Kino:Land der Dichterinnen und Denkerinnen

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Über die österreichische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek hat Claudia Müller einen Dokumentarfilm gedreht mit dem Titel "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen". (Foto: Farbfilm Verleih)

Das Schamrock-Filmfestival "Female Presence" im Werkstattkino stellt Künstlerinnen in den Mittelpunkt.

Von Josef Grübl

Man könne sie wegschmeißen oder ein wenig behalten, in sie hineinkriechen, herauskommen oder drinbleiben: Elfriede Jelinek gibt genaue Anweisungen, was das Publikum mit ihr beziehungsweise ihrem Werk alles machen könne. Die österreichische Schriftstellerin und Nobelpreisträgerin eckt an und deckt auf, sie polarisiert und provoziert, ist sprachgewaltig und scheut keine Kontroversen. Nur ignorieren kann man sie nicht. Die deutsche Regisseurin Claudia Müller hat im vergangenen Jahr einen Dokumentarfilm über sie gemacht: "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen" folgt den Gedankenströmen der Autorin, geschickt werden Interviews, Textcollagen, Familienaufnahmen oder Teile von Theaterinszenierungen aneinander montiert. Dafür hat Müller den Deutschen und den Österreichischen Filmpreis gewonnen, im Kino lief der Film aber nur kurze Zeit.

Am 11. November eröffnet der Jelinek-Film das Schamrock Filmfestival "Female Presence" im Werkstattkino. Zwei Wochenenden lang geht es um weibliche Präsenz in Gestalt von Dichterinnen und Musikerinnen. Man stelle diese Frauen ganz bewusst in den Mittelpunkt, so die Ankündigung der Organisatoren, der Schriftstellerin Augusta Laar und des Soundkünstlers Kalle Aldis Laar: "Es gibt zwar Filme über sie, die aber nirgends zu sehen sind." Insgesamt 14 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme werden gezeigt, am 18. November ist auch eine Gesprächsveranstaltung mit der Münchner Musikerin Marja Burchard und der Regisseurin Rebecca Zehr geplant. Das Ganze findet im Optimal Schallplattenladen an der Kolosseumstraße 6 statt, im Anschluss daran geht es weiter ins nahe gelegene Werkstattkino, wo Zehrs Dokumentarfilm "A Sound Of My Own" aus dem Jahr 2022 (über Burchards Band Embryo) aufgeführt wird.

Auf dem Festival ist auch "Land of Dreams" zu sehen, der jüngste Spielfilm der Exil-Iranerin Shirin Neshat. (Foto: W-film Ghasem Ebrahimian Bon Voyage Films Palodeon Pictures)

"Frau, Leben, Freiheit": Unter diesem Slogan demonstrieren Menschen im Iran für die Rechte von Frauen, seit dem gewaltsamen Tod der Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022 ist daraus eine weltweite Massenbewegung geworden. Das Festival im Werkstattkino möchte ebenfalls auf die Situation der iranischen Frauen aufmerksam machen und zeigt dazu am 12. November drei Filme: den sechzig Jahre alten Kurzfilm "Das Haus ist schwarz" der Dichterin Forough Farokhzad, den deutschen Dokumentarfilm "The Female Voice of Iran" (über iranische Sängerinnen mit unterschiedlichen ethnischen Wurzeln) und den jüngsten Spielfilm der Exil-Iranerin Shirin Neshat.

Die bekannte Künstlerin, Fotografin und Filmemacherin hat "Land of Dreams" in den USA gedreht; vor zwei Jahren feierte die Science-Fiction-Komödie Premiere bei den Filmfestspielen in Venedig. Es geht um eine Frau, die in der nahen Zukunft durch den Mittleren Westen reist und im Auftrag der Regierung die Träume der Bürger aufzeichnen soll. Neben Hauptdarstellerin Sheila Vand sind Stars wie Matt Dillon oder Isabella Rossellini zu sehen; Neshats Film ist politisch und poetisch zugleich. Als Abschlussfilm läuft am 19. November Sydney Pollacks Doku "Aretha Franklin: Amazing Grace", darin geht es um ein Kirchenkonzert der "Queen of Soul" aus den Siebzigerjahren.

Schamrock Filmfestival - Female Presence, Sa., 11. und So., 12. Nov., sowie Sa., 18. und So., 19. Nov., Werkstattkino , Fraunhoferstr. 9

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