Wirtschaft:Aiwanger gibt Wasserstoff

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Neuer Nebenjob: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger am Steuer eines wasserstoffbetriebenen Omnibusses. (Foto: Claus Schunk)

Bayerns Wirtschaftsminister besichtigt in Neubiberg einen neuen Bus mit innovativem Antrieb - und setzt sich gleich selbst ans Steuer.

Von Stefan Galler, Neuiberg

Auf der Geraden gibt Hubert Aiwanger richtig Gas und brettert mit locker 80 Sachen dahin. Womit er auch gleich mal unter Beweis stellt, dass ein mit Wasserstoff betriebener Omnibus keineswegs langsamer ist als einer mit Dieselmotor. Bei seinem Auftritt auf dem Gelände der Bundeswehr-Universität in Neubiberg gibt sich der Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident, wie man ihn kennt: jovial, ziemlich selbstbewusst - und im traditionellen grünen Loden-Janker.

Der ist ihm genauso auf den Leib geschneidert wie der Termin in Neubiberg: Die in München ansässige Firma Keyou präsentiert im Beisein des erklärten Wasserstoff-Fans Aiwanger ihren in den vergangenen drei Jahren entwickelten, zwölf Meter langen Stadtbus mit Wasserstoff-Antrieb. Das Projekt ist vom bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert worden, ein weiterer Grund für den Freie-Wähler-Politiker, persönlich zu kommen.

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Thomas Korn, Geschäftsführer und einer der drei Gründer von Keyou, schildert, wie er und seine Mitstreiter 2019 angefangen haben zu versuchen, Wasserstoff als emissionsfreien und effizienten Antrieb für den öffentlichen Nahverkehr zu etablieren. "Damals war Wasserstoff tot, aber wir als Gründer haben erkannt, dass der Druck im Rahmen der Energiewende größer werden wird, auch die Wasserstoffenergie in Schwung zu kriegen." Derzeit verdient Keyou Geld damit, Lkw anzukaufen, auf Wasserstoffantrieb umzurüsten und dann an ökologisch orientierte Unternehmen zu vermieten. Von 2025 an werden sogar zwei 40-Tonner mit der Technologie der Münchner im Auftrag von BMW Fahrzeugteile zwischen den Werken hin- und hertransportieren.

Für Aiwanger sind Korns Ausführungen eine Steilvorlage, er wiederholt seinen bekannten Spruch, dass es nur mit Wasserstoff möglich sei, "zu dekarbonisieren ohne zu deindustrialisieren" und dass nur eine Mixtur aller möglichen nicht fossilen Energien die Abkehr von Öl und Gas decken könne. "Die meisten wollen Schwarz-Weiß-Debatten nach dem Motto Atom und Verbrenner böse, Batterie gut. Aber wir brauchen alles."

Die Uni-Präsidentin drückt beim Minister ein Auge zu

Aiwangers Wirtschaftsministerium hat erst im Sommer ein neues Programm aufgesetzt, durch das 50 Elektrolyse-Anlagen zur Gewinnung von elektrischer Energie aus Wasserstoff mit jeweils bis zu fünf Millionen Euro gefördert werden. Idealerweise solle jeder Landkreis eine solche Station bekommen. "Wir haben jetzt schon mehr Anfragen als Mittel", sagt Aiwanger und lässt sich ganz genau erklären, wie die Techniker bei Keyou den Bus mit einem auf Wasserstoff umgerüsteten 7,8-Liter-Motor der Firma Deutz ausgestattet haben.

Und dann klettert Aiwanger selbst hinters Steuer, obwohl er keinen Bus-Führerschein besitzt. Aber auf dem Privatgelände der Bundeswehr-Uni geht das schon, da drückt auch Universitäts-Präsidentin Eva-Maria Kern ein Auge zu und lässt sich gerne chauffieren. Nach der 20-minütigen Probefahrt zeigt sich der Wirtschaftsminister jedenfalls begeistert: "Bisher war ich nicht der große Busfahrer, aber vielleicht kann ich mir in Zukunft ja was dazuverdienen."

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