Schulen:Ein Gymnasium für Taufkirchen

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Für den neuen Schulstandort in Taufkirchen hat die Stiftung eine 19 000 Quadratmeter große Fläche zwischen Oberweg und Münchner Straße ins Auge gefasst. (Foto: Claus Schunk)

Die Sabel-Stiftung will in der Gemeinde im Münchner Süden einen privaten Bildungscampus samt Realschule und FOS errichten. Wenn es nach dem Bürgermeister und der CSU geht, könnte dieser schon in zwei oder drei Jahren bezugsfertig sein. Doch die anderen Fraktionen wollen nichts übereilen.

Von Patrik Stäbler, Taufkirchen

Unter den zehn größten Kommunen im Landkreis München gibt es nur eine einzige ohne Gymnasium: nämlich Taufkirchen, mit mehr als 18 000 Einwohnern immerhin die Nummer fünf der Rangliste. Und dennoch ging die Gemeinde zuletzt leer aus, als weiterführende Schulen in Putzbrunn und Sauerlach beschlossen wurden. Erstere wird inzwischen gebaut; letztere entwickelt sich zunehmend zur Hängepartie. Und so könnte Sauerlach noch überholt werden - und zwar von Taufkirchen.

Denn dort soll nun ebenfalls ein Gymnasium entstehen, samt Real- und Fachoberschule. Als Bauherr und Betreiber steht dabei die "Stiftung Sabel Schulen" aus München bereit. Wie im Gemeinderat publik wurde, will sie im Norden von Taufkirchen am Oberweg einen Bildungscampus errichten, der laut Bürgermeister Ullrich Sander "schon in zwei, drei Jahren" bezugsbereit sein soll.

Wäre es nach dem parteifreien Rathauschef und der CSU-Fraktion gegangen, dann hätte der Gemeinderat bereits die ersten Weichen für das Vorhaben gestellt - in Form des Aufstellungsbeschlusses für einen Bebauungsplan sowie einer Änderung des Flächennutzungsplans. Doch eine Mehrheit aus SPD, Grünen und Freien Wählern lehnte dies ab und beschloss, die Abstimmung zu vertagen. Es seien schlicht noch zu viele Fragen offen, erklärte Rudi Schwab (Grüne). Daher wolle man sich das Projekt zunächst von der Sabel-Stiftung im Gemeinderat vorstellen lassen.

Diese unterhält mehrere Privatschulen und Akademien für Erwachsenenbildung in Bayern und Thüringen; überdies betreiben Tochterunternehmen weitere Schulen auch in Baden-Württemberg und Sachsen. Der Hauptsitz der gemeinnützigen Stiftung ist in München, wo es deren Angaben zufolge derzeit fünf Schulen mit knapp 800 Kindern und Jugendlichen gibt.

Für den neuen Schulstandort in Taufkirchen hat sie nach Angaben der Gemeinde eine 19 000 Quadratmeter große Fläche zwischen Oberweg und Münchner Straße ins Auge gefasst, unweit der Ortsgrenze zu Unterhaching. Für dieses Areal hatte der Gemeinderat 2019 noch die Aufstellung eines Bebauungsplans für ein Gesundheitszentrum beschlossen. Anlass hierfür waren Überlegungen des in der Eschenpassage beheimateten Mediziners Reinhard Schneiderhan, dort einen Neubau für eine Praxisklinik zu errichten. Diese Pläne hätten sich dann jedoch zerschlagen, nachdem der Investor während der Coronakrise abgesprungen sei, sagte Bürgermeister Sander im Gemeinderat. Die Praxis von Reinhard Schneiderhan ließ eine Anfrage zu dem Vorhaben unbeantwortet, auch von der Sabel-Stiftung war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten.

Dass nun auf dem Gelände ein Schulcampus entstehen könnte, sei nur zu begrüßen, sagte der Bürgermeister. Ihm zufolge fanden nach der Anfrage der Stiftung im Rathaus zunächst Gespräche mit den Grundstückseignern der Kegelfelder sowie der derzeit als Acker genutzten Fläche neben dem Interkulturellen Garten am Bahnhof statt. Die Überlegungen für jene zwei Standorte hätten sich aber zerschlagen, sagte Sander. Daher sei man auf das Areal am Oberweg gekommen, das er wegen der Nähe zur S-Bahn-Haltestelle als "ideal" für das Vorhaben bezeichnete.

Die weiterführenden Schulen in der Umgebung sind an der Kapazitätsgrenze

Der Bürgermeister verwies auf die umliegenden Gymnasien in Ober- und Unterhaching, die an ihre Kapazitätsgrenzen stießen, sowie auf die ungewisse Situation in Sauerlach. Und er betonte: "Angesichts der erwarteten Entwicklung durch die angestoßenen und geplanten Wohnbauvorhaben wird die Schülerzahl in Taufkirchen sicher nicht sinken." Daher werbe er für die Pläne der Sabel-Stiftung - auch, weil deren Schule, anders als etwa ein staatliches Gymnasium, die Gemeinde nichts kosten würde, so Sander.

Zustimmung erhielt der Rathauschef von Peter Haberl: "Jeder Schulplatz, der im Hachinger Tal geschaffen wird, egal ob staatlich oder privat, ist eine Entlastung für die bestehenden Schulen", betonte der CSU-Politiker. "Und wenn die Gemeinde da keine Kosten hat, ist das eine super Sache." Weit weniger euphorisch äußerten sich die übrigen Fraktionen. So erklärte Peter Hofbauer (Freie Wähler), dass er die Schule zwar "auf jeden Fall haben möchte", sein bevorzugter Standort dafür jedoch das weiter westlich gelegene Grundstück am Interkulturellen Garten sei.

Derweil lehnte Beatrice Brückmann (Initiative Lebenswertes Taufkirchen) eine Privatschule ab. Und Thomas Hummel (Grüne) gab zu bedenken: "Wenn die Sabel-Schulen aus München umziehen, nehmen sie ihre Schüler mit. Das heißt, dass es für Kinder aus Taufkirchen und der Umgebung erst mal null Möglichkeiten gibt." Ohnehin gelte es zunächst zu prüfen, wer sich solch eine Privatschule überhaupt leisten könne, sagte Hummel. Aktuell kostet der Besuch der zwei Sabel-Realschulen in München monatlich 430 oder 530 Euro.

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