Markus Blume bei der "Kultur-Sommer-Lounge":"Wir bewegen uns auf die Kultur-Milliarde zu"

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Die Wolken dräuten, aber das Wetter hielt ebenso wie die gute Stimmung bis Mitternacht: Kunstminister Markus Blume hatte zum zweiten Mal zur Kultur-Sommer-Lounge auf die Terrasse ins Haus der Kunst eingeladen. (Foto: Robert Haas)

Bayerns Kunstminister lobt und würdigt Kulturschaffende, Nürnbergs zweite Bürgermeisterin Julia Lehner mahnt - auch Politiker.

Von Evelyn Vogel

Auch die am Himmel aufziehenden dunklen Wolken hielten Kunstminister Markus Blume nicht davon ab, bei der Kultur-Sommer-Lounge auf der Terrasse des Hauses der Kunst den "Sommerabend of Arts" auszurufen. Dies sei der große wertschätzende Empfang für alle Kulturschaffenden in Bayern, das "Get Together, wo man sein muss", so Blume. Kultur, so der Minister weiter, werde "nicht von oben verordnet, sondern wächst von unten". Dass Bayern nicht nur Kulturstaat genannt werde, sondern auch einer sei, dafür würden die Kulturschaffenden in Bayern sorgen, lobte er die Anwesenden.

Und damit bog er dann auch gleich ins Eigenlob ab: Nie sei so viel Geld in die Kultur geflossen wie in diesem Jahr. "Wir bewegen uns auf die Kultur-Milliarde zu", flohlockte Blume. 965 Millionen Euro gebe der Freistaat heuer dafür aus. Seinen letztjährigen Spruch, dass Kunst und Kultur zu Bayern gehöre "wie das Salz auf der Breze", ergänzte er dahingehend, dass dort manchmal zu viel Salz drauf sein, man aber nie genug für Kunst und Kultur tun könne. Jeder Cent sei "herausragend angelegt".

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Wie die vielen Aufgaben und neuen Wege, von denen Blume auch sprach, aussehen könnten, beschrieb Hausherr Andrea Lissoni. Neben einem lokalen wie internationalen Programm seien dies Bildung und Teilhabe, der Dialog mit der jüngeren Generation, lange und späte Öffnungszeiten wie beim "Open House", Kooperationen, Digitalisierung und neue Formate. Die neue visuelle Identität, die sich das Haus jüngst verpasst hat, stehe "nicht mehr nur für ein Museum, sondern für ein interdisziplinäres Zentrum". Womit Lissoni nicht nur beschrieben hat, was ihm in den kommenden Jahren für das Haus der Kunst vorschwebt, sondern auch, was er überhaupt nicht auf der Agenda hat: die einst von David Chipperfield entworfenen Sanierungspläne für die Ausstellungshalle.

Julia Lehner, zweite Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg mit viel Leidenschaft für die Kulturpolitik, hielt - in Vertretung von Markus Söder, der abgesagt hatte - die Fahne des fränkischen Heimatstolzes hoch. Für ihr Bonmot "die Münchner haben die Alpen und wir halt den Horizont" erntete sie herzhafte Lacher. Leidenschaft, so Lehner, heiße mitunter auch leiden zu müssen. Und dann kam sie auf ein sehr ernstes Thema zu sprechen. Mit Verweis auf den Vorfall bei der Landshuter Hochzeit, als Bundeskulturministerin Claudia Roth von einer Frau mit einer Flüssigkeit übergossen worden war, mahnte Lehner an, es müsse den Politikern zu denken geben, wenn statt Debatten mit den Menschen Attacken auf Politiker stattfänden. Und sie plädierte: "Wir müssen bei unseren Worten anfangen, diese Aggression herauszunehmen."

"Die Zeiten", so Lehner, "waren noch nie so volatil, die Unsicherheit ist in der Kultur angekommen". Derzeit werde die Kulturlandschaft umgebaut wie nie. Sie warnte davor, Kulturtanker wie Museen zu schließen, um der freien Szene zur Blüte zu verhelfen. Auch wenn die Pro-Kopf-Ausgabe für die Kultur in Bayern mit an der Spitze in Deutschland sei: "Wir werden uns über ein Grundgehalt unterhalten müssen", forderte Lehner. Wofür sie vom Publikum - darunter nicht wenige freischaffende Künstlerinnen und Künstler sowie Kunstvermittelnde - beklatscht wurde.

Wurden bei der Kultur-Sommer-Lounge im Haus der Kunst von Markus Blume (rechts) mit der Auszeichnung Pro Meritis Scientiae et Litterarum des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst geehrt: Manfred Rietzler, Goyo Montero und Barbara Yelin (von links). (Foto: Robert Haas)

Schließlich wurden noch drei Kulturschaffende mit der Auszeichnung Pro Meritis Scientiae et Litterarum des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst geehrt: Barbara Yelin, die Blume als "Superheldin der bayerischen Comicwelt" bezeichnete, der von ihm als "Ballettwunder" beschriebene Goyo Montero sowie der Allgäuer Technologieunternehmer und Kunstmäzen Manfred Rietzler, der das Festspielhaus Neuschwanstein "zu einer Allgäuer Erfolgsgeschichte" gemacht habe.

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