Wissenschaft:Der Gründervater verlässt sein Lieblingskind

Lesezeit: 2 min

Das "Lieblingskind" von Peter Hanns Zobel am Standort Martinsried: das vor zehn Jahren eröffnete Residence-Hotel mit seiner futuristischen Architektur. (Foto: Robert Haas)

Nach 28 Jahren als Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie (IZB) in Martinsried kündigt Peter Hanns Zobel seinen Rückzug an. Während seiner Zeit ist der Campus im Westen Münchens zu einem weltweit führenden Standort der Grundlagenforschung geworden.

Von Rainer Rutz, Planegg

Er gilt als Vater der Gründerzentren in Bayern: Peter Hanns Zobel, 58, hat vor allem als Geschäftsführer des Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie (IZB) in Martinsried und Freising-Weihenstephan ganz entscheidend die Entwicklung eines der größten und wichtigsten Biotechnologie-Zentren Europas beeinflusst - und damit auch den gesamten Campus im Westen Münchens. Das IZB ist ein weltweit agierender Standort für naturwissenschaftliche Grundlagenforschung. Jetzt will der aus Augsburg stammende Schwabe aufhören. Überraschend hat Zobel am Montag seinen Rückzug aus Martinsried für März 2024 angekündigt. Wer ihm nachfolgen wird, ist völlig offen. Gut möglich, dass der Freistaat Bayern einen Spitzenbeamten mit dem anspruchsvollen Job betraut, die Stelle wird jetzt jedenfalls ausgeschrieben.

Zobel selbst hat dagegen immer viel Wert auf seine Unabhängigkeit gelegt. Der umtriebige Familienvater hat sich noch nicht entschieden, ob er woanders beruflich weitermachen will, ausschließen will er das jedenfalls nicht. Zobels Name ist jedenfalls untrennbar mit dem des IZB verbunden. Er ist der Mann der ersten Stunde in Martinsried gewesen, zu einer Zeit als es auf der riesigen Fläche - einem ehemaligen Erdbeerfeld - nur die Forschungsinstitute der Max-Planck-Gesellschaft (MPI) gab. Zobel kam von der Fraunhofer-Gesellschaft in München. 1996, als gerade die ersten wissenschaftlichen Gebäude des IZB neben den MPIs gebaut wurden, wurde er Geschäftsführer des IZB und blieb es bis zum heutigen Tag.

Hat den Münchner Westen als Forschungsstandort zum Leuchten gebracht: Peter Hanns Zobel, der Chef des Innovations- und Gründerzentrums für Biotechnologie in Martinsried, will den Campus nach fast 30 Jahren verlassen. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In Zobels Zeit entwickelte sich rund um das IZB herum der gesamte Campus mit mehreren Fakultäten der Ludwigs-Maximilians-Universität (LMU) und einem Dutzend weltweit agierender Forschungseinrichtungen, alle direkt neben dem Klinikum Großhadern gelegen. Zobel setzte sofort auch auf Internationalität und holte junge Forscher und Forscherinnen nicht nur aus Deutschland, sondern Europa und Übersee nach Martinsried. Der Schwerpunkt der Forschung lag und liegt auf der Herstellung von gentechnisch wirkenden Medikamenten gegen etliche schwerwiegende Krankheitsbilder.

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In den vergangenen fast 30 Jahren wurden in zwölf Bauabschnitten Laborgebäude für rund 250 Start-ups hochgezogen, derzeit gibt es rund 50 Gründerfirmen mit rund 700 Mitarbeitern. Der IZB-Geschäftsführer legte in all den Jahren immer Wert auf eine gute Infrastruktur für die Beschäftigten. Er war Initiator und Mitbegründer eines eigenen Campus-Kindergartens, den "Biokids", der gleich mehrere Preise gewann. Es gibt zwei Restaurants am IZB und eine Chemieschule.

Vor zehn Jahren wurde eines der Lieblingsprojekte Zobels eingeweiht: das siebenstöckige, futuristisch anmutende Hotel "Campus at home", ein architektonisch anspruchsvolles Werk, das im letzten Stockwerk einen Faculty Club beherbergt, der längst zu einem Treffpunkt nationaler und internationaler Wissenschaftler geworden ist. Hier trafen auch schon Nobelpreisträger aufeinander.

Im Faculty Club tauschen sich mittlerweile 500 Mitglieder aus

Fragt man Zobel nach dem Grund für den Erfolg des IZB, verweist er nicht nur auf den hohen dreistelligen Millionenbetrag, der in den Jahren aus unterschiedlichen Programmen des Freistaats nach Martinsried geflossen ist, sondern erwähnt - quasi als Erfolgsbeleg - auch die ungeheuren Gelder, die allein in den vergangenen knapp zehn Jahren in etliche Start-ups geflossen sind: Rund vier Milliarden Euro waren es alles in allem.

In einem Statement vom Montag stellt Zobel die gute Zusammenarbeit mit den Max-Planck-Instituten, in deren Kuratorium er sitzt, heraus. Die Kooperation mit der LMU, der Technischen Universität und dem Klinikum Großhadern sei "immer vielfältig" gewesen. Und sein "Lieblingskind", der Faculty Club im Hotel-Hochhaus, sei mit "seinen mittlerweile 500 Mitgliedern zu einem beliebten Ort des Austauschs geworden". "Begeistert" zeigt sich der IZB-Chef über den "Gründergeist" der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auf dem Campus, durch den sich Multiplikatoren der Biotech-, Pharma- und Venture-Capital-Branche hätten entwickeln können. "Ein fruchtbarer Standort für den Freistaat", wie Zobel sagt.

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