Spielvereinigung Unterhaching:Misstöne bei der Meisterehrung

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Meisterehrung mit Polit-Prominenz: SpVgg-Vize Peter Wagstyl (links), die Kapitäne Markus Schwabl und Josef Welzmüller (im Trikot von links) mit der Landtagsabgeordneten Kerstin Schreyer, Unterhachings Drittem Bürgermeister Richard Raiser (rechts) und Verbandsfunktionären. (Foto: Sven Leifer/Imago/foto2press)

Die Hachinger Fußballer feiern ihren sportlichen Erfolg mit einem Inklusionstag im Stadion. Dass dabei die CSU-Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer vor 7500 Zuschauern ein Grußwort sprechen darf, ärgert Florian Schardt von der SPD.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Noch immer ist nicht klar, ob die Spielvereinigung Unterhaching zu den Relegationsspielen um den Aufstieg in die dritte Liga gegen Energie Cottbus antritt, das soll erst am Wochenende entschieden werden. Die Unsicherheit darüber tat der Stimmung am Samstag bei der Meisterehrung im Rahmen eines Inklusionstags im Sportpark keinen Abbruch. 7500 Besucher waren gekommen und erlebten, wie der Klub, der seiner sozialen Aufgabe mit dem eigens gegründeten Verein "Haching schaut hin" regelmäßig nachkommt, ein aufwendig organisiertes Programm zum Thema Integration von gehandicapten Menschen präsentierte.

Und doch waren nicht alle Zuschauer restlos begeistert, was im Falle von Florian Schardt keineswegs an der 2:3-Niederlage der Hachinger im bedeutungslosen letzten Regionalliga-Heimspiel gegen den TSV Rain lag. Der SPD-Landtagskandidat für den Stimmkreis München-Land-Nord störte sich vielmehr an der Tatsache, dass die CSU-Kandidatin im Stimmkreis München-Land Süd, die Landtagsabgeordnete Kerstin Schreyer, eine große Bühne bekam. Und das entgegen der ursprünglichen Planung, denn als Schirmherr des Inklusionstags war Landrat Christoph Göbel (ebenfalls CSU) genannt worden. Weil dieser verhindert war, sprang nicht etwa einer seiner Stellvertreter ein, sondern Wahlkämpferin Schreyer. Sie richtete ein Grußwort an die Anwesenden.

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Schardt wiederum hat das "ganz schön geärgert", wie er sagt, zeige die Episode doch mal wieder "die Ausgebufftheit der CSU". Vor allem die Tatsache, dass in seiner Heimatgemeinde Ottobrunn an den Schulen eine von Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) unterzeichnete Empfehlung für den Besuch der Veranstaltung im Sportpark verteilt worden war, in der explizit auf die Schirmherrschaft Göbels hingewiesen wurde, nervt den Sozialdemokraten. "Und dann zaubern sie eine Politikerin aus dem Hut, die gerade in einer Wahlkampfauseinandersetzung ist, das hat für mich ein Gschmäckle", so Schardt.

Er habe seinem Unmut auch bereits gegenüber der Spielvereinigung Luft gemacht, wolle aber unbedingt unterstreichen, dass er die Veranstaltung und insbesondere die Aktionen für Inklusion absolut gelungen fand: "Das war wirklich toll, ich hatte meine Kids mit im Stadion und gerade die Ehrenrunde der Inklusionskinder in der Halbzeit war sehr rührend." Deshalb will er "jetzt nicht voll draufhauen", aber zumindest seine Unzufriedenheit äußern.

Inklusion sei eines ihrer Herzensthemen, sagt die frühere Sozialministerin Schreyer

Auf Seiten der Spielvereinigung nimmt man Schardts Verstimmtheit und die Politisierung der Veranstaltung mit Unverständnis zur Kenntnis. Vizepräsident Peter Wagstyl erklärt, man habe nach der Absage des Landrats angefragt, ob einer von dessen Stellvertretern die repräsentative Aufgabe übernehmen könnte. Als hierfür eine Absage kam, habe es für Wagstyl auf der Hand gelegen, Kerstin Schreyer für ein Grußwort anzufragen: "Sie ist im Ort verwurzelt, war jahrelang im Gemeinderat und Sportreferentin, zudem ist sie die ehemalige Sozialministerin, was gut zum Thema Inklusion passt. Deshalb war sie für diese Aufgabe prädestiniert", sagt der SpVgg-Vizepräsident.

Auch Schreyer hat für Schardts Intervention wenig Verständnis. Das Thema Inklusion sei eines ihrer "Herzensthemen", sie könne die Aufregung nicht nachvollziehen, da sie solche Termine seit 2008 als Stimmkreisabgeordnete regelmäßig wahrnehme. "Sie gehören zu meiner Jobbeschreibung und ich mache meine Arbeit durchgehend und nicht nur kurz vor den Wahlen." Überhaupt habe beim vom Verein "Haching schaut hin" organisierten Inklusionstag "bis auf das Ergebnis der Fußballer wirklich alles gepasst", so Schreyer. "Solch herausragendes ehrenamtliches Engagement sollte gewürdigt und in meinen Augen nicht im Nachgang über die Presse durch den Kakao gezogen werden."

In einer früheren Version des Textes heißt es, dass Kerstin Schreyer und Florian Schardt direkt um das Landtagsmandat im Stimmkreis München-Land-Süd konkurrieren. Das ist nicht richtig, zwar tritt die Unterhachingerin Schreyer für die CSU im Süden an, der Ottobrunner Schardt ist jedoch SPD-Kandidat für den nördlichen Stimmkreis.

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