"Haben Sie sich schon mal gefragt, ob unser Leben einen Wert hat?" Zehntklässlerin Marisa steht auf der Schulbühne des Haarer Ernst-Mach-Gymnasiums (EMG), den Rücken durchgedrückt, den Blick starr nach vorne gerichtet. Ihre Stimme ist leise, aber bestimmt. Dann macht sie eine Pause, atmet einmal durch, bevor sie weiterredet: "Wenn ja, sind Menschen unterschiedlich viel wert? Und in welcher Einheit wird dieser Wert gemessen?" Marisas Fragen sind die ersten Worte, die in dem neuen Stück "Stimmen" gesprochen werden, das die EMG-Theatergruppe am Freitagabend einübt. Sie gehen unter die Haut, denn die Inszenierung führt rund 85 Jahre in die Vergangenheit zurück. In den Nationalsozialismus, eine Zeit, als der Wert eines Menschenlebens an seinem Nutzen für die Gesellschaft gemessen wurde.
Erinnerungskultur:Beklemmende Stimmen
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Zum zweiten Mal widmet das Schultheater des Haarer Ernst-Mach-Gymnasiums ein Stück dem Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Mordprogramms in der nahegelegenen Heil- und Pflegeanstalt Eglfing. Dabei zitieren sie auch aus Gesetzestexten, Krankenakten und Briefen von einst.
Von Laura Geigenberger, Haar
Nationalsozialismus:Als die Nazi-Bonzen in Grünwald wohnten
Hella Neusiedl-Hub recherchiert seit Jahren zur Geschichte der NS-Zeit in dem Münchner Nobel-Vorort. Ihr Buch zum Thema ist inzwischen in einer erweiterten und aktualisierten dritten Auflage erschienen - auch ohne die erhoffte Förderung der Gemeinde.
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