Filmmuseum München:Wiedersehen mit Marlon Brando und István Szábo

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"Craig's Wife" von 1936 wurde gedreht von Dorothy Arzner, der einzigen Regisseurin, die in diesen Jahren in Hollywood kommerzielle Kinofilme machte. (Foto: Filmmuseum München)

Das Filmmuseum ehrt im Frühling zahlreiche Stars - darunter auch die einzige Regisseurin der goldenen Jahre in Hollywood. Auf dem Programm steht zudem eine Filmreihe zu Jüdischem Leben in Deutschland.

Von Josef Grübl

In der Berichterstattung über Museen geht es meist um aktuelle Reihen, Retrospektiven, Restaurierungen oder Renovierungen. Beim Filmmuseum München ist das nicht anders: Dessen neues Programm wurde gerade veröffentlicht, im kommenden halben Jahr gibt es wieder verschiedenste Filmreihen, Festivals, Hommagen und Retrospektiven. Da der Kinosaal aber in den Gebäuden des Stadtmuseums untergebracht ist und ebenjenes seit Anfang Januar sanierungsbedingt geschlossen ist, sei die Renovierungs-Meldung vorn angestellt: Das Filmmuseum (und das angeschlossene Stadtcafé) sind davon nicht betroffen. Sie bleiben weiterhin geöffnet, voraussichtlich bis Sommer 2027.

Es geht also weiter wie bisher, weshalb man nun zu den aktuellen Reihen und Retrospektiven kommen kann: Los geht es am letzten Februartag mit dem Festival "Mittel Punkt Europa", das Filme aus Osteuropa zeigt. Zur Eröffnung gibt es einen tschechischen Episodenfilm, in den Tagen darauf sind Produktionen aus Polen, Belarus, der Slowakei, Ungarn oder der Ukraine zu sehen. Das Festival findet alljährlich statt, die parallel dazu laufende Reihe "Deutsche Filme" auch. Die besten und bemerkenswertesten Produktionen des vergangenen Kinojahres stehen auf dem Spielplan, Kassenhits wie David Wnendts "Sonne und Beton" etwa, aber auch Festivallieblinge wie "Die Theorie von allem", "The Ordinaries" oder "Sisi & ich".

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Die Retrospektiven zweier Filmemacher-Persönlichkeiten starten im März: Dorothy Arzner war die einzige Regisseurin in Hollywood, die in den sogenannten goldenen Jahren kommerzielle Kinofilme wie "Christopher Strong" (mit der jungen Katharine Hepburn) oder "Craig's Wife" (1936) inszenierte. In den Siebzigerjahren wurde sie von amerikanische Filmkritikerinnen wiederentdeckt, in Damien Chazelles unterschätztem Hollywood-Epos "Babylon" aus dem Jahr 2022 gibt es eine an Dorothy Arzner angelehnte Figur - deshalb ist dieser Film ebenfalls Teil der Retrospektive.

In den Sechzigerjahren begann die Karriere von István Szábo, der ungarische Regisseur ist hierzulande vor allem für seine Oscar-prämierte Literaturverfilmung "Mephisto" (nach dem Roman von Klaus Mann) bekannt, das Filmmuseum widmet ihm eine Werkschau. Szábo will nach München kommen, er wird Ende März bei gleich mehreren Vorstellungen erwartet. Gezeigt werden frühe Werke sowie sein bislang jüngster Film "Zárójelentés - Abschlussbericht" aus dem Jahr 2020.

István Szábos Film "Mephisto" ist Teil der dem Regisseur gewidmeten Werkschau. (Foto: Filmmuseum München)

Eine Zeitreise durch die Bundesrepublik verspricht die Reihe " Jüdisches Leben in Deutschland nach 1945": In Krimis, Komödien, Dramen oder Dokumentarfilmen geht es auch darum, wie Jüdinnen und Juden in den vergangenen acht Jahrzehnten im deutschen Kino dargestellt wurden. Das ist angesichts der zuletzt stark gestiegenen Zahl antisemitischer Angriffe wieder aktueller denn je. Auf dem Spielplan stehen Filme aus den Nachkriegsjahren (wie "Der Ruf" mit Fritz Kortner), Alexander Kluges "Abschied von gestern" aus dem Jahr 1966 und Dani Levys Publikumshit "Alles auf Zucker" (2005). Felix Moeller wird seinen Dokumentarfilm "Jud Süß 2.0" aus dem Jahr 2022 persönlich im Filmmuseum vorstellen.

Die umfangreichste Retrospektive dreht sich um Marlon Brando: Der Schauspiel-Superstar wäre im April 100 Jahre alt geworden (er starb 2004), aus diesem Anlass zeigt das Filmmuseum bis in den Juni hinein Filme aus allen Phasen seiner Karriere. Darunter sind viele Produktionen, die längst als Klassiker gelten, Elia Kazans "A Streetcar Named Desire" ("Endstation Sehnsucht") etwa, der umstrittene Bertolucci-Film "Ultimo tango a Parigi" ("Der letzte Tango in Paris") oder die beiden Coppola-Hits "The Godfather" ("Der Pate") und "Apocalypse Now". Auch das 2007 entstandene dokumentarische Porträt "Brando" steht auf dem Programm.

Marlon Brando wäre in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden. Das Filmmuseum zeigt im Rahmen einer Retrospektive auch "Endstation Sehnsucht". (Foto: Filmmuseum München)

Im April finden wie jedes Jahr die Architekturfilmtage statt, kurz darauf widmet sich eine Doppel-Werkschau dem griechischen Starregisseur Yorgos Lanthimos ( "Poor Things", "The Favourite") und seiner Weggefährtin Athina Rachel Tsangari ("Attenberg"). Der Juli ist für die Stummfilmtage reserviert, gezeigt werden restaurierte Werke von Georges Méliès, Buster Keaton, Ernst Lubitsch, Franz Osten und Walt Disney, dazu gibt es Live-Musik. Es gibt bekannte, unbekannte oder wiederentdeckte Werke zu sehen, so wie man es auch aus anderen Museen kennt.

Frühling- und Sommerprogramm Filmmuseum, ab 29. Februar bis Ende Juli, Filmmuseum München , St.-Jakobs-Platz 1

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