Mobilität im Münchner Norden:Neue Trasse soll den Radschnellweg retten

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Die Stadt Garching und das Landratsamt ziehen die Konsequenzen aus den Problemen mit der bisher verfolgten Route zum Forschungscampus. Geprüft wird jetzt eine Variante am Schleißheimer Kanal und eine nördlich von Hochbrück.

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Stadt Garching prüft gemeinsam mit dem Landratsamt neue Trassen, um den geplanten Radschnellweg von München zum Forschungscampus zu retten. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) sprach am Dienstag im Bauausschuss der Stadt angesichts der Probleme mit der bisher verfolgten Trasse von einer "gewissen Diskrepanz zwischen dem Wollen und dem Können". Im Gespräch ist nun eine Trasse südlich des Schleißheimer Kanals und eine nördlich von Hochbrück durch die Felder. Doch auch hier gibt es Zweifel, ob die Vorgaben für Radschnellwege eingehalten werden können.

Dass die ursprüngliche Planung des Radschnellwegs parallel zur B 471 durch Hochbrück schwer umsetzbar ist, darauf hatten Lokalpolitiker schon von Anfang an hingewiesen, ohne jedoch beim Planungsbüro auf Gehör zu stoßen. Zuletzt hatte auch Stefan Rinderer vom Staatlichen Bauamt Freising Zweifel an der Trasse geäußert. Nun sei das Landratsamt auf die Stadt zugekommen, berichtete der Bürgermeister, weil auch dort die Mitarbeiter das Problem an der B 471 sehen. Gemeinsam habe man nach Alternativen gesucht "und einen pragmatischen Ansatz gefunden", sagte Gruchmann.

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Bis der erste Radschnellweg vom Umland in die Stadt fertig ist, werden noch Jahre vergehen. Höchste Zeit, nach Alternativen zu suchen - auch radikalen.

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Es gehe um die Frage, welche Trassenführung sich schnellstmöglich umsetzen lasse. Bei dem favorisierten Weg südlich des Schleißheimer Kanals plädierte Gruchmann dafür, Fußgänger und Radfahrer zu trennen, die einen nördlich des Kanals, die anderen südlich. Die benötigten Grundstücke gehörten alle der Stadt, dem Freistaat und dem Bund. Zusätzlich zeigte Bauamtsleiter Klaus Zettl noch geplante Tangentialverbindungen von Unterschleißheim zum Forschungscampus über den Mallertshofer Feldweg und den Schafweideweg und eine Verbindung nach Ismaning, die vom Schleißheimer Kanal aus über Dirnismaning dann über die alte B 471 führt. Vom Schleißheimer Kanal aus könnten noch kammartige Verbindungen in das Gewerbegebiet abzweigen, führte Zettl aus. Der Radschnellweg soll dann über den Keltenweg bis zur Straße Am See weitergeführt werden, wo er wieder an die ursprünglich geplante Trasse anschließt.

Die neue Planung stieß grundsätzlich auf Zustimmung, allerdings sahen die Stadträte auch hier einige Probleme in der Umsetzung. So bezweifelte etwa Albert Biersack (CSU), dass ein Radschnellweg entlang des Kanals und am Keltenweg mit dem landwirtschaftlichen Verkehr dort vereinbar sei. Er favorisierte die Tangentialverbindung von der B 13 nördlich von Hochbrück. Auch dass der Schleißheimer Kanal ein Baudenkmal sei, sah er als Problem an. Andere Argumente gegen diese Trasse führte Christian Furchtsam (CSU) ins Feld. Er sah die Gefahr, dass ein Radschnellweg Hochbrück von seinem südlich gelegenen Ortspark abschneiden könnte. "Vielleicht springt ja ein Brückenbauwerk raus", sagte Bürgermeister Gruchmann.

Florian Baierl, Fraktionssprecher der Unabhängigen Garchinger, und SPD-Stadtrat Götz Braun stellten grundsätzlich in Frage, dass es möglich ist, die Vorgaben für Radschnellwege einzuhalten. Überall eine Breite von vier Metern, "das gibt's einfach nicht her", sagte Baierl. Es müsse auch klar sein, dass da ab und zu mal ein Schlepper über den Weg fährt. Braun stieß ins gleiche Horn: "Das Beharren auf optimalen Lösungen wird uns nicht weiterbringen." Die Radverbindungen würden gebraucht, "aber es sind alles keine Radschnellwege". Er forderte stattdessen ein gut vernetztes System für die Radfahrer. Auch die Idee, die Strecke entlang der U-Bahn als schnelle Radverbindung nach München auszubauen, begrüßte er. Am Ende müssten Lösungen her, die dem Radfahrer wirklich nutzten.

Das sah auch Biersack so. Er schimpfte über die "Religion Radschnellweg". Radfahrer bräuchten ausreichend breite asphaltierte Wege "ohne diese ganze Definition". "Nur auf diese Weise kommen wir weiter, sonst diskutieren wir noch Jahre", prophezeite er.

Der einzige, der nach wie vor die Trasse an der B 471 favorisierte, war Grünen-Fraktionssprecher Hans Peter Adolf. Er brachte erneut einen aufgeständerten Radweg auf der B 471 ins Spiel. "Das wäre kein Problem", sagte Adolf. Um Radwege zu planen, brauche es den politischen Willen und Lösungen, die der Radler auch akzeptiere.

Die Verwaltung wurde beauftragt, zusammen mit dem Landratsamt die Alternativen zu prüfen. Braun verlangte zudem noch Auskunft über die Finanzierung, wobei das Landratsamt nach Aussage der Verwaltung in Aussicht gestellt hat, als Straßenbaulastträger aufzutreten. Es würde bei der Planung und Umsetzung die Federführung übernehmen. Die Stadt müsste dann den Unterhalt der Anlage übernehmen oder diese mit einer Zahlung ablösen.

© SZ vom 04.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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