Fotos von Bryan Adams in München:Unter Freunden

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Wenn der Fotograf nicht weniger bekannt ist als seine Modelle, ist ein respektvolles Tête-à-Tête auf Augenhöhe die Folge: Bryan Adams hat den Schauspieler Ben Kingsley 2010 in London fotografiert, Mick Jagger im grünen Hemd hatte er 2008 in New York vor der Kamera und Kate Moss im weißen Mantel stand ihm 2013 in London Modell. Fotos: Bryan Adams (Foto: Bryan Adams)

Ein weltbekannter Musiker fotografiert andere Prominente: Endlich sind die Porträts von Bryan Adams in München zu sehen.

Von Evelyn Vogel

Wenn ein weltbekannter Musiker andere Celebrities fotografiert, liegt schnell der Verdacht nahe, dass da einer nur seine Popularität nutzt, um seine Buddies in Szene zu setzen. Dass die Fotos also vor allem wegen des Star-Faktors Beachtung finden - und die Qualität, nun sagen wir mal, nachrangig ist. Im Falles des kanadischen Musikers Bryan Adams stand dieses Verdachtsmoment anfangs auch im Raum. Ist schon ein paar Jährchen her. Adams jedenfalls, der immer schon als authentischer Typ galt und sich auch für soziale Projekte und Umweltthemen einsetzte, nahm das Fotografieren dauerhaft ernst und wurde damit bekannt. Wie gut sein fotografisches Auge tatsächlich ist, belegte der Fotoband "Exposed", den der Steidl Verlag 2012 veröffentlichte.

Aus dieser Serie "Exposed" stammen auch die großformatigen Original-Prints, die in der neuen Leica-Galerie zu sehen sind. Eigentlich hätten sie schon seit Monaten zu sehen sein sollen. Und die Ausstellung wollte Stefan Huber damals auch zum Anlass nehmen, um seinen Einstand als Galerist gehörig zu feiern. Der gelernte Lithograf und Spezialist in der grafischen Industrie hatte als Chef einer Werbeagentur auch die "unromantische Seite" des Glamourgeschäfts kennengelernt und durchlebt. 2013 verkaufte Huber seine Agentur, um fortan als professioneller Fotograf zu arbeiten. Der Augenkontakt zwischen Model und Fotograf, "die zwischenmenschliche Interaktion beim Shooting und der Blick in die Seele der Menschen" sei es, was ihm beim Fotografieren motiviere.

Doch nach Jahren als "Globetrotter, Kosmopolit, Abenteurer und Eroberer, Getriebener und Suchender gleichermaßen", wie der 56 Jahre alte Huber sich selbst beschreibt, fand er sich plötzlich in einer ganz anderen Rolle wieder. Für ihn selbst ein wenig überraschend, war er gefragt worden, ob er sich vorstellen könne, in dem neuen Flagship Store von Leica eine Galerie zu betreuen. Kurz vor Realisierung der Pläne wäre dann wegen des Corona-Lockdowns fast noch alles geplatzt. Aber Leica zog es durch.

Ein Blick in die neue Leica-Galerie in der Maffeistraße, wo die Fotografien bis Ende März zu sehen sind. (Foto: Oliver Jaist)

Nun muss man dazu wissen: ein Shop des Herstellers hochwertiger Kameras ist eine Sache. Ein Leica-Flagship-Store mit Galerie ist etwas anderes. Davon existieren weltweit nur 25. Der Münchner verfügt über etwa 100 Quadratmeter - nur für den Ausstellungsbereich. Es ist also alles andere als eine hinein gequetschte Alibi-Ecke. Und wenn Karin Rehn-Kaufmann, Frau des Leica-Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Kaufman und Betreiberin der Leica-Galerie in Salzburg, einen fragt, ob man als "Ambassador" von Leica, der er schon war, die neue Edel-Dependance in München leiten möchte, dann bleibt nicht lange Zeit zu überlegen. Globetrotter-Leben hin oder her. Als überzeugter Leica-Nutzer fällt es Huber auch nicht schwer, hinter den Produkten zu stehen, die im vorderen Bereich des großzügigen und edel eingerichteten Stores angeboten werden. Im Wesentlichen ist Huber aber für die Galerie verantwortlich, die den gesamten hinteren Bereich einnimmt. Und da wollte er zur Eröffnung eben gerne mit einer Fotoausstellung auftrumpfen, hinter der er ebenfalls voll und ganz stehen kann: Bryan Adams.

Bryan Adams' "Exposed"-Serie lebt - und da kommt ihm sein Star-Status natürlich doch sehr zupass - von der Begegnung mit Freunden und Kollegen. Ob Amy Winehouse, Mick Jagger, Kate Moss, Ben Kingsley, Sean Penn, Christoph Waltz, Tommy Lee oder Rammstein - vielfach gelingen Adams eindrückliche Porträtfotos, mal in kontrastreichem Schwarz-Weiß, mal in Farbe. Nicht immer, aber oft leben diese Aufnahmen vom Setting. Herrlich das Foto von Dustin Hoffman im Smoking in einem weißen Strandstuhl am Meer - er sieht aus, als hätte er sich verlaufen und eine verdammt lange Nacht hinter sich. Auch Mickey Rourke ist nicht gerade glamourös abgebildet, wie er so abgeschlagen und rauchend auf einem Sofa hängt - wenngleich dieses in einem geradezu fürstlichem Ambiente zu stehen scheint.

Gutes Auge: Songwriter Bryan Adams hat bereits mit seinem Band "Exposed" (2012) gezeigt, dass er auch ein talentierter Fotograf ist. (Foto: imago/PA Images)

Mads Mikkelsen lichtete Adams nicht nur im Porträtformat ab, sondern ließ ihn wie Kingsley an einer Stelle oder auch Rourke an einer anderen raumgreifend agieren und schoss ganze Serien, von denen leider oft nur Einzelbilder in der Leica-Galerie Platz fanden. Als Bryan Adams 2008 die britische Königin ablichten sollte, fotografierte er sie weniger in royalem Pomp als vielmehr in häuslichen Circumstances und neben einer Galerie von Gummistiefeln. Ein fotografischer Einfall, der ihm viel Beifall einbrachte.

Vermutlich hilft es ihm, dass die Stars vor seiner Kamera wissen, dass er einer der ihren ist. Und wenn er eine fotografisch schräge Interpretation vorschlägt, lassen sie sich auch darauf ein, in der Gewissheit, dass er sie trotz allem nicht in die Pfanne haut. Diese Brechungen sind es - neben der fotografisch wirklich hervorragenden Qualität -, die die Aufnahmen von Bryan Adams zu etwas Besonderem machen. Deshalb wäre es auch schön gewesen, an dieser Stelle einige dieser Bilder zeigen zu können. Allein: Das Management von Bryan Adams wacht sehr genau über die Veröffentlichungen. Bleibt also nur: hingehen in die Leica-Galerie und selbst sehen.

Bryan Adams: Exposed, Leica Galerie München, Maffeistraße 4, bis zum 27. März, nach Vereinbarung unter Telefon 69 31 38 90

© SZ vom 11.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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