Spenden-Aktion:Warum die Münchner Tafel künftig Balkonkraftwerke verteilt

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Die erste Anlage von Solar 2030 - im Bild Renate Schultes - liefert Strom unter anderem für die Kühlanlagen der Fahrzeuge, die Lebensmittel transportieren. (Foto: Catherina Hess)

Strom sparen durch eine eigene kleine Solaranlage: Das will ein Verein bedürftigen Menschen ermöglichen.

Von Ana Maria März

Bei der Münchner Tafel können sich bedürftige Menschen normalerweise Lebensmittelspenden abholen. Nun haben Gäste der Tafel aber auch die Möglichkeit, dort etwas ganz anderes zu bekommen: ein Solarkraftwerk für den Balkon. Der Münchner Verein Solar 2030 sammelt dafür Spenden. Mehr als 5000 Euro sind bisher bei der Aktion "Balkonkraftwerke für alle" auf der Plattform betterplace.org zusammengekommen. Von dem Geld sollen mindestens 20 dieser Solaranlagen bezahlt werden.

Der Verein hat am Donnerstag die erste Solaranlage offiziell an die Tafel übergeben. Sie befindet sich jedoch nicht auf einem Balkon, sondern im Fuhrpark der Tafel auf dem Gelände des Großmarkts in Sendling. Dort liefert sie seit Kurzem unter anderem Strom für die Kühlanlagen der Fahrzeuge, mit denen Lebensmittel transportiert werden, und für Büroarbeitsplätze.

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Die Münchner Tafel versorgt 20 000 Personen pro Woche, sagt Vorstand Axel Schweiger. Hier finden Menschen Hilfe, die nachweisen können, dass ihnen nach Abzug von Miete und Nebenkosten nicht mehr als 502 Euro im Monat zur Verfügung stehen. Sie können sich bei der Tafel anmelden, um dort Lebensmittel abholen zu dürfen. Und bald womöglich auch ein Balkonkraftwerk.

Neben Hannelore Kiethe, Mitgründerin und Vorsitzende der Tafel, sind auch die größeren Sponsoren des Projekts von der Firma Neo Biofuels und vom Solartechnik-Anbieter Alpha Solar gekommen, außerdem die SPD-Stadträtin und Solar-2030-Gründungsmitglied Julia Schmitt-Thiel. Denn es braucht noch etwas Unterstützung von der Stadt für die Finanzierung des Projekts. Etwa 300 Euro kostet so ein Balkonkraftwerk mit 350 Watt Leistung üblicherweise.

Die kleinen Anlagen sollen dabei helfen, Stromkosten in Höhe von etwa 120 Euro pro Jahr einzusparen, sagt Renate Schultes von Solar 2030. Für Menschen, die wenig Geld haben, könne das viel sein. Die kleinen Photovoltaik-Anlagen verwandeln Sonnenlicht in Strom, der in eine Steckdose auf dem Balkon fließt. Deshalb nennt man sie auch Stecker-Solaranlagen. Der so gewonnene Strom kann dann in der Wohnung genutzt werden.

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Bald wolle man erste Tafel-Gäste ansprechen, ob sie sich eine Solaranlage auf ihrem Balkon vorstellen können, sagt Schweiger. Menschen, die Sozialleistungen beziehen, müssen die Kosten für Strom aus den Regelsätzen zahlen. Beim Bürgergeld sind das zum Beispiel 563 Euro im Monat, die eine alleinstehende Person bekommt. "Ich finde, es müsste einen Sozialstrom geben", sagt Schweiger. Die Tafel bekomme viele Anrufe von Menschen, die nicht wüssten, wie sie die hohen Energiekosten bezahlen sollen. Eine solche Unterstützung müsse bundesweit geregelt werden, sagt SPD-Frau Schmitt-Thiel.

Montiert werden sollen die Balkonkraftwerke von ehrenamtlichen Helfern von Solar 2030. Bei den Formalitäten will der Verein ebenfalls helfen, so eine Anlage muss zum Beispiel auch bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Der Verein Solar 2030 unterstützt Münchnerinnen und Münchner beim Thema Photovoltaik und setzt sich für eine "Energiewende von unten" ein. Wer eine Solaranlage auf seinem Balkon habe, leiste einen Beitrag zum Klimaschutz. Dass die Umwelt der Tafel am Herzen liegt, zeige sie schon lange, sagt Schweiger: durch das Retten von Lebensmitteln.

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