Neuhub könnte berühmt werden. In dem kleinen Weiler, der zur Marktgemeinde Au gehört, soll in einem Hopfengarten von Josef Wimmer eine ein Hektar große Pilotanlage für eine Agri-Photovoltaikanlage entstehen. Das Besondere daran: Der saubere Strom soll aus Modulen stammen, die an den Hopfenstangen angebracht sind. Neben der Energieerzeugung hätte das den Vorteil, dass die Pflanzen vor Hagel und intensiver Sonnenstrahlung geschützt sind. Das Forschungsprojekt soll drei Jahre lang laufen.
Geboren wurde die Idee dazu vor einem guten Jahr im Vorfeld des Bundestagswahlkampfes. Damals kandidierte Karl Ecker, der ehemalige Bürgermeister der Marktgemeinde Au, für die Freien Wähler. Und so kam es zu einem Treffen auf der Hopfendarre des Wimmerschen Betriebs. Mit dabei waren der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und Landrat Helmut Petz. Damals entstand die Idee zu der Agri-Photovoltaikanlage, welche die Freien Wähler jetzt während einer Pressekonferenz vorstellten.
"Jetzt schauen wir, was wir machen können."
Dass Petz sich der Sache annehmen wollte, beflügelte Wimmer. Dieser hatte sich schon lang mit Photovoltaikanlagen auf seinen Hopfenfeldern beschäftigt. Doch die gesetzlichen Hürden schienen zu hoch zu sein. Er wollte bereits aufgeben, doch die Unterstützung von Petz habe für einen Schub gesorgt. "Jetzt schauen wir, was wir machen können."
"Uns ist ein Coup gelungen", sagte der Landrat und Baurechtexperte Petz. Denn Photovoltaikanlagen sind laut Gesetz auf landwirtschaftlichen Flächen nicht erwünscht. Privatunternehmern würde das wohl nicht genehmigt. Doch es gibt ein gesetzliches Schlupfloch für Landwirte: Für diese sind Bauvorhaben auf ihren Grundstücken privilegiert. "Es ist ein ganz normales landwirtschaftliches Bauvorhaben, wir brauchen nur eine Baugenehmigung." Und die ging laut Petz im Gegensatz zu einem Bauleitplan rasch über die Bühne. "Das ist die frohe Botschaft."
Die Chance, unabhängig zu werden
"Wir müssen alle neue Wege gehen", sagte Petz mit Verweis auf die Energiewende, die der Kreistag beschlossen hat. Und der Krieg in der Ukraine habe die Augen geöffnet, wie sehr Deutschland von den Gaslieferungen aus Russland abhängig sei. Zwar werde jetzt überlegt, etwa die Laufzeit der sich noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke zu verlängern. Über den Krieg in der Ukraine dürfe man die Energiewende aber nicht vergessen. "Wir können nicht so weitermachen wie bisher", sagte Petz. Und mit Blick auf Russland: "Wir haben jetzt die Chance, uns unabhängig zu machen."
Dass nicht noch mehr Zeit verstreichen dürfe, forderte auch Landtagsabgeordneter Benno Zierer. "Es ist viel gesagt und geplant worden", stellte er fest. Jetzt müsse man endlich mal Nägel mit Köpfen machen. An Windkraft- und Photovoltaikanlagen stören sich manche Menschen. "Doch es wird immer Bedenkenträger geben." An der Empfindlichkeit Einzelner dürfe man sich jetzt nicht mehr stören. "Sonst gehen irgendwann die Lichter aus", mahnte er.
Klimawandel:"Wir brauchen mehr Solarenergie"
Überall im Landkreis entstehen neue Photovoltaikanlagen auf Dächern und Feldern, in den beiden vergangenen Jahren hat sich dieser Trend weiter beschleunigt. Doch das reicht noch nicht, sagt Energiebeauftragter Moritz Strey, um bis 2035 die Energiewende zu schaffen.
"Die Statik ist geklärt."
Die baurechtliche Genehmigung ist das Eine, die technische Ausstattung der 800-Kilowatt-Peak-Anlage das Andere. Zweifler könnten die Unfallgefahr monieren, die von den auf Hopfenstangen montierten Modulen ausgeht. Edgar Götz-Bachmeier vom Hallertauer Handelshaus in Mainburg kann da beruhigen. "Die Statik ist geklärt", betonte er. Der Betrieb von Götz-Bachmeier ist seit zwanzig Jahren auf den Bau von Photovoltaikanlagen spezialisiert. Und so eine große, wie sie auf dem Hopfenfeld von Josef Wimmer geplant ist, hat natürlich auch einen erhöhten Leitungsbedarf. Der aus Sonnenenergie gewonnene Strom muss schließlich ins Netz eingespeist werden.
Ein weiterer Aspekt ist, wie sich die Module in die Landschaft einfügen. "Das Landschaftsbild soll nicht gestört werden", sagt Götz-Bachmeier.
Ganz andere Sorgen haben Hopfenpflanzer und Brauer. Die Module schützen den Hopfen zwar gegen Hagel und Sonnenbrand, doch Karl Pichlmeyer, stellvertretender Vorsitzender des Hallertauer Hopfenpflanzerverbands, fragt sich, ob die Photovoltaikanlage nicht zu viel Schatten werden wird. Die Pflanzen könnten darunter leiden. Auch sei ungewiss, wie sich die geringere Sonneneinstrahlung auf die Inhaltsstoffe des Hopfens auswirkt. Diese Fragen soll die Forschung beantworten, welche die Pilotanlage in Neuhub drei Jahre lang begleiteten wird. Götz-Bachmeier zufolge könnte diese schon im Herbst betriebsbereit sein.