Landtagswahl in München:AfD-Stadtrat vor Einzug in den Landtag

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AfD-Stadtrat Markus Walbrunn liest beim Spaziergang an der Würm die ersten Wahlprognosen. (Foto: Sebastian Krass)

Mit seinem guten Listenplatz dürfte Markus Walbrunn der neuen Fraktion angehören. Ein weiterer Münchner kann sich Hoffnungen machen. Dabei schneidet die Partei in der Stadt wesentlich schwächer ab als auf dem Land.

Von Sebastian Krass

Als um 18 Uhr die ersten Prognosen kommen, steht Markus Walbrunn in einem kleinen Park an der Würm, nahe seinem Wahllokal in Obermenzing. Ein Fernsehteam wollte gern hier Bilder von ihm aufnehmen. Um die 15 Prozent soll seine Partei, die AfD, bei dieser Landtagswahl bayernweit erreicht haben, heißt es. "Auf jeden Fall positiv", nennt Walbrunn diesen Trend. So ein Ergebnis "wäre auch gut für meine eigenen Wahlchancen". In der Stadt erreicht die Partei dagegen nur 7,1 Prozent, ein Plus von 0,7 Punkten.

Tatsächlich ist es nun sehr wahrscheinlich, dass aus Walbrunn, bisher Stadtrat, bald ein Landtagsabgeordneter wird. Denn der 36-Jährige steht auf Platz drei der Oberbayern-Liste seiner Partei, sein Stimmkreis war Pasing. In der vergangenen Legislaturperiode kamen sechs AfDler aus Oberbayern in den Landtag, mit einem Ergebnis, wie es sich nun abzeichnet, könnten es gut acht werden, kalkuliert Walbrunn. Vielleicht sogar mehr. Und so kann sich auch ein zweiter Münchner Hoffnungen machen, es in den Landtag zu schaffen: Andreas Reuter aus dem Stimmkreis Moosach, Listenplatz neun.

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Unwahrscheinlich ist es dagegen, dass der einzige Münchner Abgeordnete, der die AfD bisher im Landtag vertrat, es noch einmal schafft. Denn Uli Henkel aus dem Stimmkreis Giesing schaffte es nur auf Listenplatz 21. Es ist eine durchaus besondere Konstellation. Denn sowohl Walbrunn als auch Reuter waren Mitarbeiter in Henkels Abgeordnetenbüro. Es müsste schon viel passieren, dass Henkel mit einem exorbitanten Zweitstimmenergebnis einen Riesensprung nach vorn macht. Seine politische Laufbahn werde "vermutlich an ein Ende kommen", sagt Henkel, 69. Sie wäre dann von seinen eigenen (Ex-)Leuten mit beendet worden.

Fühlt Henkel sich hintergangen? "Sie haben eben ihren Hut in den Ring geworfen", sagt Henkel, und bei der Aufstellungsversammlung hätten die jungen Kandidaten eben auch ihre eigenen Leute mitgebracht und so einen potentiellen Generationswechsel in der AfD-Fraktion eingeleitet. "Aber", gibt Henkel dann zu, "es tut schon auch weh, wenn man sieht, dass die Arbeit von fünf Jahren nicht belohnt wird."

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Markus Walbrunn sagt, er habe im Januar dieses Jahres aufgehört, im Landtag für Henkel zu arbeiten, "weil man dann in einem Konkurrenzverhältnis zueinander stand". Er ist inzwischen vom Park an der Würm in sein Wahllokal gegangen, die Grundschule an der Oselstraße. Er will dort die Auszählung der Stimmen beobachten, "mein demokratisches Recht wahrnehmen". Zweifel, ob im politischen System Deutschlands alles mit rechten Dingen zugeht, sind bei der AfD ja oft zu hören.

Walbrunn, Politikwissenschaftler und seit 2015 Parteimitglied, aber legt Wert auf die Feststellung, dass er "nicht an systematischen Wahlbetrug" glaube. Als er eine Dreiviertelstunde zugeschaut hat, wie die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer Zettel auffalten und sortieren, sagt er, das mache hier alles einen guten Eindruck. Er werde auch nicht bis zum Ende bleiben, sondern von zu Hause aus den Fortgang des Wahlabends verfolgen. Und dann, so hofft er, am Montag Gewissheit bekommen, ob er künftig Landtagsabgeordneter ist.

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