coronabedingt zehn Kilometer südlich im übernächsten Viertel stattfand. Da wurden die kleineren Probleme, wie eine zu kurz geschaltete Fußgängerampel an der Ismaninger Straße oder ein fehlendes Parklizenzgebiet in Altbogenhausen bemängelt, aber auch die großen, stadtweit umstrittenen Infrastrukturprojekte auf die Tagesordnung gesetzt.

"Wir ersticken jetzt schon im Verkehr", sagte Florian Ring (CSU), Vorsitzender des Bezirksausschuss (BA), eingangs, als er über das auf 600 Hektar geplante neue Stadtgebiet östlich von Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen sprach. Das Viertel soll Platz für bis zu 30 000 Münchnerinnen und Münchner und 10 000 Arbeitsplätze bieten. BA-Vorsitzender Ring stellt sich da eher einzelne Gewerbetreibende oder kleine Firmen vor, aber "keine Weltunternehmen", da Bogenhausen schon jetzt keine zusätzliche Belastung mehr vertragen könne.

Der Landschaftsschutz sei überflüssig, argumentieren die Wachstumskritiker

Die Bürgerinitiative "Bündnis Nordost" sieht das ähnlich. Sprecherin Daniela Vogt stellte einen mehrheitlich angenommenen Antrag, der die Einwohnerzahl des künftigen Baugebiets auf 10 000 begrenzt, "um die wichtigen Kalt- und Frischluftschneisen" in die Stadt zu erhalten, wie sie sagte. Zudem müssten sowohl Landwirtschaft als auch Pferdesport künftig in Daglfing gewährleistet sein. Auch die Ausweisung des Landschaftsschutzgebietes im Moosgrund besorgt Wachstumskritikerin Vogt. Das Gebiet brauche es nicht, "die Landwirte machen es mit ihrer Kulturlandschaft hervorragend", sagte sie. Jene hatte in der Vergangenheit immer wieder befürchtet, durch ein Schutzgebiet eingeschränkt zu werden. Dem Vertreter des Münchner Planungsreferats, Stephan Wolf, war daraufhin wichtig klarzustellen, dass die Reitsportflächen erhalten werden sollen: "Von den 600 Hektar bleibt gut die Hälfte unangetastet und steht weiterhin für Landwirtschaft, Ökologie und Pferdesport zur Verfügung." Am 8. Dezember sei eine weitere Informationsveranstaltung zum Thema geplant.

Ein anderes Großprojekt behandelte der einstimmig angenommen Antrag rund um den sogenannten Johanneskirchner Bürgervorschlag. Dieser betrifft eines der größten Infrastrukturprojekte der kommenden Jahre, den Ausbau der Bahngleise im Münchner Norden und Nordosten. Damit Güter- und S-Bahnzüge künftig getrennt voneinander durch die Stadt rollen können, müssen die Gleise durch Bogenhausen von zwei auf vier ausgebaut werden. Die Bürgerinitiative "Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen" setzt sich für einen Stopp der Planungen des ebenerdigen Ausbaus zugunsten eines vier Kilometer langen Tunnels ein. "Sonst hätten wir die größte Lärmentwicklung in Johanneskirchen, dort wo die meisten Menschen wohnen", sagte Klaus-Walter Kröll, Vorsitzender der Bürgerinitiative.

An anderer Stelle im Stadtbezirk wünschen sich die Bewohner, dass überhaupt mal eine Bahn fährt. So zum Beispiel ein Mann, der im neuen Wohngebiet am Prinz-Eugen-Park wohnt. Er forderte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) auf, den 20-Minuten-Takt der Tram zwischen St. Emmeram und der Innenstadt in den Abendstunden wieder zurückzunehmen. Seit Dezember 2020 hat die MVG den "Takt 10 bis 10" aufgrund des Fahrgastschwunds und der Mindereinnahmen durch die Corona-Pandemie nämlich ausgesetzt. "Ab 20 Uhr hänge ich in der Luft", sagte der Antragssteller, der nach eigenen Angaben auch in das Neubaugebiet gezogen ist, weil es mit einer verlässlichen Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr beworben worden war. Diesem und einem weiteren Ansinnen, die Buslinie 174 bis in die Nacht fahren zu lassen, stimmte die Versammlung zu. Und auch der knappe Antrag, endlich die U-Bahnlinie 4 vom Arabellapark bis zur S-Bahnstation Engelschalking zu verlängern, wurde angenommen.

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