Fünf für München:Von Kaisern und Königen

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Ein alter Moosacher: Feridun Zaimoglu. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Schriftstellerin Monika Czernin bekommt einen Literaturpreis, Schuhmacher Louis Lampertsdörfer, der schon Charles III. als Besucher hatte, zeigt sein Handwerk - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Sabine Bader, Sabine Buchwald, Sonja Niesmann und Stefanie Witterauf

Besuch

"Moosach war wirklich, München nur ein Gerücht", schreibt Feridun Zaimoglu in seinem Text "Nicht dabei", in dem er sich für ein Blog-Projekt der Monacensia an seine Jugend erinnert. Zaimoglu, 1964 im anatolischen Bolu geboren, ist bald nach seiner Geburt mit den Eltern nach Moosach gezogen. Er hat die Grundschule am Amphionpark besucht und die Siebzigerjahre in Moosach verbracht: "auf der abgewandten Seite der Stadt."

Das ist nun eine Weile her. Zaimoglu lebt mittlerweile in Kiel, wo er Kunst und Humanmedizin studierte, und ist längst kein "Abgewandter" mehr. Der Schriftsteller hegt wohl keine Ressentiments gegen den Ort seiner Kindheit, auch wenn er diese Zeit kritisch beurteilt. Die Einladung des Gymnasiums Moosach aus Anlass dessen 50-jährigen Bestehens hat er gerne angenommen. Am Donnerstag, 15. Juni, Beginn 19.30 Uhr, wird er dort aus zwei seiner Bücher lesen, aus "Leyla" und "Siebentürmeviertel". "Nach Rücksprache mit dem Autor haben wir uns nicht für sein neuestes Buch ,Bewältigung' entschieden", erklärt die Deutschlehrerin und Fachschaftsleiterin Christina Heller, Zaimoglu meinte, es sei zu hart für die Schüler.

"Leyla" erschien den Veranstaltern besonders passend auch hinsichtlich der Biografien vieler Schüler und deren Eltern. Zaimoglu beschreibt aus der Sicht des Mädchens Leyla die Geschichte einer türkischen Einwandererfamilie. Der literarische Durchbruch gelang Zaimoglu 1995 mit dem Buch "Kanak Sprak". Seitdem veröffentlichte er mehrfach ausgezeichnete Romane, verfasst Theaterstücke, Drehbücher und schreibt für Zeitungen. Karten für die Lesung gibt es in der Buchhandlung Blattgold, Bunzlauer Platz 7, und an der Abendkasse.

Buch

Geehrt, gerührt: die Tutzinger Schriftstellerin Monika Czernin. (Foto: Nila Thiel)

Die Schriftstellerin und Filmemacherin Monika Czernin, 58, wird mit dem "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis" geehrt, den bereits Golo Mann, Helmut Schmidt oder Arno Geiger erhalten haben. Er ehrt Werke, wenn diese jene seltene Kombination von literarischer Qualität und historischer Akkuratesse aufweisen. "Ich war hin und weg darüber, dass mir exakt für diese Formel ein Preis verliehen wird, die ich jetzt seit vielen Jahren in meinen Büchern versuche zu verwirklichen." Die Auszeichnung 2023 erhält die am Starnberger See lebende Autorin für ihr Werk "Der Kaiser reist inkognito - Joseph II. und das Europa der Aufklärung".

Bühne

Lust am Protest gegen die Geringschätzung des Alters, Vergnügen am Komödiantischen: Seit fast 15 Jahren macht "Die Runde 70", ein Kreis nicht mehr ganz junger Damen, unter professioneller Leitung Theater - nicht nur für ältere Zuschauer, versteht sich. Sie sind unter anderem auf "das Liebes-Karussell" gestiegen und haben sich mit Tschechows Heiratsantrag beschäftigt. Nun haben Esther Straimer und Barbara Altmann (Text und Regie) "ein Herz für schräge Vogel" entdeckt, so heißt die szenische Collage, die demnächst in der Pasinger Fabrik zur Aufführung kommt; Premiere ist am 22. Juni.

Esther Straimer ist freischaffende Schauspielerin, Regisseurin, Sprecherin und Schauspiellehrerin in München; Barbara Altmann studierte Jura und Soziologie und absolvierte eine Schreinerlehre, seit 2013 ist sie unter der Regie von Anton Prestele als Schauspielerin, Dramaturgie- und Regieassistentin fürs Theater Apropos im TamS tätig. Übrigens: Die Runde freut sich immer über weitere theaterbegeisterte, ältere Menschen, die auf der Bühne stehen möchten.

Bier

Steffen Marx träumt von einem Wiesnzelt für sein Giesinger Bräu. (Foto: Stephan Rumpf)

Von den Anfängen in einer Untergiesinger Garage bis zum Umzug 2020 nach Feldmoching mit eigenem Tiefbrunnen, einem jährlichen Ausstoß von 20 000 Hektolitern und Wiesn-Ambitionen: Eine Menge Filmmaterial hat das Team vom Giesinger Bräu in fast zwei Jahrzehnten gesammelt, geschnitten, vertont. Unter der Regie von Raphael Lauer ist daraus die Dokumentation "Straight Outta Giasing" entstanden, die am Dienstag, 6. Juni, bei Kino, Mond & Sterne im Westpark gezeigt wird, noch ehe sie in die Kinos kommt. Natürlich ist Brauereigründer und -inhaber Steffen Marx mit seinem Team bei der Open-Air-Premiere dabei. Infos: www.kino-mond-sterne.de.

Boots

Hat sogar Charles III. getroffen: Schuhmacher Louis Lampertsdörfer. (Foto: privat)

Louis Lampertsdörfer, 32, hat im Mai bei der Schuhmacher-Weltmeisterschaft in London den dritten Preis belegt, gehört also demnach zu den besten der Welt. Schon während seiner Schulzeit hat der Münchner bei Christian Burghart gelernt und nach dem Unterricht bei ihm gearbeitet. Allerdings war dieser auf orthopädische Schuhe spezialisiert und nicht auf klassische Herrenschuhe, wie sie Lampertsdörfer nun fertigt. "Ich hatte schon immer ein großes Interesse an gut gemachter Kleidung", sagt Lampertsdörfer.

Doch das Handwerk blieb zunächst ein Hobby. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen und merkte aber, dass ihm etwas fehlte. Lampertsdörfer wollte etwas mit seinen Händen machen. Nach seinem Abschluss schickte er Bewerbungen an Betriebe in ganz Europa. Eine Zusage bekam er von einer renommierten Maßschuhmacherei in London, die auch Schuhe für den englischen König Charles III. anfertigt. So kam es, dass eben jener zu Besuch in die Werkstatt kam, sich umschaute und sich von Lampertsdörfer ein wenig das Schuhemachen zeigen ließ. "Allerdings war er da noch ein Prinz", sagt der 32-Jährige. Sein Handwerk übe er so aus, wie man es vor hundert Jahren schon gemacht habe, sagt er. Nur das Design ändere er, denn: "Die Schuhe müssen heute funktionieren. Für ein modernes Leben." Seit 2020 ist Lampertsdörfer aus England zurück in seiner Heimatstadt, fertigt seine Schuhe im Westen der Stadt und hat einen Showroom in Pasing. Doch die meisten seiner Kunden kommen aus Amsterdam, Genf und Paris.

In der offenen Werkstatt "Art of Shoes" im "Mim - Raum für Kultur" in der Hans-Sachs-Straße 15 zeigt Lampertsdörfer bis zum 17. Juni sein Handwerk.

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