Öffentlicher Nahverkehr:Aus dem Takt

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Obwohl die Corona-Regeln inzwischen deutlich gelockert und wieder mehr Menschen unterwegs sind, ist das Angebot im Nahverkehr noch immer reduziert. Manche Münchner ärgert das besonders.

Von Ulrike Steinbacher

Zuerst ist es ihnen gar nicht aufgefallen. Wer wollte im Corona-Lockdown schon die Trambahn nehmen? Dann kam der Sommer - und man stieg aufs Radl. Doch jetzt im Herbst stellen die Bewohner des Prinz-Eugen-Parks fest, dass die Straßenbahn abends nicht mehr im Zehn-Minuten-Takt unterwegs ist. Und das gefällt ihnen gar nicht.

Die Linie von St. Emmeram Richtung Innenstadt ist quasi das Rückgrat des Mobilitätskonzepts für die knapp 4500 Menschen im neuen Quartier an der Cosimastraße. Und die wollen wieder Tram fahren, jetzt, wo die Corona-Beschränkungen Stück für Stück fallen. Also verfasste einer der Anwohner, Georg Wedemeyer, einen Protestbrief an die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG): "Von unseren Vermietern wurden und werden wir dazu angehalten, möglichst auf eigene Pkw zu verzichten. Das Stellplatzangebot in den Tiefgaragen und an der Oberfläche wurde entsprechend reduziert. Eine Ausdünnung der öffentlichen Verkehrsmittel klingt da wie Hohn."

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Der Konflikt ist ein Beispiel dafür, wie die Pandemie die Verkehrswende bremst, andererseits aber auch das Geschäftsmodell der Verkehrsbetriebe gefährdet. Denn Corona ist der Grund dafür, dass die MVG seit Dezember 2020 den "Takt 10 bis 10" aussetzt. Straßenbahnen und Busse fahren von 20 Uhr an nur noch alle 20 Minuten. "Aus wirtschaftlichen Gründen", wie MVG-Pressesprecher Johannes Boos erläutert, "da mit den gesunkenen Fahrgast-Zahlen auch die Einnahmen stark gesunken waren."

Inzwischen erhole sich die Nachfrage, etwa ein Drittel liege sie noch unter den Zahlen von 2019. Daher beginnt die MVG allmählich, ihr Angebot wieder auszuweiten: Vergangenes Wochenende wurde "das komplette Nachtnetz" reaktiviert, sagt Boos, und seit Dienstag fährt die U4 vom Arabellapark zur Theresienwiese wieder häufiger.

Allerdings steigen die Fahrgastzahlen langsamer als erwartet, so Boos. Deswegen ist die MVG länger mit ihrem reduzierten Angebot unterwegs, "als ursprünglich gedacht und erhofft". Das erklärt auch, warum die Fahrpläne an manchen Haltestellen noch immer den "Takt 10 bis 10" ausweisen, der seit bald elf Monaten nicht mehr gilt. Man habe nicht alle Aushänge aktualisiert, "auch in der Annahme einer schnelleren Rückkehr zum verdichteten Takt" und wegen der hohen Arbeitsbelastung im Corona-Winter. Dies werde man zum Fahrplanwechsel im Dezember nachholen.

So lange wollen die Anwohner aus dem Prinz-Eugen-Park nicht warten. Für die November-Sitzung des Bezirksausschusses Bogenhausen haben sie einen Antrag vorbereitet. Das Quartier sei so geplant, dass man ohne Auto auskomme, heißt es da, mit viel Car- und Bike-Sharing und wenigen Parkplätzen. "Doch ohne eine eng getaktete ÖPNV-Anbindung - wie sie von der MVG zugesagt wurde - wird die Idee dieses Mobilitätskonzeptes ad absurdum geführt."

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