Mobilität:Fahrradfahrer bleiben auf dem Boden

Lesezeit: 2 min

So hätte der schnelle aufgeständerte Radweg auf der B304 aussehen können. (Foto: Visualisierung: Gemeinde Haar)

Die von Haars Bürgermeister Bukowski propagierte Idee eines Stelzen-Radwegs über der B 304 wird nicht weiter verfolgt. SPD und Grüne halten die Idee für nicht umsetzbar.

Von Bernhard Lohr, Haar

Der hochfliegende Traum vom Stelzenradweg auf der B 304 ist ausgeträumt. Der Haarer Gemeinderat hat mit knapper Mehrheit das Lieblingsprojekt von Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) beerdigt, bevor es mit den bisher vagen Überlegungen überhaupt ernst geworden wäre.

SPD und Grüne halten die Vorstellung von einem elf Kilometer langen aufgeständerten Radweg mitten auf der dicht befahrenen Ausfallstraße im Münchner Osten bis Berg am Laim und Vaterstetten schlicht für abgehoben und nicht umsetzbar. Die Grünen sprechen seit längerem von einem Luftschloss. Die SPD erklärte jetzt nach einer Nachfrage bei Parteifreunden im Münchner Stadtrat, dass die Landeshauptstadt einen solchen Radweg auf Münchner Flur sicher nicht unterstützen werde.

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Dabei kommt die Vorstellung, mit dem Fahrrad einige Meter über dem Straßenverkehr kreuzungsfrei schnell voranzukommen, bei vielen durchaus gut an. Bürgermeister Bukowski berichtet immer wieder darüber, dass Unternehmer in Haar ihm Mut gemacht hätten, so eine Pendlertrasse zu schaffen. Zuletzt sah er sich gerade durch ein ähnliches Projekt in München ermuntert, seinen Traum vom Stelzenradweg vertieft anzugehen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Die Landeshauptstadt erwartet in Kürze Ergebnisse einer Untersuchung für einen Stelzenradweg über der Ständlerstraße, der Neuperlach mit Berg am Laim verbindet. Am Dienstagabend sollte der Gemeinderat in Haar beschließen, mögliche Fördermittel für eine Studie abzuklären. Nicht einmal das fand eine Mehrheit.

Eine Pendler-Magistrale mit viel Verkehr: die B 304 in Haar. (Foto: Angelika Bardehle)

Auf der B 304 verkehren täglich mehr als 30 000 Fahrzeugen. Alle paar Hundert Meter müssten Auffahrtsrampen gebaut werden, damit Radfahrer auf den erhöhten Radweg in der Mitte gelangen können. In Haar wären dabei weite Räume zu überspannen, in München ist der Verkehrsraum enger. Aber es stellen sich viele Fragen, etwa zu Kosten und was für Grundstücke für Auffahrten bräuchte. Alles müsste auch neben einer Trambahn-Trasse auf der B 304 Platz finden, zu der tatsächlich gerade eine Machbarkeitsstudie läuft.

An der Ständlerstraße in Neuperlach sind die Bedingungen günstiger

Die SPD in Haar lehnt den Stelzenradweg wegen der aus ihrer Sicht fatalen optischen Wirkung einer Barriere quer durch den Ort schon immer ab. Die Idee eines Stelzenradwegs sei grundsätzlich gut, sagt Fraktionschef Thomas Fäth. Aber die B 304 sei dafür nicht geeignet. Die Münchner Ständlerstraße sei durchgehend breiter, mit ganz anderen Kreuzungen und Auffahrten.

In der von Haars Bürgermeister schon einmal ausgebreiteten Vision ging es um 5000 Radler, die pro Stunde auf dem Hochradweg vom Landkreis Ebersberg bis nach München fahren könnten. Das gut wieder abbaubare Holzbaukonstrukt einer Schweizer Firma wäre von Windschutzwänden flankiert, in denen sich Solarmodule befänden, die den Strom für eine beheizte Fahrbahn liefern würden. Diese notgedrungen noch luftigen Vorstellungen sollte vor allem auf Drängen der Grünen, die einen langen Fragenkatalog vorgelegt hatten, in einer Studie aufgearbeitet werden. Daraus wird jetzt nichts. SPD-Fraktionschef Fäth erklärte, man solle der Gemeindeverwaltung unnötige Arbeit ersparen. Die Grünen beklagten, die Gemeinde hätte vorab abklären sollen, ob München bei dem Projekt mitmachen würde. Bereits fortgeschritten sind Planungen, einen schnellen Radweg von Ebersberg über Haar bis München entlang der Bahntrasse zu schaffen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusGisela Schneeberger
:"Meistens haben wir erst abends angefangen zu drehen, weil Dietl tagsüber geschlafen hat"

Vor 40 Jahren spielte Gisela Schneeberger in der Kultserie "Monaco Franze" die Elli. Ein Gespräch über Helmut Dietls Gespür für Frauen, fehlende Rollen für ältere Schauspielerinnen und Exzesse der "Me Too"-Debatte.

Interview von Sabine Buchwald

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: