Kultur in München:Das Import Export braucht Hilfe

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Zuferlässiger Lieferant von Lebensfreude: das Import Export. (Foto: Sebastian Gabriel)

Nach Corona, ausgefallen Veranstaltungen, wegbleibenden Besuchern und steigenden Kosten, steckt der kleine, aber feine Kulturraum auf dem Münchner Kreativquartier in den roten Zahlen. Nun haben die Betreiber einen Spendenaufruf gestartet.

Von Jürgen Moises

Die Lebensfreude ist zurück. Das hieß es vor ein paar Monaten, als das Frühlingsfest auf der Theresienwiese überrannt wurde. Auch bei den European Championships kamen die Massen. Die Mega-Konzerte an der Messe Riem lockten mehr als 250 000 Zuschauer an. Und die Wiesn? Die soll nun genau deswegen trotz Corona stattfinden, damit die Münchner ihre Lebensfreude nicht wieder verlieren. Das klingt sehr nett und fürsorglich gedacht. Aber auch ein bisschen so, als wären große Events das einzige, worüber man sich hier freuen kann. Als gäbe es in München freizeitlich und kulturell dazwischen nichts. Als wäre da die totale Ödnis. Tatsächlich gibt es da aber sehr viel. Man kann jederzeit ins Kino, ins Theater, zu Konzerten gehen. Und dahinter stecken meist eher kleine oder mittelgroße Betreiber oder Veranstalter, die genau das tagtäglich ermöglichen.

Im Import Export etwa, einem soziokulturellen Kleinod auf dem Kreativquartier, gibt es jährlich an die 250 Veranstaltungen. Darunter sind viele Konzerte, aber auch Workshops, Lesungen, Performances. Alles bunt gemischt und interkulturell und mit sehr viel Herzblut veranstaltet. Nur macht das alles halt nicht so einen großen Rummel. Und ohne Megastars und Massen ist das touristisch und (spezl)wirtschaftlich vielleicht nicht ganz so interessant. Dafür sieht man dort spannende Musiker aus aller Welt. Auch lokale Künstler haben hier ihr Podium. Und wer dort schon öfter gewesen ist, weiß: Hier tut sich im Kleinen ein riesiger Kosmos auf.

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Genau dieser Kosmos ist nun aber bedroht. Denn dem Import Export fehlt das Geld. Geld, um den Künstlern faire Gagen, um Honorare und Gehälter zu bezahlen. Und um wie auch in den vergangenen zwölf Jahren weiterhin ein reichhaltiges Programm zu erschwinglichen Preisen zu ermöglichen (der Eintritt kostet meist nicht mehr als eine Wiesn-Maß). Die Ursache? Corona. Erzwungene Betriebs-Stopps und Veranstaltungsausfälle. Und die allgemeinen Kostensteigerungen tun ihr Übriges. Um das entstandene finanzielle Loch zu stopfen, haben die Betreiber deshalb auf der Website import-export.cc einen Spendenaufruf gestartet. Insgesamt 25 000 Euro will man zusammenbekommen, und laut Bookerin Katha Walpot gab es bereits einen "überwältigenden" Zuspruch. "Etwa 7000 Euro", sagt sie, fehlten aber immer noch. Sonst drohe irgendwann "die Insolvenz".

Eine weitere mögliche Hilfe und für einen selbst auch ein Gewinn: Zu den Veranstaltungen zu gehen, wie etwa dem Konzert der wunderbaren italienischen Sängerin Maria Mazzotta am 7. September. Denn der mit Corona gekommene Besucherschwund: Auch der ist ein Problem, an dem vor allem kleine Veranstalter weiterhin akut leiden, während man im Stadtrat über imaginäre Rammstein-Konzerte diskutiert. Wenn das Herz dort genauso auch für Kleinode wie das Import Export "brennen" würde, wäre wohl auch das schon ein Gewinn. Denn sonst gibt es vielleicht bald nur noch riesige Events. Mit hohen Eintrittspreisen, riesigen Bühnen, Bildschirmen oder Festzelten, hinter denen man die kulturelle Ödnis dann nicht sieht. Das wäre sehr schade und nicht schön. Und für München ein riesiger Verlust.

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