SZ-Adventskalender:Mehr als 1,8 Millionen Euro Spenden

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Unterstützung für die Münchner Tafel: Weil hier auch Geflüchtete aus der Ukraine versorgt werden, müssen Lebensmittel zugekauft werden. (Foto: Stephan Rumpf)

1 838 177,03 Euro - das ist die Summe, die SZ-Leserinnen und -Leser bisher für Geflüchtete aus der Ukraine gespendet haben. Geld, das gemeinnützigen Organisationen und Menschen aus der Ukraine zugute kommt.

Von Sven Loerzer

Rund 14 000 Menschen haben in München Aufnahme gefunden seit dem Beginn des Angriffskriegs von Wladimir Putin auf die Ukraine. "Die Schicksale der Geflüchteten, speziell der zahlreichen Ukrainerinnen, die mit ihren Kindern Zuflucht bei uns suchen, berühren viele Menschen", sagt Anita Niedermeier, Geschäftsführerin des "Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung". Das drücke sich auch durch die großartige Hilfsbereitschaft für die Geflüchteten aus: Bislang haben 4730 SZ-Leserinnen und -Leser insgesamt 1 838 177,03 Euro gespendet. Die Eltern oder Großeltern vieler SZ-Leserinnen und -Leser hätten während des Zweiten Weltkriegs das gleiche Schicksal durchgemacht. "Vielleicht ist das der Grund, dass zusätzlich zu ehrenamtlicher Hilfe und privater Aufnahme diese enorme Summe von insgesamt 1,8 Millionen Euro für die Ukraine-Hilfe gespendet wurde", sagt Anita Niedermeier.

Spenden kamen sogar aus dem Ausland, berichtet Adventskalender-Mitarbeiterin Martina Linke. Viele hohe Beträge seien von Privatleuten eingegangen, die höchste Überweisung lautete auf 100 000 Euro, die kleinste belief sich auf einen Euro. Jeder Betrag ist willkommen, jeder Cent geht in die Hilfe für Geflüchtete aus der Ukraine, denn alle Kosten trägt der Süddeutsche Verlag. Und jegliche Spende drücke "die Anteilnahme unserer Leserinnen und Leser am Schicksal der Ukraine-Flüchtlinge" aus, betont Martina Linke.

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Außerordentlich bewegt hat die SZ-Leserinnen und -Leser das Schicksal einer krebskranken Mutter, die mit ihren zwei kleinen Kindern und ihrer Schwiegermutter aus Charkiw geflohen ist. Obwohl Anastasiia Z. mitten in der Chemotherapie war und Hilfe brauchte, musste ihr Ehemann zurückbleiben und wurde dann zum Militär eingezogen. Nach Abschluss der Chemotherapie steht ihr nun bald eine Operation bevor. "Das Leid, das Anastasiia Z. und ihre Familie ertragen müssen, kann ihnen keiner nehmen", sagt Anita Niedermeier. "Was wir aber tun können, ist, die finanzielle Notsituation ein wenig zu lindern."

Dabei hätten die Schülerinnen und Schüler der Grundschule an der Rotbuchenstraße in Harlaching mit einer Spendenaktion speziell für geflüchtete Kinder tatkräftig geholfen. "Ihr habt so ein großes Herz und seid so unglaublich lieb zu uns", dankte Anastasiia Z. den Kindern und ihren Lehrerinnen und Lehrern. "Es war sehr schwer für uns, die Ukraine zu verlassen, denn unser Papa und Ehemann musste dort bleiben. Wir vermissen ihn sehr. Das Wichtigste gerade ist, dass ich wieder gesund werde." Die Tochter geht inzwischen zur Schule, der Sohn besucht einen Kindergarten. Dank der Spenden konnten Kleidung, Haushaltsausstattung und Spielzeug beschafft werden. "Wir sind sehr glücklich, dass so viele Menschen uns unterstützen. Unser größter Wunsch ist Frieden in der Ukraine und dass wir wieder nach Hause zurückkehren können."

"Bereits als die ersten Geflüchteten in München ankamen, konnten wir schnell und unbürokratisch helfen", freut sich Anita Niedermeier, etwa mit der Beschaffung von Lebensmitteln, Hygieneartikeln oder Schulmaterial. So konnte zum Beispiel die Münchner Arbeiterwohlfahrt, die in der Leichtbauhalle in der Neuherbergstraße die Betreuung und Beratung der rund 250 Geflüchteten übernommen hat, Hygieneartikel, Kleidung und Decken beschaffen. Der Diakonie Freising ermöglichte der SZ-Adventskalender Einzelfallhilfen für ukrainische Geflüchtete zu leisten: zur Überbrückung oder bei besonderem Bedarf von Kranken und Schwangeren. Durch die Diakonie München konnten Kinder mit Schulutensilien versorgt werden, aber auch neu angekommene Geflüchtete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln.

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Dringenden Bedarf meldete die Münchner Tafel, die schon Ende März mehr als 800 Geflüchtete aus der Ukraine in die kostenlose wöchentliche Lebensmittelversorgung aufgenommen hatte. "Die dafür benötigten Lebensmittel müssen wir zu einem großen Teil zukaufen, denn 800 Gäste mehr bedeuten einen zusätzlichen Bedarf von circa 4,8 Tonnen Lebensmittel pro Woche", lautete die Rechnung der Tafel. "Handel und Industrie unterstützen uns sehr, trotzdem müssen wir von einem zusätzlichen Finanzbedarf von 12 000 Euro pro Woche oder von mehr als 600 000 Euro pro Jahr ausgehen."

Vor allem vitaminreiches Obst und Gemüse zur Förderung einer ausgewogenen Ernährung müsse zugekauft werden, eine Folge auch der gestiegenen Preise. Sie führten zu einer sehr knappen Mengen-Kalkulation beim Handel, so dass es kaum Überbestände gibt, die von der Tafel abgeholt und verteilt werden können. Weiter fehlen auch haltbare Lebensmittel, weil es wegen ihrer langen Lagerfähigkeit seltener zu Spenden kommt. Um knappe Haushaltsbudgets zu entlasten, sind bei der Tafel aber auch Drogerieartikel von der Zahnpasta bis hin zu Baby-Pflegeprodukten sehr gefragt. Damit die Versorgung fürs Erste sichergestellt ist, erhielt die Tafel 100 000 Euro.

Auch der Ismaninger Tisch, der ähnlich wie die Münchner Tafel bedürftige Menschen mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgt, bekam 10 000 Euro, um dem wegen der Geflüchteten gestiegenen Hilfebedarf gerecht werden zu können. "Die Dankbarkeit der Tafeln und anderen sozialen Hilfsorganisationen ist sehr groß", sagt Anita Niedermeier. "Die Unterstützungsanfragen bleiben nicht aus und wir helfen zum Beispiel auch bei der Finanzierung von Deutschkursen", damit Volkshochschulen das stark gefragte Angebot ausweiten können. Dazu kommen auch Einzelfallhilfen für Menschen in besonders schwierigen Lebenslagen. "Dass wir auf all diesen wichtigen Feldern schnell helfen können, verdanken wir unseren Spenderinnen und Spendern", sagt Anita Niedermeier und dankt den SZ-Leserinnen und -Lesern "für ihre große Hilfsbereitschaft, ihr großes Herz und ihr Vertrauen".

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